Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)
Muskeln und scharfen Waffen. Arun bekam Zweifel darüber, was sie nun tun sollten, doch Eryn, blind vor Hass, ergriff die Initiative.
„Willen!“, rief er laut über den Platz. „So dankst du den Fenn ihre Gastfreundschaft über all die Jahre?“
Willen zuckte kaum merklich zusammen, doch als Eryn heran war, hatte er sich bereits wieder gefasst. „Ich grüße dich, Eryn. Was meinst du, mit deinen Worten?“, fragte er mit gespielter Verwunderung.
Die Wut des jungen Fenn wurde nur noch größer.
„Gestern brannte meines Vaters Haus. Mörder haben meine Eltern getötet und ich fordere Gerechtigkeit!“
„Das tut mir außerordentlich leid. Das sind schlimme Nachrichten“, säuselte Willen, doch seine Augen mieden Eryns Blick.
Er lügt. Er war dort.
Dann mischte sich der bullige Mann mit der Streitaxt am Gürtel ein: „Was will das Jüngelchen von uns, Willen?“ Der zuckte nur die Achseln.
Eryn war kein guter Diplomat und geradeheraus brachte er die Dinge zur Sprache:
„Du bist mit diesen Männern hier gesehen worden, als ihr den Weg von Falgars Tal gekommen seid und die Gastlichkeit meiner Eltern habt ihr mit Mord vergolten! Mein Vater, Bron Bärentöter, hat fünf der Mörder mit sich genommen, doch ich kann nicht ruhen, bis alles Unrecht gesühnt ist.“
Willen wollte etwas sagen, doch der große Mann drängte ihn zurück und ergriff das Wort: „Ho, ho, das sind schwere Anschuldigungen. Willst du uns etwa verdächtigen? Wir sind ehrliche Reisende, die das Unwetter gestern überrascht hat und dadurch haben wir viel Zeit verloren und erreichten Aspentor erst in der Nacht. Deinen Vater kenne ich nicht und wenn da auch Schlimmes geschehen sein mag, wir haben nichts damit zu tun. Und nun behellige uns nicht weiter.“
Eryn hielt den Griff seines Langmessers fest gepackt, doch auch die Männer um Willen hatten ihre Hände an den Waffen. Die Wendung der Sache gefiel Eryn gar nicht. Irgendwie hatte er in seiner Naivität gedacht, dass er die Mörder stellen und im Kampf Rache nehmen würde. Nun sah es aber so aus, als ob die Mörder nicht kämpfen wollten. Sie nehmen mich nicht ernst. Aber es sind die Mörder, das ist offensichtlich!
Sie hatten einige frische Wunden. Hier hatte ein Kahlköpfiger einen Schnitt notdürftig mit einem Stofffetzen verbunden und das dunkle Stück Stoff war durch frisches Blut noch dunkler gefärbt. Zerrissene Kleidung, kleinere Kratzer, zahlreiche Blutspritzer auf Hemd und Hose. Nein, es gibt keinen Zweifel, dies sind die Männer, die wir suchen.
Arun flüsterte Eryn ins Ohr: „Lass sie gehen. Wir stellen sie später, wenn wir aus der Stadt sind.“
Doch Eryn hörte nicht auf Falkenherz: „Dann erklärt mir mal das Blut auf eurer Kleidung und wie ihr zu den Wunden gekommen seid“, forderte er patzig.
„Ich werde dir gar nichts erklären und nun pack dich, bevor ich mich vergesse.“ Die Stimme des Anführers glich einem tiefen Grollen.
„Lass uns gehen, Tarn“, versuchte Willen sich kläglich bemerkbar zu machen. Denn schon hatte die Gruppe die Aufmerksamkeit der anderen Leute auf sich gezogen und das geschäftige Markttreiben hielt inne. Die Leute sahen neugierig zu ihnen herüber.
Die Wut ließ Eryn alle Vernunft vergessen. Er ignorierte in jugendlichem Leichtsinn die Überlegenheit der Mörder in Kraft und Kampferfahrung sowie die Umgebung, in der er sich befand. Schon lag das Langmesser in seiner Hand.
„Die Götter der Fenn sorgen für Gerechtigkeit. Warst du es, der Bron hinterrücks erschlagen hat? Denn ein Feigling wie du könnte ihn nie besiegen!“
Mit Klirren und Schaben fuhren nun auf beiden Seiten die Waffen aus den Scheiden.
„Wir werden jetzt einfach gehen, Jüngelchen, und du wirst uns nicht aufhalten. Wenn dir dein Leben lieb ist, dann steck dein Spielzeugmesser weg...“ Tarn ging in einem Bogen um Eryn herum und seine Männer fächerten aus.
Der ganze Tumult rief die Wachen auf den Platz und zwei Soldaten hielten nun Tarn auf: „Waffen weg! Was ist hier los?“ Auch die Soldaten wären für Tarn kein Hindernis gewesen, doch es war nicht klug, sich hier mit der Obrigkeit anzulegen. Das hatte Tarn schon in vielen anderen Ländern getan.
„Entschuldigung, Sir. Diese jungen Leute suchen Streit und wir wollten gerade gehen.“ So schnell die Klingen vorhin gezogen worden waren, so schnell verschwanden die Waffen nun wieder. Nur Eryn hielt das Langmesser noch stur in der Hand.
„Auch du, Waffe weg!“, bellte ihn der Soldat an.
Trotzig
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