Aretha Franklin - Queen of Soul
Manager, Agent und wer weiß, was noch alles. Als er endlich weg war, ging es für sie bergauf.«
Arethas Sprung an die Spitze der Charts hatte also nicht nur damit zu tun, dass sie das Plattenlabel wechselte. Musste Ted White aus Arethas Leben verschwinden, bevor sie neue Ziele verwirklichen konnte? Danach gefragt, sagt Clyde Otis: »Darauf möchte ich nicht näher eingehen. Alles, was ich sagen kann, ist: Er [White] handelte den Deal [mit Atlantic Records] aus und zwei Tage nach Vertragsunterzeichnung war er schon auf dem Weg nach Detroit. Keine Ahnung, was da passiert war.«
Ted White selbst schildert den Wechsel zu Atlantic so: »Schon während der Columbia-Jahre wussten wir, dass wir dort nicht ewig bleiben würden. Wir warteten nur darauf, dass der Vertrag auslief. In der Zwischenzeit trommelte ich einige Songwriter zusammen und wir fingen an, Songs zu schreiben. Wir gingen drei, vier Tage am Stück in Klausur und schrieben und komponierten nonstop. Dabei kam jede Menge tolles Zeug raus – und auch viel Mist. Aber wir hatten schließlich eine Auswahl sagenhafter Songs – und das wussten wir auch.«
»Wir verhandelten nicht nur mit Atlantic. Irv Steinberg von Mercury Records kam vorbei, brachte mir zwei Verträge und sagte: ›Behalt sie einfach und unterschreib sie und bring sie vorbei, sobald dein Vertrag ausgelaufen ist. Wenn man Geld hat, hat man die ganze Welt in der Tasche.‹ Aber wir glaubten, dass Atlantic die richtigen waren. Die Zahlen stimmten und die sonstigen Bedingungen auch. Als sie unser Songmaterial hörten, sprang die Tür einfach aus den Angeln, weil wir bereit waren.«
Diese Schilderung hört sich an, als wäre Atlantic mehr an Whites Songkompositionen interessiert gewesen als an Arethas Gesangstalent, was absurd ist. Ted und Aretha komponierten zwar tatsächlich fünf Songs zusammen, die bei Atlantic aufgenommen wurden – darunter »Think« und »Dr. Feelgood« –, doch dass diese Kompositionen den Deal mit Atlantic besiegelten, erscheint eher unwahrscheinlich.
»Wir knüpften den Kontakt zu Atlantic«, behauptet Ted White, »und wir bekamen als weltweit erste schwarze Künstlerin einen Millionen-Dollar-Vertrag. Wir erreichten also unser Ziel und das ist Bestätigung genug. Wir wurden für unsere Arbeit gut bezahlt und wir sind zufrieden. Damals gab es keine negativen Schlagzeilen über mich. Stattdessen gab es in der Zeitspanne, in der ich mich um ihre Karriere kümmerte, eine ganze Reihe von Millionen-Hits.«
White behauptet zudem, dass er das gesamte Material auf Arethas ersten vier Alben auswählte – was sich nicht ganz deckt mit der Erinnerung anderer. Alle, die bei Columbia Records mit White zu tun hatten, empfanden ihn als ziemlichen Klotz am Bein. Doch im Gegensatz dazu gibt Jerry Wexler an, dass White nach dem Wechsel zu Atlantic bei den Aufnahmesessions entweder gar nicht anwesend oder so sanft wie ein Lamm war. »Ich hatte nie Probleme mit Ted im Hinblick darauf, dass er sich einmischen oder irgendwie Kontrolle ausüben wollte«, sagt Wexler. »Er kam nur ab und zu ins Studio. Er machte keine Anstalten, sich in die Produktion einzuschalten. Ob sie zu Hause die Songauswahl oder Ideen mit ihm diskutierte, weiß ich nicht. Falls Ted White sich bei CBS einmischte, erkannte er vielleicht, dass wir hier [bei Atlantic] die Zügel fest in der Hand hielten.«
Fest steht: Während Aretha zu einem großen Star wurde, verschwand Ted White allmählich von der Bildfläche. Da Aretha sich strikt weigert, über ihre Beziehung zu Ted zu sprechen, bleibt nur Jerry Wexlers Aussage, die einem ein neutrales Bild von den damaligen Ereignissen vermittelt.
Wexler interessierte sich schon seit den 1950er-Jahren, als sie mit 14 ihr erstes Gospelalbum aufnahm, für Aretha. »Ich hatte sie schon gehört, bevor ich sie unter Vertrag nahm«, erzählt er. »Ich hörte eine Platte mit dem Titel Precious Lord , die Chess Records in der Kirche ihres Vaters aufgenommen hatte. Diese Aufnahme beeindruckte mich schwer. Und natürlich verfolgte ich das, was sie bei Columbia machte. Mir war klar, dass sie eine überragende Sängerin war.«
»Ich hörte, wie sie bei Columbia die unterschiedlichsten Sachen machte, alles von ›Today I Sing the Blues‹, das ich für eine ihrer besten Aufnahmen bei Columbia hielt, bis hin zu den Musicalnummern. Der Song aus Camelot [›If Ever I Would Leave You‹] war wunderschön. Ich finde, dass sie bei Columbia viele großartige Alben gemacht hat. Das Problem
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