Ardeen: Band 1: Der Kreis der Magie (German Edition)
erfüllte den ganzen Raum und ließ ihn größer wirken.
„Ah, Meister Talasin, ich grüße Euch. Ich bin gerade erst zurückgekehrt.“
Meister Talasin verbeugte sich leicht. „Ehrwürdiger Meister, ich grüße Euch ebenfalls.“
Eigentlich wollte Meister Talasin auch gerade darüber reden, doch Meister Elderon kam ihm zuvor: „Und, wie macht sich der Junge so? Ich bin neugierig, ihn kennenzulernen.“
„Nun, ich will es nicht beschönigen. Er ist in keinster Weise kooperativ, lehnt sich gegen alles auf und redet von seiner Freiheit. Dabei sollte er dankbar sein, dass wir ihn vor dem sicheren Tod gerettet haben. Dumm und störrisch wie ein Esel. Ein zweiter Nurin fürchte ich.“
Nurin war ein Schimpfwort für einen tölpelhaften und dummen Magier. Nurin selbst hatte vor vielen Jahren wirklich gelebt. Er war ein über alle Maßen begnadeter Zauberer gewesen, was das Talent anbelangte. So besaß er alle zwölf Kreise und die noch dazu in beträchtlicher Stärke. Leider war er aber auch über alle Maßen blöde und einfältig, was dazu führte, dass er tölpelhaft viel Schaden anrichtete. Es gab viele Anekdoten über Nurin und sein Name stand inzwischen als Synonym für einen ‚magischen Trottel‘.
Meister Elderon lächelte gütig: „Ein vernichtendes Urteil. Lassen wir ihm Zeit. Das wird sich schon legen.“
Talasin war sich da nicht so sicher: „Er wird ohnehin viel Zeit brauchen, da er gar nichts weiß. Und ist es nicht gefährlich, ihm Wissen zu geben? Schließlich könnte er sich gegen uns wenden.“
Das ist nicht ganz von der Hand zu weisen. „Ich werde mir selbst ein Bild machen, Talasin. Schickt ihn nachher zu mir. Wo hat Sucher Xeres ihn noch mal gefunden?“
„Am Rande der Berge in Ardeen. Einer der störrischen Untertanen des Herrn von Naganor. Vielleicht sollte sich der Schwarze Prinz seiner Erziehung annehmen, schließlich kennt der Herr des Schwarzen Turmes sich bestens mit der rebellischen Art aus.“
Zwischen Talasin und Raiden hatte es immer Reibereien gegeben und so konnte der sich den kleinen Seitenhieb nicht verkneifen. Ein Bezug auf Prinz Raidens eigene Geschichte.
Prinz Raiden selbst hatte sich anfangs gegen Meister Elderon gestellt. Es war damals zu einem sehr heftigen Konflikt gekommen, in dem Meister Elderons einziger Sohn Balan versehentlich ums Leben gekommen war. Dann hatte Meister Elderon etwas Unglaubliches getan. Er hatte den Seelenbann auf Prinz Raiden gewirkt. Dieser Zauber, der Drachen an Menschen binden sollte, verband nun Meister Elderon mit Raiden. Das hatte Raidens Auflehnung und Widerstand gänzlich gebrochen und der Bann brachte den Prinzen anfangs fast um den Verstand. Nie zuvor hatte ein Zauberer den Seelenbann auf einen anderen Menschen gesprochen und die Auswirkungen waren grausam. Viel schwerwiegender als üblicherweise bei einem Drachen.
Meister Elderon lächelte dünn. „Schickt ihn einfach zu mir, Meister Talasin.“
„Ehrwürdiger Meister.“ Talasin verbeugte sich und ging.
Wenig später kam ein junger Mann herein. Die einfache Kleidung ließ einen durchtrainierten Körper erkennen. Ein Dreitagebart war ihm gewachsen und dadurch wirkte er älter als er vermutlich war. Die Augen verrieten Misstrauen und Abneigung, aber auch eine gewisse Lebenserfahrung. Meister Elderon beseitigte Talasins Bann.
Schließlich soll der junge Mann Vertrauen fassen. „So, du bist also Eryn“, begann der oberste Magier ganz unverfänglich das Gespräch, während er Eryns Fähigkeiten scannte. Tatsächlich, zwölf Kreise und eine beträchtliche Quelle. Jener schwache Schleier über Eryns Kreisen, den ein geringerer Magier wie Xeres erst durchdringen musste, wurde von Meister Elderons Kräften so durchleuchtet, dass der Meister ihn gar nicht wahrnahm.
„Es scheint, mein Name eilt mir voraus“, entgegnete Eryn spöttisch und fügte dann hinzu: „Ja, ich bin Eryn Bluthand, wobei Bluthand mein Kriegername ist.“
„So, so, ein Krieger also.“ Talasin hat nicht ganz unrecht. Der Junge ist trotzig und stolz. „Wie alt bist du?“ Meister Elderon fragte Eryn unverfängliches Zeug und las inzwischen seine Gedanken, die ihm mehr über den jungen Mann verrieten als seine Worte. Keinerlei Schutzzauber. Er merkt es nicht einmal. Wie kann jemand mit so starken Fähigkeiten überhaupt kein Gefühl für die Magie entwickelt haben? Das ist schon seltsam.
„Ist es nicht unhöflich, dass ich deinen Namen noch nicht kenne?“, bemerkte der junge Mann, ohne die zuvor
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