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Aretha Franklin - Queen of Soul

Aretha Franklin - Queen of Soul

Titel: Aretha Franklin - Queen of Soul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Bego
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Nöte hinter der Bühne zu lassen.
    Zeitweise schien es so, als würde das sie vergötternde Publikum zu einem Ersatz für echte Freunde werden, die in ihrem Leben fehlten. Manchmal führte sie kleine Gespräche mit ihm. Laut Bericht der Zeitschrift Look verfing sich bei dem Konzert in der New Yorker Philharmonie ihr Absatz im Rocksaum und sie sang mitten in der Strophe: »Ich würde mich wohler fühlen, wenn ich diesen Absatz aus dem Kleid kriegen würde«. Inmitten eines anderen Songs sang sie: »Hat jemand was dagegen, wenn ich mich hinsetze? Meine Füße tun weh.«
    Im Dezember 1967 gab Aretha zur abendlichen Hauptsendezeit ihr Debüt im US-amerikanischen Fernsehen. Sie trat in der Sendung The Kraft Music Hall auf. Im darauf folgenden Monat war sie der Gaststar in der Jonathan Winters Show , wo sie »Chain of Fools« sang. Dabei stand sie auf einer runden Plattform in der Bühnenmitte, während die Sweet Inspirations um sie herum tanzten. Aretha trug ein hochgeschlossenes silberglänzendes Minikleid, die Sweet Inspirations trugen tief ausgeschnittene pinkfarbene Minikleider und sahen aus wie Flamingos, während sie Aretha umkreisten. Dieser klassische Auftritt im 60er-Jahre Dekor kann im Internet bewundert werden.
    Am 16. Februar 1968 war Aretha wieder in Detroit, wo sie in der Cobo Hall vor 12 000 jubelnden Fans ein Konzert mit den Sweet Inspirations gab. An diesem Abend sollte sie zudem auf verschiedene Arten geehrt werden. Zunächst erklärte Detroits Bürgermeister Cavanaugh den 16. Februar zum »Aretha-Franklin-Tag«. Dann überreichte man ihr im Namen der drei wichtigsten Musikfachzeitschriften diverse Plaketten und Urkunden in Anerkennung ihrer Charterfolge im vergangenen Jahr. Bernie Blake von Cash Box , Ted Williams von Record World und Rodger Bass von Billboard übergaben ihr jeweils eine Auszeichnung als »beste Sängerin des Jahres«.
    Bei diesem Auftritt trug Aretha ein sehr elegantes Kleid in Limettengrün. Boa-artige, limettengrüne Straußenfedern säumten den Kragen und umschmeichelten die Hüften. Ihr Make-up entsprach mit blauem Lidschatten und Augenbrauen im Kleopatra-Stil voll und ganz dem Modeideal der 68er. Ihr Haar war zu einem Turm hochtoupiert. An ihren Ohren baumelten weiße, kugelförmige Ohrringe. Mit ihrer gesamten Erscheinung verkörperte sie an diesem Abend die siegreiche Heldin, die im Triumph in ihre Heimatstadt zurückkehrt.
    Die größte Ehre wurde ihr von Reverend Martin Luther King Jr. zuteil. Er war extra nach Detroit geflogen, um Arethas Konzert zu besuchen und ihr eine Auszeichnung des Southern Christian Leadership Council zu überreichen. Als Dr. King die Bühne betrat, um den Preis zu übergeben, gab es viel Applaus und Standing Ovations.
    Aretha war im ersten Jahr ihres internationalen Erfolgs zu einem inspirierenden Symbol für die Gleichberechtigung der Schwarzen geworden. Mit der ihr eigenen stolzen Haltung repräsentierte sie die neue Afroamerikanerin der späten 60er-Jahre. Ihr individuelles Schicksal stand stellvertretend für den soziokulturellen Wandel, der sich im Land vollzog. Sowohl von schwarzen als auch von weißen Amerikanern respektiert, war sie die »natural woman«, von der sie sang. Dieser Abend in Detroit, an dem King und Franklin gemeinsam auf der Bühne standen, war ein historischer Moment.
    »An diesen Abend erinnere ich mich noch gut«, sagt Rita Griffin, Redakteurin der Detroiter Zeitung The Michigan Chronicle . »Am meisten ist mir einfach die Stimmung der Menge im Gedächtnis geblieben. King hatte eine Kehlkopfentzündung und konnte nicht sprechen. Ich erinnere mich an den ›Liebesschwall‹, der ihm entgegengebracht wurde. Man spricht ja von Gefühlswellen. Also das war eine ›Liebeswelle‹. Alle standen auf. Er sagte kein Wort, weil er keine Stimme hatte. Aber man konnte die Wirkung spüren, die allein von seiner Anwesenheit ausging. Es war wirklich ein historischer Abend. Damals hieß es, dass viele Leute nicht von King überzeugt waren, weil er ihnen nicht militant genug war. Also, alle 12 000 Menschen in diesem Saal liebten ihn – das konnte man spüren.«
    Laut Jerry Wexler hatte Aretha zu Dr. King ein freundschaftliches Verhältnis, sie unterstützte die Bürgerrechtsbewegung. Sie fühlte sich von Kings Auftritt an jenem Abend sehr geehrt. »In den Anfängen war sie sehr engagiert in Dr. Martin Luther Kings Bewegung«, erzählt Wexler. »Sie redete nie darüber – das war privat. Aber ich habe von ihr nie auch nur irgendeine

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