Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)
Scagens Augen blitzte es auf.
„Waffen weg! Es ist vorbei!“, zischte Branden, doch Scagen sprang vorwärts und schrie:
„Es ist Zeit, Bruder!“ Noch bevor er selbst einen Hieb austeilen konnte, hatten ihn drei Schwerter durchbohrt und er verstummte für immer.
Hal, der zuvor schon unschlüssig gewesen war, entmutigte der Tod seines Bruders vollends und er warf das Messer weg.
Im Nu hatten sie ihn überwältigt, gefesselt und geknebelt. Die ganze Aktion dauerte nicht länger als ein paar Sekunden und so beschloss Branden zu versuchen, seine Beute wieder einzuholen. Raegnir erzählte ihm von einem Tal, welches als Lagerplatz für die Banditen ideal wäre und beschrieb auch grob den Weg. Dann wies ihn der andere Waldläufer darauf hin, dass Branden sichtbar geworden war, als er den Mann berührt hatte.
Schön, dass ich dieses Detail erst jetzt erfahre. Das hätte mir noch eine böse Überraschung bescheren können. Mit den magischen Dingen muss man vorsichtig sein. Manchmal machen sie gar nichts, manchmal zu viel und meistens nicht das, was man wirklich will.
Und während der Stoßtrupp mit Raegnir beschloss, an Ort und Stelle zu warten bis der Rest der Garde eintraf, machte sich Branden auf die Suche nach dem Schatten und dem besagten Tal. Mal sehen, was ich früher finde? Meine Schönheit oder den Rebellenunterschlupf?
Die Schwarze Garde fand unter Willens Führung genauso leicht den Weg wie zuvor Raegnir mit der kleineren Truppe, und so befanden sie sich nicht weit hinter dem Stoßtrupp. Auch Willen hatte sich auf dem Weg Gedanken gemacht, welcher Ort günstig wäre, um der Bande Unterschlupf zu bieten. Während sie der Spur folgten, fiel bereits eine der Alternativen wieder weg. Und als sie wieder mit dem Stoßtrupp zusammentrafen, war sich Willen ziemlich sicher, dass die Gesetzlosen im Adlertal lagerten.
Das Tal hatte einen schmalen Zugang von dieser Seite des Berges, dann verbreiterte es sich und zog sich in die Länge. Ein kleiner Gebirgsbach floss hindurch und bot ausreichend Wasser. Zur anderen Bergseite hin gab es ebenfalls einen Durchgang, der eine ideale Fluchtmöglichkeit darstellte. Um von der anderen Seite aus dorthin zu gelangen, brauchte man an die zehn Stunden. Also war es nahezu undenkbar, dass das Lager von zwei Seiten gleichzeitig angegriffen würde, es sei denn, der Graue Wolf plante den Angriff.
Was mir jetzt noch fehlt, ist die hundertprozentige Sicherheit, dass es der richtige Ort ist. Dieser Branden ist also unterwegs, um zu kundschaften. Es schmeckte dem Grauen Wolf wieder einmal überhaupt nicht, dass Branden Hold sich eigenmächtig zum Handeln entschlossen hatte, auch wenn dessen Entscheidung durchaus richtig gewesen war.
Den älteren Mann, dem Branden die Kehle durchgeschnitten hatte, identifizierte Raegnir als Corbe. Er war einer der Anführer bei den Geächteten gewesen. Der andere Tote war ein unbedeutenderes Bandenmitglied, der sich mutig der Übermacht in aussichtslosem Kampf entgegengeworfen hatte. Sein Bruder war nicht so beherzt gewesen und das mochte nun zum Vorteil der Schwarzen Garde sein.
Der Gefangene kann uns die restlichen Informationen liefern. Er ist fast noch ein Kind . Hal hieß der hagere Bursche, in dessen Augen sich nun die nackte Angst spiegelte. Es wird nicht lange dauern, bis er redet. Dessen bin ich mir sicher. Es gehörte zu den schmutzigsten Seiten des Krieges, Verhöre durchzuführen und Lord Boron delegierte das an Sir Oswold. Dem behagte es genauso wenig, jedoch konnte er sich dem Befehl nicht widersetzen.
Zwei Veteranen der Garde nahmen den Burschen in ihre Mitte und schleiften ihn ein Stück beiseite. Sir Oswold nahm Willen mit und sie begannen das Verhör.
Als Hal begriff, was ihm bevorstand, pisste er sich schon fast in die Hosen.
Ich bin nicht so mutig wie Scagen. Das bin ich nie gewesen. Aber Scagen ist bereits tot – dem kann keiner mehr was anhaben, doch mir schon. Und Hal schluckte.
Vielleicht wäre es besser gewesen, so wie Scagen die fremden Krieger anzugreifen.
Doch ich war wie versteinert, als sie plötzlich aufgetaucht sind. Und den Mann mit dem dunklen Bart habe ich erst gesehen, als er unter uns stand und Corbe das Messer über den Hals gezogen hat. Der Mörder ist aus dem Nichts aufgetaucht. Das ist dunkelste Zauberei.
Dann versuchte Hal seiner Angst Herr zu werden: Ich bin ein Fenn. Ich muss mutig sein und versuchen, die anderen zu warnen, sagte er zu sich selbst, doch wenn er ehrlich war, glaubte er sich selbst
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