Aretha Franklin - Queen of Soul
sondern auch Platz 7 der Charts neben Alben wie Exile on Main Street von den Rolling Stones und Jethro Tulls Thick as a Brick . Zudem blieb die Singleversion von »Wholly Holy« ganze vier Wochen in den Pop-Charts. Die New York Times bezeichnete das Album als eine von Arethas »größten Leistungen«. Aretha gewann dafür ihren achten Grammy, in der Kategorie »Bestes Soul-Gospel-Album«.
»Ich glaube, das Album war so erfolgreich, weil der Chor und das Publikum toll und wir gut vorbereitet waren«, sagt Jerry Wexler. »Dadurch, dass wir die ›Rhythmusgruppe des Teufels‹ in die Kirche brachten, gingen wir schon ein großes Risiko ein. Obwohl es natürlich auch in einer Kirche traditionell alle möglichen Instrumente gibt. Amazing Grace strahlt Spontaneität und ein souliges Feeling aus.«
Auf dem nächsten Album änderte Aretha die Formel etwas, indem sie zum ersten Mal, seit sie 1966 zu Atlantic gegangen war, den Produzenten wechselte. Aretha hatte Lust, mit einem von Dinah Washingtons Produzenten ein Album aufzunehmen. Bei Columbia hatte sie schon mit Clyde Otis gearbeitet und nun sollte es Quincy Jones werden. Auf Hey Now Hey (The Other Side of the Sky) von 1973 teilt sie sich mit Jones die Produktionsaufgaben (auch auf Amazing Grace war sie schon neben Jerry Wexler und Arif Mardin als Coproduzentin gelistet worden). Es sollte ihr konzeptionslosestes Album seit der Zeit bei Columbia werden.
Quincy Jones sagte einmal, dass »in Aretha immer ein Feuer brannte; Musik war ihre Fahrkarte in die Freiheit«. Doch obwohl das Album mit »Angel« einen von Arethas heißesten Hits enthielt, sollte der Rest des Albums sich eher als Feuerlöscher entpuppen. Es erreichte lediglich Platz 30 der LP-Charts und war damit ihr erstes Atlantic-Album, das nicht in die Top 25 kam. Es läutete zudem einen sieben Jahre währenden Karriereknick ein.
Das erste Problem von Hey Now Hey (The Other Side of the Sky) bestand darin, das das Cover eines der hässlichsten des ganzen Jahrzehnts war. In eine grobe Bleistiftzeichnung von Arethas Gesicht ist dasselbe Gesicht noch einmal, verkleinert und umgedreht, mitten im großen Gesicht neben der Nase eingeklinkt. Die Skizze, die Aretha erneut mit afrikanischer Kopfbedeckung zeigt, wirkt wie ein Beitrag zu einem Schülermalwettbewerb. Im Inneren des aufklappbaren Covers sind Cartoonzeichnungen von Aretha, Quincy Jones und diversen typisch urbanen Charakteren abgebildet. Aretha wird als spindeldürre ägyptische Prinzessin mit einem Mikrofon in der Hand dargestellt. Eine der anderen Figuren ist ein schwarzer Stierkämpfer, der statt seines Umhangs eine riesige Spritze emporhält. Als Coverdesigner werden Aretha Franklin, Ken Cunningham und der Künstler Jim Dunn aufgeführt. Das Konzept mag sich im Laufe eines nächtlichen Brainstormings toll angehört haben, doch die Realisation erwies sich als visuelles Desaster.
Das Herausragendste an diesem Album ist die von Carolyn Franklin komponierte Hitsingle »Angel«. Sie erreichte Platz 20 der Pop- und Platz 1 der R & B-Charts (Arethas dreizehnter Nummer-eins-Hit). Der Song ist immer noch einer der gefragtesten in Arethas Repertoire. Drei Tracks auf dem Album waren wunderbare Jazzstücke. Die langsame Version von Leonard Bernstein und Stephen Sondheims »Somewhere« ist besonders bewegend, während der Bebop »Moody’s Mood« das Tempo anzieht. (Zusammen mit »Just Right Tonight« packte Atlantic diese beiden Titel auf die 1984 erschienenen Kompilation Aretha’s Jazz .) Aretha und Quincy Jones wären besser beraten gewesen, konsequent die ultimative Aretha-Franklin-Jazz-LP zu machen. Doch stattdessen stockten sie das Material mit einer wunderbaren Ballade (»Angel«) und einem Haufen zweitklassiger Songs auf.
Jerry Wexler bestätigt, dass man sich bei Hey Now Hey (The Other Side of the Sky) komplett vom ursprünglichen Plan entfernte. »Quincys Album begann als Jazzalbum, aber dann zog es sich endlos hin. Sie änderten mittendrin die Ausrichtung und machten plötzlich ein kommerzielles Pop / Soul-Album. Ehrlich gesagt, war ich davon enttäuscht.«
Einer der Songs, die Aretha und Jones gemeinsam produzierten, war »Master of Eyes (The Deepness of Your Eyes)«. Mit seinen Echoeffekten und nahöstlichen Flöten, die sich wie die eines Schlangenbeschwörers anhören, erzeugt die Nummer eine nahezu psychedelisch-sedierte Atmosphäre. Sie erschien als Single und schaffte es auf Platz 33 der Pop-Charts, wurde aber nicht in die Songauswahl für Hey
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