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Arglist: Roman (German Edition)

Arglist: Roman (German Edition)

Titel: Arglist: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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und fest. Ihr eigenes Risiko.«
    »Ich erwarte, Sie anzutreffen, Sir.«
    »Erwarten? Bloß weil Sie was erwarten, muss ich springen? Hören Sie, Lieutenant: Auch ich erwarte eine Menge Dinge. Aber ich kriege nicht immer, was ich erwarte. Stattdessen kriege ich einen Haufen Arschlöcher, die hinter mir her sind. Ich kriege Undankbare, die mich aus keinem anderen Grund als Neid und Missgunst verklagen. Ich kriege einen Geschworeneneinsatz als Ersatzgeschworener. Was ich bekomme, Lieutenant, ist ein Sack voller Enttäuschungen, weil in Wahrheit alle nur Lügner, Heuchler und Diebe sind. Ich weiß verdammt gut, dass das Leben einfach nur ein riesengroßer Haufen Scheiße ist, aber lieber werde ich zum Schwanzlutscher, als dass Sie oder irgendjemand sonst mich dazu bringt, da reinzutreten.«

19
     
    Der Aufzug ging immer noch nicht, und das Treppenhaus hatte auch noch keine frische Farbe gesehen. Decker kochte, aber nicht wegen der Hitze und Schwüle in Banks’ Gebäude. Zehn lange Minuten waren vergangen, ohne dass das Klopfen, bis die Fingerknöchel rot wurden, irgendetwas bewirkt hätte. Decker hatte nicht übel Lust, die Tür einzutreten, stattdessen atmete er einmal tief durch und dachte über den nächsten Schritt nach. Normalerweise hätte er einfach gewartet, aber es war Freitag, und seine religiösen Gebote hinderten ihn daran, abends jemanden zu überwachen.
    Vielleicht wären ja Marge oder Oliver dazu bereit …
    Da hörte er Schritte im Treppenhaus. Die Tür zum Flur vor der Wohnung ging auf, und Liam O’Dell schlenderte wie selbstverständlich auf Decker zu. »Hey, Kumpel.«
    Decker war überrascht, versuchte aber, es zu verbergen. »Verrückt, Sie hier zu treffen.«
    »Komme gerade von Millie’s. Sie sollten die Enchilada probieren. Schmeckt richtig gut.«
    »Warum sind Sie hier, Liam?«
    »Aus demselben Grund wie Sie, Kollege, um Rudy zu sehen.« Er griff in seine Jackentasche und reichte Decker ein verkrumpeltes Stück Papier. »Sie müssen wichtig sein. Der Scheißkerl hat sich die Zeit genommen, eine Nachricht zu hinterlassen.«
    Decker strich das Papier glatt, bis er etwas lesen konnte:
     
    Notfall. Montag, gleiche Zeit, selber Ort. Sie brauchen nicht anrufen. Ich rufe nicht zurück.
     
    »Mistkerl!«, fluchte Decker leise.
    »Das merken Sie erst jetzt?«
    »Ein Anruf wär’s gewesen.« Decker stopfte sich den Zettel in die Tasche. »Jetzt muss ich den Feierabendverkehr ins Valley hinter mich bringen.«
    »Wenn das alles ist, womit er Sie reingelegt hat, dann dürfen Sie sich glücklich schätzen, Kumpel.«
    Decker musterte O’Dell. Heute trug er eine abgeschnittene Jeans und ein Hawaiihemd. Er hatte tatsächlich überall Tätowierungen. »Schauen Sie hier jeden Tag vorbei, O’Dell?«
    »Dachte, ich versuch’s noch mal, bevor ich mich wieder nach Venice auf den Weg mache.« Grinsend offenbarte er Decker seine verfärbten Zähne. »Fürchten Sie, ich hab den Scheißkerl abgemurkst? Treten Sie doch die verfluchte Tür ein, dann wissen wir beide, was da abgeht.«
    »Ich darf die Tür nicht eintreten, außer es besteht für Mr. Banks der Verdacht auf Gefahr im Verzug.« Er warf O’Dell einen vielsagenden Blick zu. »Gibt es einen Grund, warum Sie glauben, Mr. Banks könnte in Gefahr sein?«
    »Nichts Genaues weiß man nicht, aber irgendwann begegnet ihm garantiert eine Gefahr. Man kann sich nicht so lange so vielen Leuten gegenüber wie ein Schwein benehmen, ohne dass das Konsequenzen hat.« Er starrte Decker an. »Wenn Sie sich Sorgen machen, treten Sie eben die Tür ein.«
    »Nicht nötig.« Decker löste einen Dietrich von seinem Schlüsselring und fummelte so lange an dem Schloss rum, bis es aufsprang.
    O’Dell riss seine Augen auf. »Sie sind mir ein cleveres Kerlchen.«
    »Bleiben Sie, wo Sie sind«, erwiderte Decker. »Wenn Sie in die Wohnung gehen, verhafte ich Sie wegen Hausfriedensbruch.«
    »Sie haben das Sagen, Kollege, ich bin hier nur Zuschauer.«
    »Ich meine es ernst, O’Dell.« Decker trat über die Schwelle und war sofort von einem Schwall heißer Luft umgeben. Die Räume hatten keine Klimaanlage. »Mr. Banks?«
    Keine Antwort.
    Das Wohnzimmer war in ein fahles Licht getaucht, denn die Vorhänge waren zugezogen. Das Zimmer war hübsch dekoriert, alles aus einem Guss. An den Wänden hingen Ölgemälde, hauptsächlich Akte.
    »Mr. Banks?«
    Decker ging schnell von einem Raum zum nächsten: zwei Schlafzimmer, zwei Badezimmer, eine Küche und ein Hauswirtschaftsraum mit

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