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Arglist: Roman (German Edition)

Arglist: Roman (German Edition)

Titel: Arglist: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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übereinandergeschlagen, wobei das rechte wie eine Bahnschranke auf- und abwippte. Sie hielt eine Zigarette in der einen und eine Coke Zero in der anderen Hand und schnippte immer wieder Asche in die Öffnung der Dose. Die blauäugige Blondine war in ihrer schwarzen Latex-Jeans und einem T-Shirt mit U-Boot-Ausschnitt ein echter Hingucker. »Ich übernehme Primos Klienten.«
    »Ich wusste gar nicht, dass Sie auch als Produzentin arbeiten.« Decker hatte sich ihr gegenüber auf einen der Sessel gesetzt.
    »Tue ich ja gar nicht. Ich bin dann eben die Agentin. Das kann ich wahrscheinlich so gut wie jeder andere, angesichts dieser Klientenliste.« Sie schüttelte den Kopf. »Der arme Primo war ein guter Kerl, aber er war nicht gerade mit Erfolgsstorys gesegnet.«
    Decker deutete auf die Regale. »Er scheint eine Menge CDs angesammelt zu haben.«
    Marilyn reckte den Hals, um die CD-Hüllen zu betrachten, wandte dann aber ihre Aufmerksamkeit wieder Decker zu, während sie weiter ihre Zigarette paffte. »Das beeindruckt Sie?« Ein Augenrollen. »Neunundneunzig Prozent aller neugeborenen Schätzchen verschwanden auf Nimmerwiedersehen. Und das restliche eine Prozent, das ein bisschen Erfolg hatte, diese Leute verließen Primo, so schnell sie konnten. Verwechseln Sie Quantität nicht mit Qualität. Demos kosten nicht viel.«
    »Ich wusste nicht, dass Primo auch Agent war.«
    »Sehen Sie, genau das ist es ja. Er war Agent, aber kein besonders guter. Talent und Charisma stehen nicht plötzlich vor der Tür. Man muss rausgehen und sie jagen. Wenn man da belämmert ist von Alkohol und Haschisch, kommen einem Ehrgeiz und harte Arbeit wie Schimpfwörter vor.«
    »Wie weit reichen diese Demos zurück?«
    »Keinen Schimmer. Dazu bin ich noch nicht gekommen.«
    »Schmeißen Sie sie weg?«
    »Ich werde sie durchsehen, ob irgendwas Vielversprechendes dabei ist. Eigentlich sollte ich sie in Kisten packen und mit zu mir nehmen. Der Mietvertrag hier läuft in ein paar Wochen aus, und ich kann von zu Hause aus arbeiten. Alles was ich brauche, sind ein CD-Player und zwei gute Ohren.«
    »Wie lange werden Sie brauchen, das alles einzupacken?«
    »Weiß ich nicht. Es hat jede Menge Zeit gekostet, seinen ganzen Papierkram zu wälzen. Gott, war das öde.« Wieder landete Asche in der Dose. »Aber Sie sind nicht hier, um sich meinen Kummer reinzuziehen. Was brauchen Sie?«
    »Also, zum einen würde ich gerne diese CDs durchforsten.«
    »Wonach suchen Sie?«
    »Nach allem von einem Rap-Künstler mit Namen Rated-X, Travis-X, X Marks the Spot oder einfach nur X. Kommt Ihnen davon etwas bekannt vor?«
    »Primo hat nicht viel Rap gemacht.«
    »Was nicht heißt, dass er keine Rap-Demos bekommen hat.«
    »Das stimmt, aber der Typ klingt nicht nach einem Klienten.« Sie knetete ihre Stirn. »Andererseits klingt der Name auch nicht ganz fremd. Müsste ich den Kerl kennen?«
    »Travis Martel benutzte diese Namen als Rapper.«
    »Travis Martel?« Marilyn zog heftig an ihrer Zigarette. »Der Kerl, der im Gefängnis sitzt?«
    »Ja, Ma’am.«
    »Sie machen Witze! Sie glauben, dieser Scheißkerl und Primo hatten ein Projekt laufen?« Noch ein Zug. »Kommen Sie, auch wenn ich nicht alle von Primos Klienten kenne, dann wüsste ich trotzdem, ob dieser beschissene Mörder was mit ihm zu tun gehabt hätte.«
    Decker sagte nichts. Sein Schweigen ließ Marilyn vor Wut rot anlaufen.
    »Warum sollte Primo mit so einem Scheißkerl arbeiten?«
    Decker zeigte auf die CDs. »Alle möglichen Leute schickten ihm ihre Demos.«
    »Und von all diesen Demos, wie viele Leute, glauben Sie, hat Primo kontaktiert?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht zwanzig.«
    »Wohl eher drei?«
    »Und vielleicht ist das genau der Punkt, Ms. Eustis. Vielleicht hat Travis Martel eine Demo-CD an Primo geschickt, und als der darauf nicht reagierte, wurde Travis sauer.«
    »Woher wissen Sie überhaupt, dass Travis jemals mehr machte, als sich einen Rapper-Namen zuzulegen? Eine Menge dieser Arschlöcher, die sich aufstrebende Rapper nennen, rappen noch nicht mal. Sie finden einfach nur den Titel cool und die Idee, so was zu sein.«
    »Travis hat seine Musik auf MySpace eingestellt.«
    »Er und viele andere Loser.«
    »In einem seiner Stücke steht diese Zeile: ›wie Musik und Verbrechen – B und E, der ganze Scheiß‹. Das könnte eine Anspielung auf ›Breaking and Entering‹ sein, aber eben auch auf Banks und Ekerling.«
    »Moment mal, ganz langsam.« Sie entwirrte ihre Beine und beugte sich vor. »Was

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