Aretha Franklin - Queen of Soul
»widerlichen Drecksack« bezeichnete – zum Streit. Laut Wexler hatten White und der Trompeter sich zunächst brüderlich aus der derselben Flasche betrunken. Doch etwas später schlug das kumpelhafte Verhältnis um. Der zunehmend betrunkene Trompeter benutzte rassistische Schimpfwörter, worauf White zutiefst beleidigt reagierte. Schon bald brach ein zügelloses Wortgefecht zwischen den beiden aus, das letztendlich die Aufnahmesession ruinierte.
»Ich ging an dieser Nacht früh ins Bett«, erzählt Wexler, »aber die Jungs tranken noch weiter. Ich hörte Schritte, Türen knallen und etwas, was sich wie Schüsse anhörte; es war ein echter Alptraum. Um sechs Uhr morgens rief mich Aretha aus einem Diner an und sagte mir, dass sie und Ted sich gestritten hätten und sie weggelaufen wäre. Vorher hatte es ordentlich Krach gegeben und Ted hatte sich mit Rick Hall gestritten. So kam es, dass ich um sieben Uhr morgens im Zimmer von Ted und Aretha stand. Ted beschimpfte mich und sagte: ›Warum hast du sie hier hergebracht zu diesen Hinterwäldlern?‹ Es war ziemlich heftig. Sie [Aretha und Ted] trennten sich also und ich fuhr zurück nach New York.«
Wer den Streit vom Zaun brach, ob Ted White oder der Trompeter, und ob Wexler wirklich Schüsse gehört hatte, wurde nie aufgeklärt. »Ich habe nie versucht rauszufinden, wer Schuld hatte, weil das nichts gebracht hätte«, erklärt Jerry Wexler. War der Streit zwischen Aretha und White der Grund, warum sie so plötzlich abreisten? »Es ging nicht um die Beziehung von Ted und Aretha«, behauptet Wexler. »Es war Alkohol im Spiel und es gab ein paar Probleme zwischen der Band und Ted White.« Auf Einzelheiten möchte Wexler nicht eingehen. Am nächsten Morgen »saßen sie im Flieger nach Detroit«, sagt er abschließend.
Ted White sagt zu den Vorfällen: »Es gab da rassistische Untertöne, weshalb wir beschlossen, dass es besser wäre, die Aufnahmen nicht dort zu machen. Das gefiel Atlantic nicht besonders. Also sagte ich Jerry, dass wir ihnen die Flugtickets nach New York bezahlen würden, damit wir dort die Sessions beenden konnten – ansonsten könnten wir nicht weitermachen. Man darf nicht vergessen: Das war die Zeit der Bürgerrechtsbewegung und es gab viele Rassenspannungen im ganzen Land. Wir brachten die wichtigsten Musiker also nach New York und beendeten das Album ohne Probleme.«
Wexlers Erinnerung weicht zwar ein wenig von Whites Schilderung ab, aber einig waren sich alle auf jeden Fall darüber, dass der in Muscle Shoals aufgenommene Song ein Hit war. »Ich konnte nicht glauben, dass diese erste Aufnahme von ›I Never Loved a Man (The Way I Love You)‹ so gut war«, sagt Wexler. Ich sagte mir: ›Das ist meine erste Platte mit ihr und es kann einfach nicht so gut sein. Morgen werde ich einen kühleren Kopf haben und bei Tageslicht hört es sich bestimmt anders an.‹ Ich musste mich erst an diese Art von Großartigkeit gewöhnen!«
»Wir hatten mit ›I Never Loved a Man‹ also nur eine Seite fertig, mit Bläsern und allem drum und dran. Und wir hatten von einem anderen Song, ›Do Right Woman – Do Right Man‹, drei Tonspuren (Schlagzeug, Kontrabass und Rhythmusgitarre) aufgenommen. Das war alles. Ich machte ein paar Mastertapes, schickte sie an R & B-DJs und erhielt euphorische Rückmeldungen. Sie fingen an, den Song zu spielen, aber ich konnte die Platte nicht veröffentlichen, weil ich keine B-Seite hatte! Und Aretha war nirgendwo zu finden! Sie hatte sich von Ted getrennt – nur vorübergehend, wie sich herausstellte – und niemand wusste, wo sie war.«
»Ich konnte Aretha nicht finden, weil sie von diesem Vorfall traumatisiert und irgendwo untergetaucht war«, erinnert sich Wexler. Zwei Wochen später spürte ich sie schließlich auf. Ich ließ sie zusammen mit ihren beiden Schwestern nach New York kommen und stellte ›Do Right Woman‹ nur mit den dreien fertig. Sie spielte selbst Klavier und Orgel, sang die Hauptstimme und half dann beim Backgroundgesang aus. Danach hatten wir eine Platte. Aretha fuhr raus zu meinem Haus in Great Neck [Long Islang, New York], wo wir uns auf die nächste Aufnahmesession vorbereiteten. Sie spielte mir viele Sachen vor und ich spielte ihr auch das eine oder andere vor. Sie hatte ein paar Songs auf Lager, die sie auf dem Klavier komponiert hatte.« Einige von Arethas selbstgeschriebenen Songs, die auf ihrem Debütalbum bei Atlantic erschienen, waren »Don’t Let Me Lose This Dream«, »Baby, Baby,
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