Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)

älterer Mann mit einem langen Bart und einer Robe ähnlich der Talasins – unverkennbar ein weiterer Magier. Und wenn ich mir das hier so ansehe, dann ist das sicherlich ein Magierlehrer mit kleinen Magierschülern . Und tatsächlich hatte Eryn recht.
    „Ah, unser neuer Schüler ist eingetroffen“, wurde er begrüßt und dann stellte sich der Lehrer vor: „Ich bin Meister Agland und unterrichte die elementaren Grundlagen und Zusammenhänge der Magie.“
    Haben alle Magier diese säuselige Art an sich? Liebend gern hätte Eryn seinem Ärger Luft gemacht, doch er konnte nichts außer dasitzen und stumm zuhören. Talasin zwingt mich am Unterricht für kleine Magierkinder teilzunehmen. Das ist beschämend .
    Nach der knappen Begrüßung schenkte Meister Agland Eryn auch keinerlei weitere Beachtung mehr, sondern wendete sich wieder seinen Schülern zu. Die Kinder waren schätzungsweise in einem Alter zwischen acht und zehn Jahren. Sie schauten Eryn interessiert an, doch ihr Lehrer rief sie zur Ordnung:
    „Wir waren bei den zwölf Kreisen der Magie. Wer kann sie mir aufzählen?“ Einer der Jungen hob die Hand.
    „Gut, Fingold, versuche es einmal!“
    Der Junge begann: „Orange ist der Zweig der Heilung, Braun die Erde, Weiß steht für Luft, Blau für Wasser, Grün für die Lebewesen, Silber für den Geist, Violett für die Liebe, Schwarz für die Dunkelheit...“
    Ein anderes Kind unterbrach den Jungen und rief dazwischen: „Du hast Grau vergessen.“
    Meister Agland mischte sich ein: „Weren, lass Fingold erst einmal aussprechen. Es ist unhöflich, jemanden zu unterbrechen. Fingold, fahr fort.“
    Der Junge wiederholte: „Grau für Stein, Schwarz für die Dunkelheit, Rot für das Feuer, Gelb für das Licht und Gold für die Essenz.“
    „Sehr gut“, lobte Meister Agland.
    Das ist wie in meiner eigenen Kindheit, als der alte Narna uns von der Geschichte der Fenn und von den Göttern erzählt hat. Ich bin hier absolut fehl am Platz. So schweiften Eryns Gedanken schnell von dem Kinderunterricht ab und beschäftigten sich mit Talasin. Er malte sich aus, was er mit dem Magier machen würde, wenn er die Möglichkeit dazu bekäme. Und es war definitiv nichts Erfreuliches.
    Derweil erzählte Meister Agland, wie man den Fluss der Magie durch Gesten, Laute und Zeichen unterstützen konnte, erwähnte aber auch, dass dies nur Hilfsmittel wären und ein wahrhaft großer Magier dieser Hilfen nicht bedürfe, um seine Zauber zu wirken.
    Schließlich endete der Unterricht und Eryn verließ den Raum genauso ohne sein Zutun, wie er gekommen war.
    Zurück in seinem Zimmer fiel der Bann von ihm ab und er konnte sich wieder frei bewegen. Bei diesem zwanghaften, starren Sitzen verspannt jeder Muskel . So begann er sich zu strecken und zu dehnen, um die Verspannungen zu lösen. Ist das die Folter, die sich Talasin für mich ersonnen hat? Damit will er mich brechen und umstimmen? Es ist lächerlich. Als Jäger habe ich Geduld gelernt und ich kann warten, bis sich mir eine Chance bietet. Vielleicht sollte ich auf Talasins Spiel zunächst eingehen und mich willig zeigen, bis der Magier in seiner Wachsamkeit nachlässt...
     
    Als der Fenn das nächste Mal unfreiwillig zur Akademie ging, versuchte er, sich alles in der Umgebung einzuprägen. Straßen und Häuser, in welche Himmelsrichtung er sich bewegte, welchen Menschen er begegnete. Einfach alles, was ihm vielleicht einmal nützlich sein konnte.
    Die nächste Stunde bei Meister Agland begann ähnlich wie die vorhergegangene. Eines der Kinder zitierte die zwölf Kreise der Magie. Dann fragte der Lehrer die Kinder über Zauber der ersten Stufe aus. Er nannte sie auch reine Zauber ohne Verknüpfung. Für den Kreis Gelb, der für Licht stand, war es die Erschaffung von Licht.
    Wie sinnig. Die reden da nur blödes Zeug. Licht steht für Licht und Feuer ist Feuer.
    Ähnlich schnell fanden die Kinder die Antworten für Rot – Feuer und Violett – Liebe. Lange diskutierten die Kinder dann über das graue Element Stein. Schmelzen würde Feuer benötigen und sei kein reiner Zauber. Das Auffinden von Stein wäre eine Eigenschaft des Silbers – sprich des Geistes, ähnlich dem Scannen...
    Bla, bla, bla, unsinniges Wirrwarr. Wer möchte schon Steine finden? Geh auf einen Berg und du findest genug Steine. Dazu braucht man keine Magie. So machte sich Eryn seine eigenen ablehnenden Gedanken, als Meister Agland auf einmal in seinen Ausführungen innehielt. Nach kurzem Schweigen sagte er: