Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)
und die Halunken um Willen nur beobachtet, so hätten sie die Männer vor der Stadt stellen können. Andererseits, wenn dieser Tarn es mit seinen Spießgesellen durch das Tor schaffte, dann würde es sehr schwierig werden, die Spur weiter zu verfolgen und die Chance, dass sie entkamen, stieg damit extrem.
„Der Clan wird kommen. Vielleicht sind sie schon vor der Stadt und die Alten werden wissen, was zu tun ist“, sagte Arun, aber erneut entgegnete Eryn hitzig:
„Die Alten reden immer nur von Frieden. Sie haben vergessen wie man kämpft. Was auch immer geschehen wird, ich werde meine Eltern rächen.“
Die anderen schwiegen und Eryn verlor sich in seinen Gedanken. Da war diese Leere. Nie wieder werde ich die Stimme meiner Eltern hören, ihre Gesichter sehen oder sie umarmen. Ein Kloß bildete sich in Eryns Hals. Von einem Tag auf den anderen war er alleine und einzig der Gedanke an Rache war ihm geblieben. Ich könnte später zurückkehren und den Hof wieder aufbauen . Doch der Gedanke an die verbrannte Ruine stieß ihn ab. Er wollte die Erinnerung an die guten Zeiten behalten und die schrecklichen Geschehnisse einfach verdrängen. Nein, sagte er sich selbst, meine Entscheidung, mich Vrat anzuschließen, ist richtig. Der Rabe wird kämpfen und Brons Tod liefert den Grund dafür . Die Tiefländer haben bisher nur Schlechtes ins Land der Fenn gebracht. Vielleicht trifft dieser Tiefländerkommandant eine gerechte Entscheidung, dann wird noch eine Weile länger Frieden herrschen. Doch neue Ungerechtigkeiten werden geschehen und schon bald werden die jungen Krieger ihre Bögen spannen und die Langmesser ziehen. Und ich werde einer von ihnen sein.
Sir Orten und der dickliche Mann der Händlergilde kamen zurück. Der schneidige Offizier veranstaltete wieder die gleiche Zeremonie wie zu Beginn: „Im Namen des Prinzen von Ardeen…“
Wer auch immer das sein mag, dachte Eryn ärgerlich, hier ist das Land der Fenn. Die Clans entscheiden hier, nicht so ein Prinz von irgendwo.
Dann sprach der Kommandant, Sir Orten. Er sprach davon, dass er alles daran setzen werde, die Schuldigen an dem Mord an Bron und Lyesell der Gerechtigkeit zu überantworten, aber es gebe keine Beweise dafür, dass Tarn und seine Männer tatsächlich die Gesuchten wären. Und Unrecht dürfe nicht neues Unrecht nach sich ziehen. Darum müssten weitere Untersuchungen und Befragungen stattfinden. Man müsse Männer nach Falgars Tal entsenden, um dort Nachforschungen anzustellen. Solange würden Willen, Tarn und seine Gesellen in Aspentor unter Arrest stehen. Damit beendete er seine Ansprache.
Im Saal entstand lauter Tumult. Keine der Parteien war mit dem Ausgang der Verhandlungen wirklich zufrieden. Eryn schrie wutentbrannt auf und aus der anderen Ecke rief Tarn mit seiner tiefen Stimme lautstark dazwischen. Wer Meister Eglund beobachtete, konnte erkennen, wie dieser spöttisch das Gesicht verzog. Nur für einen Moment huschte ein siegessicheres Grinsen über seine Lippen, dann hatte er sich wieder in der Gewalt.
Sir Orten ließ Tarn in Gewahrsam nehmen und Eryn mit seinen Freunden aus dem Saal eskortieren. Man geleitete sie höflich, aber bestimmt zum Tor der Siedlung Aspentor hinaus.
Die jungen Fenn kochten vor Wut. Sie gingen noch ein Stück den Berghang hinauf und ließen sich an einer Stelle nieder, von der aus sie Aspentor und auch die Straße beobachten konnten. Hitzig redeten sie über die Ereignisse. Dann entschieden sie schnell, wie sie weiter vorgehen wollten. Eryn sollte mit Deren vor Ort warten, während Arun und Aileen zu Jack Torweg gehen würden, um dem Clanführer vom Langen Tal zu berichten, was hier geschehen war und Savas wurde ausgewählt, um ihren Leuten entgegenzugehen und sie über das inzwischen Vorgefallene zu unterrichten.
Am Abend lagerten an die zweihundert Krieger in den Wäldern um Aspentor. Da waren die Männer aus Brons Clan, die nun Corman Silberfell anführte. Aus dem Langen Tal war Jack Torweg mit seinen Kriegern gekommen. Unter ihnen befand sich auch Vrat der Rabe. Alle waren bestürzt über den Tod Bron Bärentöters, der ein beliebter und geachteter Mann gewesen war. Sie hielten Rat und selbst die Besonnensten unter ihnen sprachen nicht mehr von Frieden. Aller Unmut kochte hoch und noch bevor der neue Morgen graute, beschlossen die Fenn ihr Land mit Gewalt zurückzufordern.
Zwar waren die Wachen in Aspentor verdoppelt worden, doch die Fenn wussten sich lautlos zu bewegen. Es gab viele Schatten,
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