Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)
erklärt eben“, Eryn kratzte sich nachdenklich: „Ich habe gesagt, dass sie sich mehr bemühen müssen und die Leistung nicht passt.“
„Eryn“, seufzte Ravenor, „so funktioniert das nicht. Scheiß sie zusammen, schick sie zum Pfahl, hau ihnen eine rein und lass sie Strafdienst schieben bis zum Umfallen.“
„Das braucht doch niemand wirklich.“ Es widerstrebte Eryn, diese Methoden anzuwenden. „Wenn ich jetzt anfange mich so aufzuspielen, dann werden mich die Männer hassen. Sie haben so schon keine hohe Meinung von mir. Sie denken so Zeug wie ‚Lass ihn reden‘ und ich wäre noch grün hinter den Ohren. Abgesehen davon ist es bei den Magiern nicht üblich, so freizügig mit den Strafen umzugehen. Da läuft alles etwas anders.“
Die Augenbrauen Ravenors zogen sich nach oben. „Ach ja? Und wie war das bei deiner Ausbildung?“, fragte er nach und erklärte Eryn dann, wie es wirklich aussah: „Wir als Offiziere stehen nun mal auf der anderen Seite. Natürlich gefällt es keinem, von uns gemaßregelt zu werden, aber sei mal ehrlich zu dir selbst. Wann bemühst du dich mehr? Wenn Meister Raiden gut gelaunt ist, oder wenn schon drohend die Backpfeifen in der Luft hängen und du genau weißt, dass du dran bist, wenn auch nur das Geringste falsch läuft?“
Missmutig kniff Eryn die Lippen zu einem Strich zusammen und schwieg, aus dem einen Grund: weil Ravenor recht hatte.
„Deine Männer müssen dich nicht mögen. Du bist nicht mehr ihr Kumpel, du bist ihr Vorgesetzter und du musst dir Respekt verschaffen. Zeig ihnen, dass du es besser kannst als sie. Weil ich keinen eigenen Zug habe, stehe ich oft vor dieser Aufgabe. Neue Männer, die erst einmal denken, sie könnten mir auf der Nase herumtanzen. Ich mach das immer so. Da gibt es stets ein, zwei Anführer, die für die anderen das Wort führen und sich hervortun – im negativen Sinne. Die schnappe ich mir für einen Übungskampf und wenn ihnen dann meine Klinge am Hals sitzt und ihr eigenes Schwert im Dreck liegt, ja dann sind sie gar nicht mehr so großkotzig. Anfangs greife ich hart durch und geize nicht mit Strafen, wenn dann die Rangfolge klar ist, gebe ich ihnen wieder mehr Freiheiten und lobe sie für ihre Fortschritte. Dafür erhalte ich Respekt und Gehorsam.“
„Weißt du, Ravenor, ich hasse es, wenn ich so behandelt werde“, gab Eryn offen zu. „Oftmals ist es ja auch ungerecht.“
Das erheiterte den anderen sehr: „Och, ich hasse es auch, darum bin ich lieber der, der austeilt, als andersherum. Ich bin zum Befehlen geboren, das liegt mir im Blut. Der Gehorsam eher weniger, damit tue ich mich echt schwer und darum muss ich auf der Karriereleiter weiter nach oben und am besten weg aus der Nähe des Prinzen. ‚Adjutant des Prinzen‘ klingt zwar hochtrabend, ist aber ein absoluter Scheißjob. Kommandant einer Hundertschaft in Arvon oder oben im Zweistromland wäre schön...“
Da ist sie wieder. Ravenors Wunderwelt der unerfüllten Wünsche. „Träum weiter. Der Alte lässt dich genauso wenig gehen wie mich. Wir dürfen allenfalls noch draußen im Garten spielen, bevor er uns wieder zu sich hereinruft.“ Eine Fliege umschwirrte sie nervtötend und Ravenor verbrutzelte sie mit einem Feuerstoß. Er trug den magischen Handschuh, der ihm diese Spielereien ermöglichte.
„Unmagischer“, bemerkte Eryn ernüchternd, „du kannst besser mit der Magie umgehen als meine Dilettanten.“
„Dann ändere das. Du hast es in der Hand. Und glaube nicht, mit Freundlichkeit und Güte etwas erreichen zu können. Du machst die Regeln. Lass dir ja nicht dreinquatschen und es ist völlig uninteressant, wie Sir Dalgas es früher gemacht hat. Du machst es nun anders und zwar so, wie du es für richtig hältst.“
Das war ein deutlicher Leitfaden für den weiteren Umgang. Dann ließ es sich Ravenor nicht nehmen abschließend darauf hinzuweisen: „Wenn es um die Männer geht, glaubst du absolut naiv an das Gute, aber wenn ich meinen Hoffnungen und Träumen nachhänge, dann bist du auf einmal sehr nüchtern und realistisch. Ich finde, ‚stellvertretender Kommandant‘ wäre ein erreichbares Ziel“, fügte er mit einem Augenzwinkern hinzu.
„Wenn du Freunde unter den Vorgesetzten hättest – vielleicht“, zog Eryn ihn auf. Und dann tat er seinen Beitrag zum Verbreiten von ‚geheimen‘ Neuigkeiten: „Ach übrigens, Askir war neulich bei den Heilern und da hat ihm wohl jemand erklärt, was es mit dem Ring auf sich hat. Muss ihn schwer getroffen
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