Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)
auf den Marktplatz. Keiner wagte es, sich ihnen in den Weg zu stellen.
Sie überquerten den Marktplatz und folgten einer Straße, die fast menschenleer vor ihnen lag. Schließlich hatten sich ja alle auf dem Platz versammelt und nun schien keiner auch nur das leiseste Interesse daran zu haben, ihnen folgen zu wollen.
Als sie die Menge hinter sich gelassen hatten, befreite der Sucher Eryn von seinen Fesseln. Ebenso verschwanden die Bannzauber, die Eryn bisher schweigend vor dem Magier hatten hergehen lassen.
„Bitte verhaltet Euch ruhig und folgt mir zur Herberge. Ich werde Euch später alles erklären“, sagte Xeres Gort mit ruhiger Stimme und Eryn war im Augenblick gleichermaßen erleichtert und verwirrt. Dem Tode knapp entronnen, bin ich nun in Gesellschaft eines Magiers – also einer von jenen Männern, die götterlästerlich Zauber gegen die Natur wirkten. Und dass dieser Mann über Zauberkräfte gebot, hatte Eryn ja mit eigenen Augen gesehen.
„In Ordnung“, antwortet Eryn dem – wie hat der sich doch gleich genannt – ‚Sucher der Bruderschaft‘.
So gingen sie noch ein paar Straßen weiter und betraten dann eine kleine Herberge. Eine Magd räumte im Schankraum auf, schenkte ihnen aber keine größere Beachtung, als sie die Treppe emporstiegen. Oben angekommen, betraten sie dann eines der Zimmer. Dort standen ein Tisch mit zwei Stühlen und ein Bett. Ein Regal an der Wand bot Platz für die Habseligkeiten der Gäste. Der Magier wies Eryn freundlich an, Platz zu nehmen, drehte sich dann um und nahm zwei Becher aus dem Regal. Diese füllte er mit dem Wasser, das in einem Krug auf dem Tisch stand.
Einen der Becher schob er Eryn zu: „Trinkt erst einmal. Also, ich brauche jetzt einen Schluck. Zauberei ist anstrengender, als sie aussieht, und für die Lackaffen dort draußen musste ich das alles schon etwas eindrucksvoll gestalten. Sonst hätten sie Euch doch noch einen kleinen Schubs gegeben.“ Er zwinkerte Eryn zu und setzte den Becher an die Lippen.
Ich habe tausend Fragen an diesen seltsamen Mann. Aber ich habe auch so großen Durst. Man hat es schließlich nicht für notwendig befunden, mir am Tag meiner Hinrichtung noch etwas zu trinken zu geben. Der Durst ist übermächtig. Ich muss ihn erst einmal löschen.
In tiefen Zügen leerte Eryn den Becher und genoss das erfrischende Gefühl. Das Wasser war sehr wohlschmeckend und eine tiefe Zufriedenheit machte sich in ihm breit. Angenehme Wärme durchflutete ihn und alles schien auf einmal ein bisschen gedämpft um ihn herum zu sein. Seltsam, alles ist so dämmrig. Was wollte ich noch mal?
„Ihr wolltet Euch erst einmal ausruhen. Nehmt das Bett, Ihr seid sicherlich sehr, sehr müde“, sagte der nette, kleine Mann, der ihm gegenübersaß.
Eryn lächelte dümmlich: „Ja, das sollte ich tun.“
Dann legte er sich auf das Bett und war im Nu eingeschlafen.
Xeres Gort wischte sich die Schweißtropfen von der Stirn. Seine magischen Kräfte waren nicht besonders groß, ansonsten würde er etwas anderes machen, als durchs Land zu ziehen und Magiebegabte zu suchen. Die Aktionen der letzten Stunde hatten ihn an seine Grenzen gebracht . Puh! Illusions-, Luft-, Feuer- und Bannzauber, die ganze Palette meiner Möglichkeiten musste ich ausschöpfen.
Wie all die anderen Menschen auf dem Marktplatz war er eigentlich nur gekommen, um die Hinrichtung der Geächteten zu sehen. Das große Spektakel, von dem schon seit Tagen in der Stadt geredet wurde. Eigentlich wollte ich schon einen Tag früher abreisen, denn meine Arbeit hier war getan, doch die Neugierde hat mich bleiben lassen. Reine Sensationsgier. Zu meiner Schande muss ich eingestehen, dass dies ein Beweggrund ist, der für einen Magier eigentlich sehr unangemessen ist. Und so hatte er in der Menge auf dem Marktplatz gestanden um die Hinrichtung mitzuerleben.
Es war aus einer Laune heraus passiert, dass er alle Verurteilten gescannt hatte. Zunächst betrachtete er magisch den schmächtigen Jungen, der fast noch ein Kind war. Seine Fähigkeiten in den Kreisen Licht, Erde und Wasser sind minimal, kaum der Rede wert. Selbst für einen Unbegabten liegt das weit unter dem Durchschnitt. Verwundert aber auch nicht weiter, denn diese Fenn sind als äußerst unmagisch bekannt. Darum leben sie ja auch problemlos im Unhaer.
Dann wandte sich Xeres dem jungen, blonden Mann zu und scannte ihn flüchtig. Seltsam? Der scheint gar keine Magie zu haben. Aber das ist unmöglich. Alle Lebewesen besitzen Magie und
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