Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)
vollbracht haben. Wenigstens einen Platz hätte der Prinz mir anbieten können, damit ich mir nicht vorkommen muss, wie ein lästiger Dienstbote, der gerade stört. Lord Boron schluckte seinen Ärger hinunter und entgegnete nur lahm: „Mein Prinz, vielleicht sollte man die Soldaten für den Kampf auszeichnen. Sir Oswold hat sich auch sehr verdient gemacht und Meister Eriwen war so lange im Unhaer, dass er den Weg zurück fast nicht mehr geschafft hätte. Seine Schüler haben mir berichtet, Meister Eriwen habe sogar Blut erbrochen, als sie Falgars Tal wieder erreichten und es stand auf Messers Schneide.“
Der Herr des Schwarzen Turmes wühlte in dem Haufen Bücher auf seinem Tisch herum:
„Ja, zeichnet die Leute aus, das ist gut für die Moral der Truppe.“
„Mein Prinz, wollt Ihr das nicht selbst machen? Das würde größere Wirkung zeigen.“
Kurz hatte Lord Boron das Interesse des Prinzen und der hielt in seinem Tun inne und sah auf: „Mein guter Lord, ich bin äußerst beschäftigt und gerade an einer wichtigen Sache dran. Ich bin sicher, dass Ihr die Ehrungen ebenso würdevoll überreichen könnt. Und zahlt den Soldaten, die im Kampf waren, eine Gratifikation. Schließlich ist Ulf Merett äußerst großzügig.“
Wieder wandte sich Raiden seinen Büchern zu.
Ist das jetzt der Rausschmiss?, dachte der Graue Wolf ärgerlich und schon wollte er gehen. Halt! Ich habe ja noch die Artefakte in der Tasche. Er ging einen Schritt nach vorne und legte die Ringe und Ketten auf ein kleines freies Eck an der Tischkante.
„Mein Prinz, hier sind die Artefakte, die Ihr mir anvertraut habt. Leider kann ich Euch den Ring, der unsichtbar macht, nicht zurückgeben.“
Der Schwarze Prinz war nicht sonderlich betrübt. „Ich werde es Euch nachsehen, dass Ihr ihn verloren habt. Es war kein besonders herausragendes Artefakt. Nur in der Hinsicht, dass der Ring im Unhaer seine Wirkung entfalten kann... und nachdem ich das Unhaer nicht betreten werde – ist der Verlust halb so tragisch.“
„Nun, verloren habe ich den Ring nicht direkt, mein Prinz. In Falgars Tal traf ich auf Branden Hold und verdingte ihn als Kundschafter. Ich dachte, man könne ihm vertrauen, da er Eurer Hoheit bereits früher zu Diensten war, doch das stellte sich als großer Irrtum heraus. Zwar half Branden uns zuerst bei der Mission, verschwand dann aber noch vor dem Kampf mitsamt dem Ring und ist nicht wieder aufgetaucht.“
Abrupt fixierten Prinz Raidens stahlblaue Augen den Kommandanten der Garde. Dann lachte er laut auf. „Mein guter Lord Boron, Branden Hold vertraut man doch nicht so einen Ring an.
Das ist als ob man einer Elster etwas Glitzerndes hinhält. Doch keine Sorge, er wird ihn wieder zurückbringen. Ich werde ihm diesbezüglich eine Nachricht zukommen lassen.“ Dann sinnierte er vor sich hin. „Branden Hold. Hätte nicht gedacht, dass sich der Halunke in einer dreckigen Stadt im Nirgendwo herumtreibt.“
Das war Lord Boron einfach zu viel. Wir riskieren unser Leben im Namen des Prinzen und er scheint es gar nicht zu bemerken. Von Worten des Lobes und der Anerkennung ganz zu schweigen. Und nun spricht er von diesem aalglatten Halunken Branden Hold in einem Ton, als hätte der etwas besonders Beachtenswertes gemacht.
Tja, das hat Branden wohl auch, wenn Diebstahl und Desertation die wahren Heldentaten sind. „Ich hätte gerne zwei Wochen Urlaub, mein Prinz.“
„Ist in Ordnung. Erholt Euch ruhig etwas. Ich denke, das habt Ihr Euch verdient.“ Und schon wieder waren die Bücher wichtiger.
„Jawohl, mein Prinz, mit Eurer Erlaubnis.“ Lord Boron salutierte übertrieben. Ich denke auch, dass ich das verdient habe!
Durch die Gitterstäbe seiner Zelle konnte Eryn sehen, wie sie auf dem Marktplatz den Galgen errichteten. Seine Erinnerungen an die vergangenen Tage waren verschwommen. Sie hatten ihn auf eine Trage gebunden und ins Tal getragen. Die Beinwunde entzündete sich und bereitete höllische Schmerzen. Manchmal verlor er das Bewusstsein und bewegte sich bereits an der Schwelle des Todes, als sie Falgars Tal schließlich erreichten.
Dort wurde ein Magier herbeigeholt und vollbrachte sein frevlerisches Werk und heilte die Wunde. Es ist falsch, so was zu tun. Wenn die Götter beschließen, dass die Zeit für einen Menschen gekommen ist, dann sollte man nicht mit widernatürlicher Magie dagegen wirken . Andererseits war er doch sehr erstaunt gewesen, wie schnell die Schmerzen verschwunden waren und an die Wunde
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