Ardeen: Band 3: Nimrod (German Edition)
„Welchen Mann?“, und Danian erklärte:
„Eben darum geht es. Gelderon drängt darauf, dass Estell vermählt wird, um in dieser Sache eine klare Regelung zu bekommen.“
Bei der Erwähnung des Nachbarlandes kam Raiden die Galle hoch. „Die Angelegenheit ist klar geregelt. Haben diese Ratten schon wieder vergessen, was im Tal von Aspenweg passiert ist? Soll ich vielleicht eine von ihren Städten zu Asche verbrennen – nur zur Erinnerung? Oder wagt sich diese Eheschlange aus dem Exil wieder in meine Nähe. Ich dachte, du hättest ihr das klargemacht. Keinen Fuß mehr auf Ardeens Boden.“
Der König beschwichtigte: „Beruhige dich. Lady Chrystell wird sich von dir fernhalten. Und du kannst auch nicht so einfach eine Stadt unserer friedliebenden Nachbarn in Schutt und Asche legen. So simpel funktioniert Politik halt eben nicht. Es ist ein Taktieren und Lavieren. Man muss Pakte schließen und sein Wort halten... wenn es angebracht ist. In diesem Falle würde das zur Entspannung der, sagen wir mal, aufgewühlten Beziehung der beiden Länder beitragen. Und nur zu deiner Erinnerung: es waren deine eigenen Worte, guter Bruder.“
Prinz Raiden grummelte vor sich hin: „Und was erwartest du jetzt von mir?“
Natürlich hatte Danian konkrete Vorstellungen, die er nun vortrug: „Die Überlegung mit dem Turnier ist nicht verkehrt. Richte in Naganor eine Veranstaltung dieser Art aus und lade alle hohen Häuser dazu ein. Ardeens wie Gelderons. Um den Wert der jungen Männer besser beurteilen zu können. Dann triff deine Wahl. Ein fähiger und königstreuer Mann aus Ardeen wäre angemessen.“
„Warum in Naganor? Arvon ist für prunkvolle Feste viel besser geeignet.“
Das war richtig, aber Danian entgegnete: „Estell ist deine Tochter und Naganor deine Burg. Wie sähe das aus, wenn du dieses wichtige Ereignis woanders ausrichten würdest. Und sei unbesorgt – Lady Chrystell wird den Feierlichkeiten nicht beiwohnen... aus gesundheitlichen Gründen. Estell kommt alleine.“
„Wie beruhigend. Und du, lieber Bruder? Beehrst du das Fest auch mit deiner Anwesenheit?“
Danian grinste breit: „Ich warte auf deine offizielle Einladung. Ein Termin in zwei Monaten ist angemessen für alle Seiten und lässt auch genügend Zeit für die Vorbereitungen.“
Es passte Prinz Raiden gar nicht, was da gerade passierte: „Ich habe keine repräsentativen Unterkünfte für eine größere Anzahl an noblen Gästen...“, gab er zu bedenken.
Aber der König ließ dieses Argument nicht gelten: „Du hast doch Magier. In zwei Monaten kann man viel erreichen. Der Prinz von Ardeen wird doch an so einer kleinen Aufgabe nicht scheitern?“
Scheitern war nicht der richtige Ausdruck. Eher drohte der Prinz von Ardeen angesichts dieser Aufgabe an seinem Missfallen zu ersticken. Seine eigenen Pläne waren gerade um eine beträchtliche Zeitspanne verschoben worden: „ Ein Leichtes , diese Aufgabe, und gerne für das Wohl Ardeens, mein König. Schick mir wenigstens eine Liste, mit den infrage kommenden Kandidaten. Du weißt, wie wenig ich mich mit den Lackaffen bisher beschäftigt habe.“
„Stimmt! Du hättest aber die vielen Damen fragen können, ob sie auch Brüder haben.“
„Mein König, diese Äußerung ist unter deiner Würde.“
Ein Seufzer folgte und dann die sinnige Erklärung: „Würde ist auch nur eine weitere Last, die ich zu tragen habe. Vergönne mir die wenigen Momente, in denen ich mich ihrer entledigen kann. Und nun verabschiede ich mich, denn ich fürchte, du hast einiges zu tun.“
Der Spiegel wurde schwarz und Raiden sank in seinen Sessel zurück. So viel zu meinen Plänen, ins Nimrod zu gehen. Zwei Monate Zeit in Anbetracht dessen, was alles organisiert werden muss. Eine verdammt kurze Zeitspanne. Danke, lieber Bruder, das war wirklich eine große und gelungene Überraschung .
5. Das Turnier
Die Enttäuschung war groß gewesen als Eryn hörte, dass die Reise ins Nimrod verschoben wurde. Und auch dem Herrn von Naganor passte das Turnier so rein gar nicht ins Konzept, was zur Folge hatte, dass er gereizt reagierte und seine Laune auf einem Tiefpunkt angekommen war. Eigentlich wollte Eryn ein paar Fragen mit Meister Raiden klären, doch als er sah, dass Meister Werge mit einer Hand voller Zettel gerade das Arbeitszimmer des Prinzen betrat, da machte er auf der Stelle kehrt.
Was nun dort drinnen abgeht, kann ich mir bildlich vorstellen. Meister Werge legt ihm die Listen vor, was alles für das Turnier
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