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Arglist: Roman (German Edition)

Arglist: Roman (German Edition)

Titel: Arglist: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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nickte.
    »Er kam emotional schon schlecht rüber, aber ich hatte dazu noch Probleme, ihn akustisch zu verstehen. Er rief von einem Handy an, und vor fünfzehn Jahren waren Handys nicht das, was sie heute sind. Sie waren vor allem auch richtig teuer. Die Einzigen, die sie besaßen, waren Doktoren und Dealer.«
    »Stimmt.«
    »Er musste ein paar Mal anrufen, weil das Rauschen echt übel war und die Verbindung immer wieder abbrach. Es war ungefähr neun oder zehn Uhr abends. Er fragte mich … ob ich ihn abholen und nach Hause fahren könnte. Ich wollte wissen, wo er war. Clearwater Park, sagte er.«
    Marges Herz schlug wie verrückt in ihrer Brust. »Verstehe...«
    »Ja, ja, heute verstehen wir das alle, nachdem es passiert war. Ich fragte ihn, was er da wollte. Er meinte, er habe dort was zu tun gehabt. Ich fragte, was denn. Er sagte nur, das würde er mir erklären, sobald ich ihn aufgabeln würde. Ich sagte ihm, dass ich kein Auto hätte und ganz sicher nicht vierzig Kilometer ins Valley fahren würde, nur um seinen Arsch nach Hause zu bringen.«
    »Und dann?«
    »Er fing an zu weinen. In dem Moment wusste ich, dass etwas richtig Übles passiert war.«
    »Sind Sie hingefahren?«
    »Na klar. Ich würde ihn doch in einer schlimmen Situation nicht im Stich lassen. Ich hatte kein Auto, also habe ich den Chevy von meinem Nachbarn kurzgeschlossen. Ich dachte, der Wagen wäre längst zurück, bis die alte Dame aufwachen würde. Ich nahm den Freeway und hoffte, dass ich auf dem Weg nicht an einen Bullen geraten würde, den es in den Fingern juckte, mal wieder einem Schwarzen einen überzuziehen. Der liebe Gott stand mir bei. Ich schaffte es in Rekordzeit und ohne Zwischenfälle bis zum Park. Der Ort wirkte total verlassen. Die Straßen waren leer. Der Park ist groß, und es gab Stellen, da war es schwarz wie die Sünde. Es war pures Glück, dass ich Leroy überhaupt fand, denn er saß auf einer Bank. Er zitterte am ganzen Körper, und mir wurde klar, dass er richtig Angst hatte. Ich wollte wissen, was passiert sei. Er zog Bargeld hervor... mehrere Hundert-Dollar-Scheine, was damals ein Vermögen war. Ich fragte ihn, wie bist du da drangekommen.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Mit Dealen... er sagte, er hätte gedealt.«
    »Und was dachten Sie?«
    »Ich dachte auch, er hätte es vom Dealen, aber nicht von einem korrekten Deal. Mein erster Gedanke war, dass der Idiot einen anderen Dealer über den Tisch gezogen hatte. Und ich habe mir vor Angst fast in die Hosen gemacht, weil überall Polizeiautos erschienen, als wir uns auf den Weg machten. Eins reichte schon, um in mir das große Flattern auszulösen. Und ich zählte zwei und dann drei.« Er riss die Augen auf. »Ich fuhr ohne Licht über Seitenstraßen aus der Gegend weg.«
    »Sie hatten schon wieder Glück.«
    »Ich habe erst ein paar Tage später von der Sache mit Dr. Little gehört. Ich war nicht mehr auf der Schule, daher bekam ich ausführliche Infos erst nach der Tat – über das Carjacking und den Mercedes, der am Clearwater Park gestanden hatte. Leroy war ernsthaft in Schwierigkeiten und ich wahrscheinlich auch, mitgehangen, mitgefangen. Wir trafen uns und sprachen uns ab, für den Fall, dass die Bullen auf uns kämen.«
    »Und Sie haben ihn nie gefragt, was passiert war?«
    »Ich wollte es gar nicht wissen, sollten die Bullen eines Tages hinter mir her sein und mir einen Lügendetektortest verpassen... den wollte ich dann bestehen.«
    »Wie lautete denn Ihre Geschichte für die Polizisten?«
    »Wir waren jeweils das Alibi für den anderen. Bevor ich losfuhr, um Leroy aufzugabeln, hatte meine Mutter mich gefragt, wohin ich gehen würde. Ich sagte ihr, ich würde mich mit Leroy treffen. Sie redete gerade mit dem Pfarrer, der mich auch gehört hatte. Meine Mutter wäre nie auf die Idee gekommen, dass ich vierzig Kilometer fahren würde, um mich mit Leroy zu treffen. Ich hatte ja gar kein Auto. Leroy hatte kein Auto. Und warum sollten wir uns da rumtreiben? Außerdem, warum sollten wir Dr. Ben etwas antun? Ich wurde von einem weißen Bullen namens Vitton befragt, der zu uns nach Hause kam. Er redete mit mir. Er redete mit meiner Mutter. Er redete mit dem Pfarrer. Danach hat er nie wieder mit mir gesprochen.«
    »Und Leroy?«
    »Seine Großmutter sagte, Leroy und ich wären bei ihr zu Hause gewesen. Sie muss damals schon um die neunzig gewesen sein – taub und blind. Sie wusste nicht, ob Leroy zu Hause gewesen war oder nicht, aber einem Haufen Polizisten gegenüber

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