Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)

dann...
    Die kleinen zerteilten Wolken stiegen aus den Nüstern des Drachen zur Decke. Diese Wölkchen waren gleichbedeutend mit einem Lachen. Den Erhabenen amüsierten Eryns Ängste.
    „Sei unbesorgt, Grashüpfer, ich wollte den Schlüssel nur besitzen, nicht benutzen. Welchen Vorteil hätte ich davon, das Mittelland wieder zu öffnen? Ich will es dir sagen: keinen. Der Schlüssel gehört rechtmäßig mir und ich wollte ihn zurückhaben – das ist alles. Nein, um ehrlich zu sein, nicht ganz. Ich wollte auch sehen, ob die Kakerlake Erfolg haben kann in einer Sache, die ich jahrelang vergebens verfolgt habe. Und nun ist der Schlüssel von selbst zu mir zurückgekehrt. Wie sagt ihr Menschen doch dazu: Wer zuletzt lacht... Hahahahahaha.“
    Eryns Selbstwertgefühl fiel in ungeahnte Tiefen. „Heißt das, ich gehöre Euch, Erhabener... weil ich ein Schlüssel bin?“
    „Eine interessante Überlegung, aber menschliche Diener sind so schwächlich und physisch instabil. Meine Ameisen sind mir da um einiges lieber.“
    Ein Schlüssel... und wertlos. Ein absoluter Scheißtag.
    „Sei lieber froh, dass ich nicht vorhabe den Schlüssel zu benutzen.“
    „Bin ich wirklich außerordentlich, Erhabener. Und was passiert jetzt?“
    „Mit dir? – Nichts. Du gehst zurück zu deinem Meister. Er ist dein Herr. Ich habe kein Verlangen nach anderer Leute Diener.“
    Das brachte Eryn zu einem anderen Punkt. „Erhabener, ich möchte nicht unhöflich sein und versteht es bitte nicht falsch. Ihr habt mit meinem Meister eine Belohnung für das Auffinden des Schlüssels vereinbart. Die Auflösung des Seelenbannes...“
    „Ich weiß, was ich versprochen habe und auch wem. Der Handel besteht zwischen der Kakerlake und mir. Ihm werde ich die Belohnung zukommen lassen. Obwohl der Schlüssel selbst hier hereinspaziert ist, werde ich mich doch als großzügig erweisen. Er kann kommen und seinen Lohn abholen. Richte das deinem Meister aus. Und nun lass mich alleine. Ich muss nachdenken, wie der verderbte Ador das alles gemacht hat. Eine verzwickte Aufgabe.“
    Eryn verbeugte sich: „Erhabener.“ Und ging. Nie wurde Eryn das Gefühl ganz los, dass der Erhabene in einem Moment des Unmutes einen Feuerstrahl auf den völlig wehrlosen, armen Eryn schießen würde. Jeder Schritt weg von dem Drachen war befreiend und als die Magie wieder durch seine Adern floss, da fühlte er sich schon etwas besser.
    Wenn auch nicht viel, denn die Enthüllungen des Drachen, was die Verwendung des Schlüssels betraf, gefielen ihm ganz und gar nicht. Ich muss mit der Prinzenkakerlake reden. Wie der Drache bloß auf die Bezeichnung gekommen ist. Ach, jetzt habe ich ganz vergessen nochmals zu fragen, ob Ruok uns zurückbringen kann.
    Nach einigem Hin und Her wurde die Hilfe dann doch gewährt und Ruok teilte mit, dass er sich in einer Stunde an der Hütte einfinden würde. Wenn er erst einmal seine augenblickliche Arbeit erledigt hätte. Ein zufriedenstellendes Ergebnis für Eryn und er sprang durch das Tor zurück zur Hütte.
     

     
    „Ja, Meister Elderon“, stimmte Meister Raiden wieder einmal ungewollt ergeben zu. Die letzten Tage hatte er Höllenqualen – seelischer Natur – durchlitten. Es begann mit der bloßen Gesellschaft Elderons und dass er diesem all seine Entdeckungen preisgeben musste. Aber damit nicht genug, der Herr des Weißen Turmes bat Meister Raiden, ihm Tee zu bringen und Unterlagen zu kopieren. Raiden kam sich vor wie ein Magieranwärter der ersten Stufe.
    Und dann die entwürdigende Aufforderung: „Räum die Unterlagen zusammen und mach hier ein bisschen Ordnung, damit wir wieder einen besseren Überblick bekommen.“ Das war so gut wie ein Schlag ins Gesicht. Hier versagte sogar Raidens Gedankenkontrolle. Niedere Arbeiten, flackerte es da ungewollt auf und er wurde prompt belehrt.
    „Nötige Arbeiten, wenn man nicht im Chaos versinken möchte. Das alles hier wird zu unübersichtlich.“
    Meister Raiden sah das anders, aber was blieb ihm übrig.
     
    Dabei warteten sie Tag um Tag vergebens auf Eryns Rückkehr. Und langsam wurde offensichtlich, dass etwas nicht stimmte. Dann sprachen Meister Elderon und Meister Raiden über die Angelegenheit und selbst der oberste Magier kam zu der Einsicht, dass jemand in das Nimrod zurückkehren müsse, um zu sehen, was mit Eryn und seinen Gefährten passiert war. Aber wer sollte gehen? Dass Meister Elderon Meister Raiden nicht traute, war kein Geheimnis. Jemand anderer aber hatte nicht diese Erfahrung