Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)
mir ist Magie?“, schlussfolgerte Eryn und Talasin gab ihm recht:
„Du hast sogar eine sehr starke und außergewöhnliche Begabung.“
Das ist doch Blödsinn!, dachte Eryn. Ich habe keine Magie.
Doch Talasin antwortete, als ob er die Worte gehört hätte: „Das ist eine Tatsache. Du kannst darauf noch nicht zugreifen, aber du wirst es lernen.“
Der bestimmt da gerade über mein Leben, als ob es da nichts weiter zu diskutieren gäbe.
„Bin ich jetzt ein Gefangener?“, fragte Eryn brüsk, doch Talasin winkte ab.
„Ein Gast. Bedenke all die Möglichkeiten, die sich dir hier eröffnen. Dein altes Leben kannst du hinter dir lassen und vergessen. Hier fragt dich niemand nach deiner Vergangenheit und welche Schuld du auf dich geladen hast. Du beginnst neu und blickst in die Zukunft.“
Wie kann der Magier von Schuld reden. Fast klingt das wie ‚Verbrechen‘. Genau so, wie die Tiefländer am Tag meiner Hinrichtung geredet haben. „Ich werde meine Vergangenheit nicht vergessen! Meine Eltern, und wie die Tiefländer sie ermordeten! Die Lehren über die wahren Götter und die Gesetze der Natur! Die Bräuche und Ehre der Fenn und wofür ich gekämpft habe! Wie wir betrogen wurden und unser Land gestohlen wurde! Die Tiefländer nennen uns Geächtete und Verbrecher, doch die wahren Verbrecher sind sie selbst!“ Eryn hatte hitziger geredet, als er ursprünglich wollte, denn schließlich war er hier gastfreundlich aufgenommen worden. Ich will dem freundlichen Mann gegenüber nicht undankbar sein, doch ich möchte über mein Leben frei entscheiden und sicherlich liegt es nicht in meiner Absicht, die schwarze Kunst der Magie zu erlernen . Seine Unbeherrschtheit aber schien an Talasin abzuprallen. Im Gegenteil, fast schien der andere leicht amüsiert zu sein.
„Wir sind keine Tiefländer, wie du sie nennst. Die Magier kommen aus allen Ländern und sind über die Zwistigkeiten der Staaten weit erhaben. Solches Tun ist uns zu banal.“ Dann fügte er hinzu: „Und was möchtest du selbst jetzt tun, Eryn?“
Ich habe meinen Namen nicht erwähnt. Wahrscheinlich hat er mit dem Sucher Xeres darüber gesprochen. „Ich möchte gehen. Mein Schicksal frei entscheiden und den Weg wählen, der mir gefällt.“ Jetzt wird er mich zurückhalten, oder zumindest versuchen, mich zum Bleiben zu überreden .
So überraschten ihn Talasins Worte: „Dann geh, wohin es dir gefällt. Wenn du zurückkehren willst, so bist du hier immer willkommen.“
Unsicher stand Eryn auf. Darauf gefasst, dass der Magier etwas unternehmen würde, doch es geschah nichts. Talasin beschrieb ihm sogar noch den Weg:
„Wenn du das Haus verlässt, dann folge der Straße nach Süden, so lässt du Aleroth bald hinter dir.“
„Danke“, sagte Eryn etwas verlegen, dann ging er zur Tür und öffnete sie. Er verließ das Zimmer, ohne dass er zurückgehalten wurde. Frei! Eryn konnte es kaum glauben.
Der Gang endete schließlich in einem kleinen Vorraum und von dort trat Eryn ins Freie. Er sah sich um und hinter ihm erhob sich das riesigste Bauwerk, das er je gesehen hatte. Der Turm ist ganz aus strahlend weißem Marmor. Er scheint bis unter die Wolkendecke zu ragen. Eryn hielt den Atem an . Ob man von dort oben auf die Wolken hinauslaufen kann, oder sogar mit den Göttern reden kann?
Den Kopf weit in den Nacken gelegt, konnte Eryn die Spitze des Turmes dennoch nicht erkennen. Dieses Bauwerk ist ein Wunder – oder lästerliche Magie. Der Gedanke dämpfte Eryns Erstaunen. Er wandte sich schnell ab und folgte der Straße nach Süden, so, wie Talasin es ihm beschrieben hatte. Menschen kamen ihm entgegen, aber niemand schenkte ihm besondere Beachtung. Es waren allesamt fröhliche Menschen, die lachten und scherzten und ihrer Arbeit nachgingen. Eryn passierte einen Torbogen und kam an Steinhäusern vorbei, die für seine Begriffe ebenfalls riesig waren. In Falgars Tal hatte er schon über die Bauten gestaunt, aber was er hier sah, hatte er sich in seinen kühnsten Träumen nicht ausgemalt. Vielleicht sollte ich doch zurückkehren. Alles scheint hier so sorgenfrei zu sein . Aber sein Herz riet ihm etwas anderes, als die Vernunft. Nein, ich habe die richtige Entscheidung getroffen. Ich gehöre nicht hierher. Die Magier führen mich in Versuchung. Das alles ist eine Prüfung der Götter. Die Bräuche und Sitten der Fenn sind mir heilig und ich bin als Fenn aufgewachsen, werde als Fenn leben und letztendlich als Fenn sterben. Das ist der Stolz eines Kriegers.
Die
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