Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)
brauchen vier Magieblocker und eine individuelle Bezauberung für jedes Halfter. Das macht die Tiere erst einmal gefügig und lenkbar. Aber es ist keine Lösung für die Dauer, denn es verwandelt die Pferde in unmagische lahme Krücken. Möchte man die Fähigkeiten und das Temperament der Tiere nutzen, so muss man ihr Vertrauen gewinnen. Genau so wie bei einem normalen Pferd, nur dass diese hier ein bisschen schwieriger sind. So, Eryn, genug mit der Völlerei“, entschied der Prinz leichthin: „Ich will hier endlich weiterkommen und die Tiere zurück zur Hütte bringen. Die Ader Gold bitte.“
Der letzte Bissen steckte Eryn noch im Hals, als er den Kreis Gold öffnete und beobachtete, wie Meister Raiden dann die Zauber wirkte. Die Halfter hatten ihren gesamten Vorrat an Seilen aufgebraucht, darum fertigten sie die Magieblocker aus Metall, denn das konnte Meister Raiden magisch aus dem Boden ziehen.
Nachdem die Bezauberungen erledigt waren und jedes Pferd nun Halfter und Magieblocker trug, löste Meister Raiden den Paralysebann auf und Eryn und Ravenor nahmen je zwei Pferde am Halfter. Die Tiere waren sanft wie die Lämmer und ziemlich verschlafen trotteten sie durch das Tor neben den beiden her.
Es dauerte nicht lange und sie waren mit Pferden und Gepäck wieder bei der Hütte angekommen. Inzwischen war es bereits dunkel geworden, aber das störte freilich keinen ambitionierten Magier und mehrere Lichtkugeln wanderten in den Himmel hinauf. Dort schwebten sie wie kleine Monde und tauchten die Landschaft in ein weiches Licht.
Die drei Männer machten sich inzwischen daran, einen kleinen Pferch gleich neben der Hütte zu bauen. Dort wollten sie dann die Tiere unterbringen. Die hölzerne Umzäunung wurde mit reichlich Zaubern ausgestattet, bis Meister Raiden endlich mit dem Ergebnis zufrieden war und die Tiere in den Pferch bringen ließ.
„Sir Ravenor, holt ein paar Eimer aus dem Haus, die Tiere brauchen Wasser.“
Der junge Offizier setzte sich in Bewegung und kam wenig später mit vier Metalleimern wieder. Die stellte er dann auf Anweisung von Meister Raiden an vier verschiedene Stellen im Pferch. Dabei bewegte sich Ravenor zwischen den Dämonenpferden, ohne dass diese groß Notiz von ihm nahmen. Nur die weiß-grünliche Stute hob den Kopf und witterte, dann kam sie gemächlich zu Ravenor herübergetrottet und legte ihren Kopf an seine Schulter. Der strich ihr über den Hals und sie bullerte leise.
Dieses Bild der Zuneigung nötigte Meister Raiden einen bitterbösen Kommentar ab: „Seht, die Eisschönheit hat Gefallen an unserem Sir Ravenor gefunden. Da bahnt sich wohl eine Liebesgeschichte an. Nennen wir sie: Die Schönheit und das kleine Eselchen.“ Diesmal musste Eryn sich das Lachen verkneifen. Siehst du, Ravenor, dein ganzes Geschleime vorhin hat dir nichts eingebracht.
Ravenor kraulte die Stute unter dem Kinn und tat zumindest so, als ob er Meister Raidens bissige Bemerkung gar nicht gehört hätte. Was Meister Raiden eine weitere kleine Gemeinheit abnötigte: „Sir Ravenor, Ihr könnt jetzt wieder aus dem Pferch herauskommen, oder beabsichtigt Ihr bei den Pferden zu nächtigen?“
Nun kam doch Bewegung in den jungen Offizier: „Nein, mein Prinz“, und er tätschelte der Stute zum Abschied den Hals, bevor er mit langen Schritten zum Ausgang des Pferches ging. Seine Verehrerin sah ihm noch kurz hinterher, bevor sie sich dann dem Eimer zuwandte um zu trinken. Einer der beiden Magier hatte inzwischen wohl die leeren Eimer mit frischem Wasser gefüllt.
Nach dem vollbrachten Tagewerk waren alle drei Männer doch etwas erschöpft und sie zogen sich in die Hütte zurück. Doch Prinz Raiden befand, dass die Hütte für drei ausgewachsene Männer zu eng wäre und so schickte er kurzerhand die jungen Männer zum Nächtigen wieder nach draußen. Der einzige Unterschied zwischen ihnen und den Pferden war somit, dass die Tiere in dem Pferch schliefen, während Eryn und Ravenor außerhalb der Umzäunung ihre Lagerstatt aufschlugen.
Da kein Ort der Macht in nächster Zeit zur magischen Reife kommen würde, hatte Meister Raiden beschlossen, sich erst einmal der Aufgabe zu widmen, die Dämonenpferde zu zähmen. In den nächsten drei Wochen ging es dabei nur um die Pferde und sie blieben allesamt vor Ort.
Natürlich hätte ich problemlos nach Naganor zurückkehren können, doch in weiser Voraussicht meide ich die Zitadelle lieber. Ich kenne die Fallen, die sich dort sofort auftun: ‚Mein Prinz,
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