Aretha Franklin - Queen of Soul
Beziehungen zwischen Männern und Frauen«, erklärt Aretha den Song »Integrity«. »Den habe ich geschrieben und produziert und meine Gruppe – Brenda, Margaret und Sandra – sang die Background Vocals. Man lernt jemanden kennen, den man wirklich mag und der einen in seinen Bann zieht. Und dann legt er den Schalter um und ändert sein Programm. Naja, ich könnte viel darüber sagen, aber ich schätze, es ist nicht jeder für jeden bestimmt und wenn es funktionieren soll, dann funktioniert es. Und wenn nicht, sollte man zumindest ein bisschen Integrität zeigen.« Das hört sich so an, als ginge es in dem Song um Arethas Beziehung zu Glynn Turman, eine Vermutung, die Aretha weder bestätigt noch von sich weist. Danach gefragt, ob sie noch mit Turman redet, antwortete sie damals: »Glynn und ich sind immer noch gute Freunde.«
»›Integrity‹ hat mir viel Spaß gemacht«, fuhr sie fort. »Es ist genau so geworden, wie ich es mir vorgestellt habe. Es erinnert ein bisschen an die 60er und einige der Sachen von Curtis Mayfield. Ich habe es wirklich genossen. Ich muss unbedingt mehr schreiben und ich muss mehr produzieren. … ›Sweet Bitter Love‹ ist der Remake eines Songs, den ich in den 60er-Jahren bei Columbia aufnahm. Den Song habe ich schon immer geliebt. Van McCoy schrieb ihn und produzierte ihn [zusammen mit Clyde Otis] bei Columbia für mich. Ich dachte immer mal wieder, dass ich ihn neu aufnehmen sollte, aber irgendwie kam ich nie dazu. Ein Freund von mir fragte ständig: ›Aretha, warum nimmst du nicht »Sweet Bitter Love« auf? Deshalb sagte ich schließlich: ›Okay, ich glaube, die Zeit ist jetzt reif dafür‹. Es war ein großes Vergnügen für mich, ›Sweet Bitter Love‹ zu produzieren. Ich hatte viel Spaß. Ich liebe es, als Produzentin zu arbeiten.«
In unserem Interview von 1985 offenbarte sie, dass Clive Davis, der Präsident von Arista, ihr angeboten hatte, zwei Künstler ihrer Wahl zu produzieren. Auch von einem eigenen Plattenlabel war die Rede. Doch diese Projekte wurden letztendlich nicht realisiert. »Schon bei Atlantic co-produzierte ich einiger meiner Alben«, erklärte sie. »Ich arbeitete mit Jerry Wexler, Arif Mardin und Tom Dowd zusammen. Aber dies ist das erste Mal, das ich es ganz allein gemacht habe. Ich habe mich wirklich wohl gefühlt im Produzentensessel. Zum ersten Mal gab es keine Einwirkungen von außen, was ich als sehr befreiend empfand.«
Auf die Frage, warum es so lange gedauert hatte, bis sie sich zutraute, als Produzentin zu arbeiten, antwortete sie: »Ich hatte einfach nicht genug Erfahrung. Ich habe bei dieser Arbeit viel gelernt – über die technische Seite der Aufnahmen – und möchte mich in Zukunft öfter selbst produzieren. Ich würde auch gern ein paar andere Acts produzieren – vielleicht eine Gruppe wie die Four Tops oder eine Sängerin.«
Das Albumcover präsentierte ein gelungenes Konzept. Es zeigte eine urbane Straßenszene, in der ein großes Porträtgemälde von Aretha wie ein Konzertposter an eine Mauer gekleistert ist. »Eine junge Dame namens Artis Lane machte das Coverporträt«, erklärte Aretha. »Ich war überrascht und erfreut, als ich erfuhr, dass sie aus Detroit kommt. Wir versuchten, sie zu kontaktieren, weil ich ihre Arbeiten in der Zeitschrift People gesehen hatte. Meine Freundin Regina Lynch, die mein Make-up macht, sagte mir, dass sie sie kennt. Durch sie kam der Kontakt zustande und wir unterhielten uns. Das Cover war irgendwie metaphysisch. Es basierte nur auf unseren Telefonaten und verschiedenen Songs von mir, die sie sich anhörte. Sie ist eine ausgesprochen begabte Frau und mir gefiel das Bild sehr.«
Mit diesem Album mischte Aretha nicht nur wieder mit im aktuellen Musikgeschehen, sondern entdeckte auch die Welt der Musikvideos. »Ich halte Videos für ein sehr, sehr notwendiges PR-Mittel«, sagt Aretha. »Damit erreichen neue Künstler ihr potenzielles Publikum direkt zu Hause. Ich habe schon einige tolle gesehen. Aber auch welche, die – wie ein Freund es ausdrückte – ›aussehen wie Alpträume‹«.
Arethas Debütvideo für »Freeway of Love« erwies sich als filmisch gelungen. Darin zeigte sie sich mit einem jugendlichen Kurzhaarschnitt, der ihr unglaublich gut stand. Visuell untermalt wurde der Songtext, in dem eine Fahrt in einem pinkfarbenen Cadillac vorkommt, von einer ebensolchen Karosse mit den typischen Heckflossen. In Kombination mit Arethas rockigem Sound entstand daraus eines der besten
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