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Arglist: Roman (German Edition)

Arglist: Roman (German Edition)

Titel: Arglist: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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zuerst Jo-King, wurde dann aber zu Yo-King.« Er grinste. »Eines Tages kam Leroy zu uns und war vor Stolz ganz aufgeplustert, nachdem er an einem verregneten Tag im Französischkurs gewesen war. Er hatte mitgekriegt, dass Leroy von Le Roi abstammt. Und deshalb wurde aus ihm Yo-King.«
    »Über Yo-King habe ich nichts gefunden. Man sagt, dass Sie ein paar Demos aufgenommen hatten.«
    »Dazu komme ich noch«, meinte Wenderhole. »Dies ist eine lange Geschichte. Sie müssen Geduld mitbringen.«
    »Ich bin ganz Ohr.«
    »Also gut...um Ihre Frage zu beantworten: Ich habe tatsächlich als A-Tack ein paar Demos aufgenommen, aber das war erst später. Zu jenem Zeitpunkt waren wir einfach nur miese Kerle – und hielten uns selbst für glorreiche Halunken. Während wir also darauf warteten, endlich richtig entdeckt zu werden, mussten wir ja von irgendwas leben. Also verkauften wir Stoff an die weißen Jungs aus der Nachbarschaft, die uns in der Illusion bestärkten, dass wir echt coole Typen waren. Darnell war der Anführer, weil er die besten sozialen Fertigkeiten besaß. Und er hatte eine mega Stimme. Wenn jemand den Durchbruch im Musikgeschäft schaffen würde, dann Darnell. Er sagte, er würde all diese angesagten Rockstars und Produzenten kennen und dass wir eine Rap-Gruppe gründen sollten. Darnell wollte nicht wirklich Teil einer Gruppe sein – er war ein Solokünstler, wie er im Buche stand -, aber er war auf mich angewiesen.«
    Wenderhole holte tief Luft.
    »Darnell hatte das größte Talent, doch ich schrieb die Songs. Damals galt allerdings: Du rappst, was du schreibst. Heutzutage beschäftigen diese Konzernproduzenten eine Heerschar von Leuten, die undercover für die Brüder die Raps fabrizieren. Völlig seelenloses, beschissenes Zeugs. Worthülsen über protzigen Glitzerschmuck und Sex und geile Weiber und Geld, weil dieser Scheiß sich gut an die Weißen verhökern lässt. Nichts mehr über sozialen Brennstoff. Die weißen Kerlchen mochten Niggaz with Attitude nicht, dabei ging es bei denen wirklich um wichtige Themen aus dem Alltag.«
    Marge nickte einfach nur.
    »Als ob Sie das interessieren würde.« Wenderhole machte aus seiner Verachtung keinen Hehl. »Ich langweile Sie.«
    »Nein, das tun Sie nicht, und es interessiert mich wirklich«, erwiderte Marge scharf. »An jedem einzelnen meiner Arbeitstage bin ich mir sehr wohl darüber bewusst, dass es Opfer gibt, die nicht für sich sprechen können. Ich wäre nicht bei der Mordkommission, wenn ich einfach nur Leute festnehmen wollte. Zur Zeit heißt mein Opfer Bennett Little, und deshalb bin ich hier. Haben Sie jemals was zusammen mit Darnell aufgenommen?«
    »Dazu komme ich noch. Wissen Sie, Darnell fragte mich immer wieder, ob ich nicht was schreiben könnte, um es den Produzenten zu zeigen.«
    »Woher kannte er diese Produzenten?«
    »Ich vermute mal, weil er ihnen Drogen gebracht hat, aber das könnte ich nicht beschwören. Er stand weiter oben auf der Leiter als Leroy und ich. Ich hab diesen Fantasiequatsch nie so ganz geglaubt und war dementsprechend von den Socken, als Darnell erfolgreich war.«
    »Primo Ekerling.«
    Er rollte die Augen. »Noch nicht, nein.«
    »Entschuldigung. Ich warte, bis ich dran bin.«
    Er lächelte. »Wie ich schon sagte, Darnell war erfolgreich. Wir bekamen Studiozeit zugeteilt, um ein paar Demos einzuspielen, aber weiter ging es nicht, weil Darnell aufflog und sie ihn nach Ohio abschoben.«
    »Wer produzierte die Demos?«, wollte Marge endlich wissen.
    »Wir hatten keinen Produzenten, nur einen Tontechniker, der den Gesang aufnahm. Ein paar Sachen machten wir gemeinsam, und dann sang jeder für sich. Der Techniker sagte uns, dass die Percussion und die Instrumente später eingefügt werden würden. Aber dazu kam es nie. Nachdem Darnell dran war, wurden Leroy und ich nach Hause zurückgeschickt, und ich verbrachte die meiste Zeit damit, mich zuzudröhnen.«
    Er wich Marges Blick aus.
    »Es war seltsam, wieder zurück zu sein. Wenn man schwarz und arm und ohne Hoffnung ist, dann macht man keine Pläne, Sergeant. Man sieht keine Zukunft. Die lässt einen treiben, und genau das tat ich. Nur Leroy, der dämliche Penner, der ackerte weiter für diesen ganzen fantastischen Quatsch. Er ging weiterhin von Tür zu Tür, der Idiot. Ich hab ihm gesagt, er soll die Demos vergessen, aber er gab nicht auf. Und dann, eines Tages, bekomme ich diesen Anruf...«
    Wenderhole blickte zu Boden.
    »Es war Leroy, und er klang gar nicht gut.«
    Marge

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