Aretha Franklin - Queen of Soul
Dramaturgie verantwortlich. »Es handelt sich um ein Konzeptalbum«, erklärte sie. »Wir erzeugten eine Kirchenatmosphäre. Gesprochene Passagen verbinden die einzelnen Songs. Zum Eingangsstück ›Jesus Is the Light of the World‹ zog der Chor mit Kerzen in den Händen ein. Es war wunderschön.«
Einer der aufregendsten Momente der drei Aufnahmeabende war, als Arethas langjähriger Freund Reverend Jesse Jackson auftrat, um eine Rede zu halten und Teile des Programms anzukündigen. Jackson sprach von Aretha als »unserer geliebten Schwester, die einen Rock aus vielen Farben trägt – Sister Aretha Franklin«.
Es fanden an diesen Abenden mehrere Ehrfurcht gebietende Auftritte statt. Arethas langsame, ernste Versionen des Vaterunsers und des »Ave Maria« haben beinahe eine opernhafte Qualität. Wenn man sie hört, glaubt man, eine Frau zu belauschen, die Gott dankt. Die beiden Duette von Aretha und Mavis Staples allein sind es schon wert, dass Album zu kaufen. Aretha kündigt Staples mit den Worten an: »Mavis und ich reisten als Teenager zusammen mit unseren Familien durchs Land – sie und die Staple Singers und ich, mein Vater, Lucy Branch und Sammy Bryant. Getroffen haben wir uns eines Abends auf einer Straße in Mississipi. Und heute Abend kehren wir zu unseren Wurzeln zurück.«
»So ist es!«, rief Staples und dann sangen beide zusammen eine Version von »Oh Happy Day«, die die Dachsparren der Kirche zum Beben brachte. Das zweistündige Programm endete mit einer berührenden Aufführung von »Packing Up, Getting Ready to Go«, gesungen von Aretha, Mavis Staples, Joe Ligon von der Gospelgruppe The Mighty Clouds of Joy sowie den Franklin-Schwestern. Detroiter Zeitungen bezeichneten das ganze Event schlicht und treffend als »The Gospel Songfest«.
»Es ist ein tolles Album und ich bin stolz darauf«, sagte Aretha, als die Sessions vorbei waren. »Das hat viele gute Erinnerungen geweckt. Gospel hat die Inspiration, die Rockmusik nicht besitzt.«
»Ich habe eigentlich einen ziemlich vollen Terminkalender«, berichtete Thomas Whitfield, als er nach seiner Beteiligung an One Lord, One Faith, One Baptism gefragt wurde. »Ich produziere viele Gospelkünstler, aber als Aretha mich anrief und sagte, dass sie sich am Dienstagabend mit mir treffen wolle, sagte ich: ›Verdammt, das werde ich auf keinen Fall verpassen!‹ Ich ging also rüber und sie fing an mir mitzuteilen, welche Songs sie machen wollte, in welchen Tonarten die Songs sein sollten, was ich für sie arrangieren sollte und dass es am 27., 28. und 30. Juli stattfinden würde. Als wir die Songs probten, herrschte von Anfang an eine unglaubliche Stimmung im Raum. Die Menschen weinten und schrien.«
Laut Whitfield wollte Aretha die Atmosphäre der traditionellen Erweckungstreffen und Gospelshows, die sie und ihre Schwestern in den 1950er-Jahren erlebt hatten, wiederauferstehen lassen. »Heutzutage ist es für Sänger schwer, den Gesang von damals nachzuahmen, weil man damals völlig unstrukturiert gesungen hat. Die Teile fügten sich einfach irgendwie zusammen. Man musste sich mit dem Fluss der Musik treiben lassen. Heute ist Gospelmusik viel strukturierter und professioneller. Wir haben also den Sound etwas aktualisiert.«
»Das war für mich ein spirituell erhebendes Erlebnis«, sagte Aretha. »Das muss ich öfter machen. Es war wunderbar, einfach wunderbar. In der Kirche war es mindestens 40 °C heiß und sie war zum Brechen voll. Ich fand es sehr angemessen, das Ganze in einer Kirche stattfinden zu lassen. Ich glaube nicht, dass ich das irgendwo anders hätte machen können.«
Drei der Songs auf dem Album sind Kompositionen von Clara Ward. Aretha lag viel daran, die Songs »Jesus Hears Every Prayer«, »Surely God Is Able« und »Packing Up, Getting Ready to Go« als Hommage an Sister Ward zu singen. Der letztgenannte Song wurde an jedem der drei Abende aufgenommen, doch Aretha war trotzdem nicht davon überzeugt, dass sie die ultimative Version, die Wards Komposition gerecht wurde, geboten hatte. Deshalb bestand sie auf einem Retake und die daraus entstandene finale Version von »Packung Up, Getting Ready to Go« war den Aufwand zweifellos wert. »Es war sehr effektiv, den Song am Schluss zu bringen«, sagte Carolyn Franklin. »Ich sah einige Brüder und Schwestern dabei aufspringen.«
Carolyn erzählte weiter, dass das ganze Projekt bis zur letzten Minute von ihrer Schwester geheim gehalten wurde. »Ich wusste zwar, dass sie ein
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