Arglist: Roman (German Edition)
Ermordung von Primo Ekerling zugibt.«
»Warum sollte Travis das tun?« Sie gähnte noch einmal.
»Zu wenig Schlaf letzte Nacht, hm?« Decker grinste.
»Geht dich gar nichts an.« Marge zog sich einen Stuhl heran, setzte sich und schlug die Beine übereinander. Ihre schwarzen Hosenbeine rutschten hoch und entblößten ihre Fußknöchel. Erschrocken bemerkte sie, dass sie eine blaue und eine schwarze Socke trug. Schnell stellte sie ihre Beine wieder nebeneinander. »Also: Warum sollte sich Martel mit dem Mord in Verbindung bringen, wenn seine Verteidigung auf Autodiebstahl mit anschließender Spritztour aufgebaut ist?«
»Vielleicht kann ich ihn davon überzeugen, dass, sollte er uns nicht die Wahrheit sagen, Rudy Banks mehr als gewillt ist, uns Lügen über ihn zu erzählen.« Decker erläuterte ihr seine Theorie, wonach Rudy Banks zwei Typen für seine Drecksarbeit anheuerte. »Das Problem ist nur, wir konnten außer dem Text des Rapsongs über B und E keine Verbindung zwischen Banks und Martel herstellen.« Er lächelte. »An dieser Stelle könnten mir meine geschmeidigen Lügen und meine brillanten Vernehmungstechniken helfen.«
»Und du denkst, Hollywood wird dich Martel vernehmen lassen?«
»Ich glaube schon, vor allem dann, wenn ich Martels Fingerabdrücke auf der CD-Hülle finde. Garrett und Diaz werden hocherfreut sein, eine Verbindung zwischen Travis und Ekerling serviert zu bekommen. Es durchlöchert die ganze Geschichte, von wegen, die beiden Kerle hätten zufällig irgendein Auto geknackt und keinen Schimmer gehabt, wer Ekerling ist und dass er im Kofferraum lag.«
»Und wann wirst du ihnen die Neuigkeiten überbringen?«
»Sobald ich Neuigkeiten habe. Ich warte auf die Techniker, damit sie die Hüllen einstauben.«
Oliver marschierte ins Büro und ließ sich auf einem Stuhl nieder. »Ich habe letzte Nacht versucht, euch beide zu erreichen... mehrmals. Wo wart ihr?«
»Ich war im Inneren eines Bürogebäudes damit beschäftigt, Hunderte von Demo-CDs durchzuflöhen«, berichtete ihm Decker. »Der Empfang war schlecht, und bis ich sehen konnte, dass du angerufen hattest, war es nach Mitternacht.«
Oliver drehte sich zu Marge hin. »Wie lautet deine Ausrede?« Sie errötete. »Schon gut.«
»Du hast keine Nachricht hinterlassen«, fuhr Decker fort, »deshalb dachte ich, es war nichts Wichtiges.«
»Es handelt sich nicht gerade um die Art von Nachricht, die man auf eine Mailbox spricht.«
»Was ist los?«, fragte Decker.
»Du zuerst.« Nachdem Decker ihm von dem Fund der Demo-CDs in Ekerlings Regal berichtet hatte, rückte Oliver seine lilafarbene Krawatte zurecht. Sie passte perfekt zu seinem lila Hemd. »Nett von euch beiden, Hollywoods Mordfall aufzuklären. Und wie setzen wir das um in eine Aufklärung des Mordes an Bennett Little?«
»Da kann ich behilflich sein«, sagte Marge. Sie berichtete von ihrem Gespräch mit Jervis Wenderhole alias A-Tack. »Wir haben Wenderhole, der Leroy Josephson am Clearwater Park aufgabelt. Wir haben Leroy mit einem Batzen Bargeld in seinem Besitz. Wir haben Leroy, der weint und hochnervös ist. Dann bekommt Wenderhole sechs Monate später einen Anruf von Ekerling und nimmt mit ihm eine Demo-CD auf.«
»Das bringt Ekerling mit Wenderhole in Verbindung und wahrscheinlich auch mit Leroy Josephson«, sagte Oliver. »Das wären tolle Neuigkeiten, wenn wir davon ausgingen, Ekerling hätte Little ermordet. Tun wir das?«
»Nein«, antwortete Decker, »aber ich gehe davon aus, dass Rudy Banks sowohl mit der Sache an Little als auch an Ekerling etwas zu tun hat.«
»Die Geschichte wiederholt sich«, sagte Marge, »Banks heuert Josephson an, um Little umzulegen, und er trägt Martel auf, Ekerling umzulegen. Warum sonst sollte Martel Ekerling denn abknallen?«
»Genau. Wo wir beim Thema sind«, entgegnete Oliver, »warum sollte Banks Ekerling töten lassen? Die beiden prozessieren seit Jahren gegeneinander.«
»Wie ich schon zu Marilyn Eustis sagte«, meinte Decker, »vielleicht hat sich einfach in der Person von Travis Martel eine günstige Gelegenheit geboten.«
»Banks bietet Martel einfach so mal Geld an, Ekerling abzuknallen, und Martel sagt ja?«
»Vielleicht gibt es dazu eine kleine Vorgeschichte«, hielt Decker dagegen. »Vielleicht dachte Martel, Ekerling würde ihm einen Vertrag anbieten. Schließlich steht auf dem Zettel: ›Hier kommt Nachschub. Sag mir Bescheid, wenn es so weit ist.‹ Aber Martel erhält nie einen Vertrag, und er geht zu Banks.
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