Arglist: Roman (German Edition)
zurücklehnen, als er ein Klopfen an seinem Beifahrerfenster hörte. Ein uniformierter Motorradpolizist vom Beverly Hills Police Department, weißhaarig und mit Walrossbart, linste ins Auto. Der Ausdruck in seinen Augen lag hinter einer Sonnenbrille versteckt, aber der Rest von seinem Gesicht zeigte, dass er offensichtlich schlechte Laune hatte.
»Ich ruf dich gleich noch mal an«, sagte Decker, als Marge abhob. Er öffnete das Fenster. »Ich bin ein Lieutenant vom LAPD und muss aus beruflichen Gründen einen Anruf erwidern. Geben Sie mir eine Minute Zeit?«
»Haben Sie einen Ausweis?«
»Ich habe einen Ausweis, und ich habe eine Waffe«, klärte Decker den Mann auf. »Ich werde jetzt meine Jacke zurückschlagen und sie Ihnen zeigen, dann greife ich in meine Tasche und hole meinen Ausweis hervor, okay?«
»Schön langsam das Ganze.«
»Darauf können Sie wetten.« Decker angelte nach seinem Ausweis. Der beschnurrbartete Mann sah ihn sich an und nickte dann. »Beeilen Sie sich lieber. Die Geschäftsleute hier schreien sofort los, wenn die Plätze vor ihren Geschäften blockiert werden. Sie kriegen das nicht ab, aber ich.«
»Alles klar. Ich bin gleich fertig. Danke.«
Nachdem er den Motor ein bisschen hochgejagt hatte, fuhr der Polizist davon. Decker rief wieder bei Marge an. »Was gibt’s?«
»Wo bist du?«
»Auf dem Weg zu Marilyn Eustis.«
»Super. Dann hast du also auch herausgefunden, was ich herausgefunden habe. Wer hat’s dir verraten?«
»Wer hat mir was verraten?«
»Dass Primo Ekerling Jervis Wenderhole unter dem Namen A-Tack produziert hat.«
»Tatsächlich?« Decker zückte seinen Notizblock. »Wann war das?«
»Ungefähr ein Jahr nach dem Mord an Little.« Eine Pause. »Und warum willst du mit Marilyn Eustis reden?«
»Um herauszufinden, ob Primo Ekerling etwas mit Travis Martel zu tun oder mit ihm aufgenommen hatte.«
»Hat uns Marilyn Eustis nicht erzählt, dass sie weder Martel noch Perry kennt?«
»Hat sie, aber das heißt ja nicht, dass Ekerling ihn nicht kannte.« Er berichtete ihr von Cindys Recherchen und dem heruntergeladenen Song mit dem Text über B und E.
»Normalerweise würde ich sagen, das ist zu weit hergeholt, aber vielleicht auch nicht.« Marge fasste kurz ihr Gespräch mit Wenderhole zusammen. Decker stand bereits gute zwanzig Minuten auf dem Parkplatz, schrieb Notizen und diskutierte verschiedene Theorien, als er von einem kleinen dunkelhäutigen Mann, der gegen das Autofenster hämmerte, unterbrochen wurde. Der Typ war mittelalt und ganz in Gelb gekleidet, die Haare zurückgegelt. Sogar seine Krokolederstiefel waren gelb eingefärbt.
»Bleib dran, Marge.« Decker öffnete wieder das Fenster.
»Sie müssen sofort da weg!«, kreischte der Mann in akzentbeladenem Englisch los. Decker hielt lediglich seinen Ausweis hoch. »Ist mir egal, und wenn Sie der Präsident wären, Sie fahren jetzt hier weg!«
Herrischer Kerl, aber er war im Recht. »Eine Minute«, bat Decker.
»Eine Minute!«, schrie der Mann. »Sie hatten bereits zwanzig!«
»Sie haben mich beobachtet?«
»Worauf Sie einen la… Sie müssen jetzt weg! Ich erwarte einen sehr wichtigen Kunden. Das hier ist ein großer Parkplatz, und der hat einen Rolls-Royce Phantom.«
»Ich ruf dich gleich noch mal an«, erklärte Decker Marge. »Ich muss wegfahren, denn ich blockiere einen Parkplatz für einen sehr wichtigen Käufer...«
»Kunden.«
»Entschuldigung, also Kunden.« Er beendete das Gespräch und startete den Motor. »Entschuldigen Sie vielmals. Sie haben recht. Der Parkplatz gehört Ihnen, und Sie haben ein Anrecht darauf.«
»Schon in Ordnung.« Der Mann beruhigte sich. »Schon in Ordnung.« Als Decker gerade losfahren wollte, hielt der kleine gelbe Gnom die Hand hoch. »Warten Sie.« Er rannte in sein Geschäft und kam mit einer Tüte zurück. »Mein neues Aftershave. Nichts für ungut. Ich brauche einfach nur diesen Parkplatz. Außerdem, Geschäft ist Geschäft. Und wer weiß, vielleicht sind Sie eines Tages reich, und dann sind Sie der sehr wichtige Kunde.«
Ekerlings ehemaliges Büro war reduziert worden auf eine belanglose Couch, einen leeren Beistelltisch, ein paar Sessel, einen leeren Schreibtisch und einen Aktenschrank. Die Regale allerdings standen immer noch voller CDs, in dreifacher Reihe, verschwunden aber waren die vielen Kisten und mit ihnen wahrscheinlich jeder Beweis, dass Ekerling mit Travis Martel gearbeitet hatte.
Marilyn saß auf der Couch und hatte ihre Beine
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