Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)
Herren zur Vernunft rief: „Hört bitte auf mit diesem Gezanke. Das ist unwürdig für Meister Eures Standes. Alles Weitere kann geklärt werden, wenn Raiden und Eryn zurück sind. Drei Tage, Raiden, mehr nicht“, fügte er dann bestimmt hinzu und verwob die Worte mit dem Bann. Meister Raiden verneigte sich leicht. „Ja, Meister Elderon. In drei Tagen werde ich mit Sicherheit zurück sein.“ Ansonsten erwarten mich die Qualen des Bannes, dessen bin ich mir vollauf bewusst.
„Du brichst morgen auf. Bereite dich vor.“
Als Meister Raiden zur Tür hinaus war, da brauchte er mehr als einen tiefen Atemzug um sich wieder unter Kontrolle zu bringen. In meinem eigenen Haus werde ich herumgeschickt wie ein Dienstbote und ‚entlassen‘ wenn ich nicht mehr gebraucht werde. Diese Scheiße ist kaum zu ertragen. Aber wenigstens werde ich dem morgen entkommen... ganze drei Tage lang.
Eryn fand Ravenor draußen, wo er auf dem blanken Erdboden kniete. Als er Eryn kommen sah, da stand er leicht verlegen auf und klopfte sich den Dreck von der Hose.
Er hat getrauert, vielleicht sogar gebetet, schoss es dem jungen Magier durch den Kopf. Zu frisch sind die Erinnerungen. Noch zu tief sind seine Wunden .
Aber Ravenor tat so, als ob nichts gewesen wäre und grüßte: „Hallo Eryn, geht’s nun zurück?“
„Bald. Ruok kommt in etwa einer Stunde vorbei und bringt uns heim.“
„Kann der das?“
Eine gute Frage. „Ich hoffe mal. Von dieser Seite aus ist es nicht so schwer. Das Hereinspringen ist schon eher problematisch.“
„Zumindest kommen wir hinaus. Was dann ist, werden wir sehen.“ Ravenor wurde ernst und schnitt ein anderes Thema an: „Weißt du, ich denke viel über die Vergangenheit nach. Irgendwie will ich es immer noch nicht wahrhaben... Es schmerzt so sehr.“
Eryn nickte nur stumm.
„Aber was mich beschäftigt und ich dich schon die ganze Zeit über fragen wollte: Was hat Essyia mit mir getan. Du weißt schon... in ihrem letzten Moment. Ich habe das nicht so richtig verstanden. Da war Zauberei im Spiel und ich hatte Angst. Und dann war es auch schon vorbei und meine geliebte Fee...“ Er brach mitten im Satz ab, da er die weiteren Worte nicht mehr herausbekam.
Auch Eryn fühlte die Gefühle wieder in ihm hochkommen und er flüchtete sich in die Wissenschaft.
„Sie hat dir in ihrem letzten Moment ein großes Geschenk gemacht. Sie wusste, dass sie jenseits der Heilung war. Da hat sie für dich einen Lebenszauber gewirkt. Leben für Leben. Ihre restlichen Jahre, die ihr geblieben wären, hat sie auf dich übertragen. Du wirst jetzt steinalt. Deine Lebensspanne übersteigt die eines normalen Menschen nun bei Weitem. Essyia hat dich wirklich geliebt.“
Versonnen sah Ravenor in die Ferne. „So wie ich sie. Ich bin mir sicher: Wir werden uns wiedersehen... in einem anderen Leben. Daran glaube ich.“
Eryn tat sein Bestes Ravenor abzulenken und ihn ins Hier und Jetzt zurückzubringen. „Weißt du, Ravenor, mit deinen vielen zusätzlichen Jahren, da ist es durchaus in den Bereich des Möglichen gerückt, dass du das Kommando über eine Hundertschaft erhältst. Ich schätze Meister Raiden gibt dir die Gelegenheit so in fünfzig Jahren.“
Es funktionierte. Ravenor fuhr herum. „Und ich schätze, ich gebe dir Gelegenheit zur Flucht, bevor ich mich vergesse und dir eine überbrate. Pha, in fünfzig Jahren. Ich sage dir – keine fünf Jahre und ich führe den Titel Lord.“
„Na klar. Da bin ich wohl eher noch zum Turmherren aufgestiegen. Übrigens, mein Erzeugervater hat mir Elverin versprochen. Er möchte, dass ich den Turm wieder in seiner alten Pracht aufbaue.“
Ravenor lachte laut. „Dann wird es sicherlich hundert Jahre dauern, bis du Turmherr wirst. Falls es dir nämlich entgangen ist, der Turm ist gänzlich zerstört. Da liegt nur mehr ein Haufen Steine herum.“
Sie scherzten nun unbekümmert vor sich hin, als der Übergangspunkt aus dem Nimrod flackerte und Meister Raiden erschien.
Das ist eine Überraschung. Endlich. „Meister Raiden, wo wart Ihr so lange?“
„Begrüßt man so seinen Prinzen?“, wies der Herr von Naganor Eryn sogleich zurecht und die beiden jungen Männer besannen sich ihrer Ausbildung.
Ravenor kommandierte: „Achtung! Seine Hoheit, der Prinz von Ardeen, Oberkommandierender der Garde. Salutiert!“ Die Hacken knallten zusammen, die Hände fuhren zackig zum Salut nach oben.
Das habe ich jetzt, nach den Demütigungen der letzten Tage, für mein geknicktes
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