Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)
laute Geschrei von zuvor hatte Eryn und Meister Raiden bereits aufgeschreckt und so lief die Frau Eryn direkt in die Arme, noch bevor sie das Unhaer überhaupt verlassen konnte. Im Nu hatte der junge Magier sie überwältigt und ihr die Arme auf den Rücken gebogen.
„Habt ihr sie?“, rief Ravenor, während er mühsam näher kam. Sie sprachen alle durcheinander.
„Eryn, halt sie im Unhaer fest. Das Biest ist sicher magisch.“
„Ist das eine Fee?“, wollte nun auch Eryn wissen.
„Mit Sicherheit, dreh ihr gleich den Hals um“, forderte Ravenor, dem seine letzte Erfahrung mit einer Fee noch gut in Erinnerung war.
„Lass mich los, Diener des Drachen!“ Essyia wand sich hin und her, doch Eryn hatte sie fest im Griff, bis Meister Raiden die Magieblocker aus seiner Tasche gezogen hatte und sie der Frau um die Handgelenke legte.
Warum hat er so etwas überhaupt dabei, fragte sich Eryn misstrauisch, mutmaßte dann aber: Wahrscheinlich hat er nur nie seine Taschen ausgeräumt und jetzt ist uns das sogar nützlich .
„So, nun bring sie raus.“
„Mach’s kurz, Echsenschwanzlutscher“, giftete Essyia Prinz Raiden an, während der und Eryn sie zur Feuerstelle brachten. Nur Ravenor war wieder einmal vergessen. Er saß inzwischen am Boden und versuchte den Dolch aus seinem Oberschenkel herauszuziehen.
Meister Raiden belegte die Frau mit einem Festhaltebann. „Sieh einmal an, eine Eishexe. Was sonst sollte man in der Nähe dieser schneebedeckten Berge finden?“ Und er lachte über seinen Witz, während Essyia verstockt dreinblickte.
Was ist eine Eishexe?
„Eishexen sind widerliche Kreaturen, die Lebewesen die Magie aussaugen. Du hattest Glück, Eryn, dass du sie im Unhaer erwischt hast. Ich frage mich, was sie dort überhaupt wollte? Sprich.“
„Gar nichts!“, blaffte sie zurück.
„In Anbetracht deiner augenblicklichen Lage bist du nicht sehr entgegenkommend. Hast du uns aufgelauert?“
Da mischte sich Ravenor ein: „Ich unterbreche ungern, aber könnte einer der Magier sich kurz mal die Wunde ansehen? Ist ziemlich tief und hört nicht auf zu bluten.“
Eryn ging zu seinem Freund und wob die übliche Heilmagie, doch stellte er fest, dass etwas nicht stimmte. „Da ist Gift im Spiel, Meister Raiden. Ich glaube nicht, dass ich das hinbekomme.“
Der Prinz fluchte laut und kam nun auch herbei. Er scannte: „Klingenkraut oder Blaues Herz?“
„Drachendorn“, warf Essyia spöttisch ein. Wenn ich schon draufgehe, dann will ich wenigstens noch etwas Spaß haben.
Aber der schwarzhaarige Magier war nicht dumm: „Mit Sicherheit nicht, meine Liebe. Eryn, leer ihre Taschen aus und suche nach Kräutern.“
„Es ist nicht nötig, dass mich der Diener begrapscht. Ich habe nichts bei mir“, protestierte die Eishexe und auch Eryn empörte sich. Zumal ihn das Hochgefühl der erst neulich bestandenen Prüfung immer noch durchflutete: „Ich bin Meister der vierten Stufe und kein Diener.“
„Speichellecker, Arschkriecher. Was auch immer du bevorzugst.“
Gequält unterbrach Ravenor das sinnlose Streitgespräch. „Dreh der Hexe einfach den Hals um, wenn sie keinen Nutzen für uns hat. Sie hat mir ohne zu zögern einen Dolch in das Bein gerammt.“
„Tja, Sir Ravenor, Ihr solltet wählerischer bei Euren Bekanntschaften sein“, stellte der Herr von Naganor fest, während er die Wunde weiter untersuchte. „Wobei ich immer noch nicht verstehe, was eine Eishexe von einem Unmagischen überhaupt will?“
Wieder rief Essyia dazwischen: „Gar nichts. Lass mich gehen und ich verrate dir, welches Gift ich benutzt habe... bevor es zu spät ist.“
Der Satz jagte Ravenor einen kalten Schauer über den Rücken und es war das erste Mal, dass ihm die Arroganz seines Vater Hoffnung gab: „Rotes Rispenkraut. Ich brauche keine mittelmäßige kleine Hexe, die mir Nachhilfe in Kräuterkunde gibt.“
„Und ist das heilbar, mein Prinz?“ Meister Raiden öffnete bereits den Mund, als die Frau wieder dazwischenredete: „Oh, der muskelbepackte Affe winselt um sein Leben – wie rührend.“
„Stopft der elenden Hexe endlich das Maul“, brauste Ravenor auf und verzog dabei das Gesicht unter Schmerzen, zumal Meister Raiden gerade irgendetwas inmitten der Wunde tat.
„Scht, alles zu seiner Zeit. Ich kapsle das Gift erst einmal ab und es wird in den nächsten Tagen herauseitern. Darum kann ich die Wunde auch nicht ganz schließen. Aber Ihr werdet zumindest laufen können, wenn auch unter Schmerzen.“
„Oh,
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