Aretha Franklin - Queen of Soul
Musikvideos aller Zeiten. Ken Reynolds, der zu Arista gewechselt war, erinnert sich, dass die Produktion des Videos nicht ganz reibungslos ablief: »Regie bei ›Freeway of Love‹ führte Brian Grant, der auch Donna Summers Video zu ›She Works Hard for the Money‹ gemacht hatte. Er hatte Vorschläge rübergeschickt, die wir mit Aretha durchgegangen sind. Sie wollte etwas ändern. Also schickten wir ihm das Skript zurück und er schickte es uns nochmal mit der Änderung. Und dann wollte sie noch dies und jenes ändern! Der Regisseur änderte, was immer sie wollte.«
Reynolds weiter: »Das Filmteam wurde in New York, London und Los Angeles rekrutiert und alle wurden nach Detroit geflogen, wo das Video zu ›Freeway of Love‹ gedreht werden sollte. Schauplatz sollten die Fordwerke in Detroit sein, mit Aretha am Fließband. Das Exposé hörte sich toll an – schnell, mit viel Action und Aretha sollte alle möglichen verschiedenen Sachen machen. Doch am Tag, als das Team ankam, verkündete Aretha plötzlich: ›Also, ich habe meine Meinung geändert. Ich möchte nicht zu den Fordwerken gehen, wir machen es etwas anders. Ein Freund von mir hat einen Club, in dem ich singen werde. All die anderen Sachen könnt ihr da reinschneiden.«
Reynolds weist darauf hin, dass man Aretha im Video nur im Club sieht. »Die Außenaufnahmen und alles andere wurden woanders gedreht. Nach dem ursprünglichen Script hätte Aretha an all diesen Orten sein sollen, aber sie hatte ihre Meinung im letzten Moment geändert. Hat das dem Video geschadet? Nein. Tatsächlich bekam es mehrere Auszeichnungen. Sie wusste also offensichtlich, was sie tat.«
»Das Video wurde in Doug’s Body Shop in Detroit gedreht«, erzählt Aretha. »Das ist ein ganz entzückender Ort. Alles hat die Form von Autos. Die Separees, in denen man isst, sehen aus wie halbe Autos, ausgestattet mit allem, was die Originalautos hatten: automatische Fensteröffner, Lenkrad, Radio, es ist alles da. Wir entschieden uns für Doug’s, weil es in dem Song um diesen pinkfarbenen Cadillac auf dem Freeway geht. Im Video sieht man auch das Gebäude von General Motors. Da Detroit die Motor City ist, fand ich das sehr passend.«
»Das Auto, das wir im Video verwendeten, der pinkfarbene Cadillac, gehörte einst Jayne Mansfields, berichtet Aretha weiter. »Mickey Hargitays [Mansfields Ehemann] Name stand auf dem Handschuhfach. Hier in Detroit gibt es einen Oldtimer-Club, der uns das Auto für einen Nachmittag auslieh. Aber sie waren unheimlich pingelig: Wer würde den Wagen fahren, wer dies und jenes machen? Ich verstehe natürlich, dass sie bei einer so wertvollen Investition vorsichtig sein müssen. Es war ein tolles Auto.«
Eine der Überraschungen des Videos war Arethas Aussehen. Mit ihrem extrem kurzen Haarschnitt sah sie jung und hip aus. »Ich trug so eine kleine Punk-Frisur. Ich fand sie süß und interessanterweise bekam ich dafür viele Komplimente von Männern und Frauen. Als ich mich damit das erste Mal im Spiegel sah, schrie ich: ›AAAAHHHH! Ich weiß nicht, ob ich mich damit auf die Straße traue!‹ Aber ich gewöhnte mich daran und je mehr ich mich ansah, umso mehr gefiel es mir. Dann fing ich an, damit zu spielen, und machte die Frisur zu einem Teil von mir. Sie war süß, punkig und brachte Spaß.«
Musikvideos gaben der von Flugangst geplagten Aretha die Möglichkeit, nicht auf Tournee zu gehen und Detroit so selten wie möglich zu verlassen: »Jetzt können Sänger direkt ins Wohnzimmer der Leute kommen, ohne jahrelang unterwegs zu sein. Nicht, dass sie nicht irgendwann trotzdem vor ein Livepublikum treten müssen, aber ich finde, dass Videos Musikern eine fantastische Möglichkeit bieten, gleichzeitig viele Menschen zu erreichen.«
»Sagt nicht, dass Aretha ein Comeback feiert«, insistierte sie, als Who’s Zoomin’ Who? erschien, »weil ich nie weg war!« Im Hinblick auf Verkaufszahlen, Chartplatzierungen und Radiospielzeit war das Album aber nichts anders als ein waschechtes Comeback. Es wurde ihr meistverkauftes Album aller Zeiten, brachte fünf Top-40-Singles hervor und erreichte als erste Platte ihrer Karriere Platinstatus.
Das Album befriedigte nicht nur die Heerschar ihrer Fans aus den 1960er-Jahren, sondern schaffte es mit seinem frischen Sound auch, neue junge Plattenkäufer anzulocken, für die Aretha bisher nur eine Legende aus vergangenen Tagen gewesen war. »Mir gefiel, was Narada sich da hatte einfallen lassen«, erklärt Aretha, »weil
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