Arglist: Roman (German Edition)
schön gesprochen.«
»Danke. Welche neuen Informationen gibt es denn im Fall Little?«
»Keine«, ging Lamar dazwischen.
»Arnie«, sagte Decker, »ich glaube, Ihre Freunde vermissen Sie schon. Sie machen die ganze Zeit obszöne Gesten hinter Ihrem Rücken.«
»Habe verstanden«, sagte Lamar. »Seh dich in fünf Minuten, Freddie. Gilt unsere Verabredung zum Abendessen noch?«
»Natürlich.« Der Sohn wandte sich Decker zu. »Es überrascht mich, dass Dad bereit war, mit Ihnen über den Little-Fall zu reden. Nach seiner Pensionierung hatte er mit der Polizeiarbeit ein für alle Mal abgeschlossen.«
»Er wollte nicht mit mir reden, ich musste ihn dazu drängen. Aber dann hat er zugestimmt, mich zu treffen. Deshalb war ich so überrascht, ihn... verstorben vorzufinden.«
»Glauben Sie, es besteht eine Verbindung zwischen Ihrem Anruf und seinem Tod?« Freddie lachte leise vor sich hin. »Natürlich glauben Sie das. Warum sonst sollten Sie das Thema anschneiden? Sie denken, Dad wurde ermordet? Wollen Sie das damit sagen? Die Todesursache ist offiziell ungeklärt. Das bedeutet, man ist sich nicht sicher, oder?«
»Das bedeutet, er könnte ermordet worden sein, aber man hat keine Beweise dafür. Ich frage mich, ob irgendwas an der Tatsache, dass der Little-Fall wieder aufgerollt wird, ihn in den Selbstmord getrieben haben könnte.«
»Was genau wollten Sie denn von meinem Vater wissen?«
»Zu dem Zeitpunkt war ich lediglich dabei, Informationen zu sammeln. Seitdem bin ich auf ein paar Dinge gestoßen. Sagt Ihnen der Name Rudy Banks etwas?«
»Natürlich kenne ich Rudy Banks. Er ist ein Produzenten-Betrüger. Er zieht jeden über den Tisch, und wer protestiert, dem macht er das Leben zur Hölle und verklagt ihn. Jeder in der Musikbranche hasst ihn. Ich habe noch eine persönliche Rechnung mit ihm offen. Rudy hat meinen Bruder vier Jahre lang gequält. Wenn Dr. Ben nicht dazwischengegangen wäre, hätte sich Cal J wohl das Leben genommen.«
Decker nahm sich einen Moment Zeit, diese Information zu verdauen. Dann zog er seinen Notizblock hervor. »Gequält, weil er schwul ist?«
»Na klar. Aber auch einfach, weil Rudy damit durchkam. Nicht, solange ich noch auf der North Valley war. Rudy war ein paar Klassen unter mir, und das eine Mal, als er versucht hat, meinen Bruder zu verprügeln, während ich in der Nähe war, da habe ich ihm ordentlich eine verpasst. Danach musste er warten, bis ich mit der Schule fertig war, um sein Terrorregime aufleben zu lassen. Er ist Abschaum.«
»Er ist verschwunden«, sagte Decker. »Er ist am Wochenende ausgezogen, und seitdem hat niemand mehr was von ihm gesehen oder gehört.«
»Dann ist er nicht wirklich verschwunden. Wahrscheinlich hat er die falschen Leute verarscht und musste abhauen.«
»War er ihrem Bruder gegenüber körperlich genauso verletzend wie verbal?«
»Er hat ihn geschlagen, getreten, geschubst, ihm ein Bein gestellt: und das nur zum Aufwärmen. Ich glaube, das Mieseste, was er je getan hat, war, ihm während des Sportunterrichts Säure auf den unteren Rücken zu kippen.«
»Lieber Himmel! Wurde er verhaftet?«
»Mein Bruder wollte ihn nicht anzeigen. Cal hatte sogar Glück, er hatte sich im letzten Moment weggedreht. Ich nehme mal an, Sie können sich vorstellen, wo die Säure eigentlich landen sollte.«
»Was hat Ihr Vater unternommen?«
»Nichts, weil mein Bruder es ihm nie erzählt hat.«
»Er muss doch gewusst haben, dass etwas nicht in Ordnung war.«
»Da bin ich mir sicher, aber Dad gehörte nie zu denen, die sich großartig in Emotionen suhlen. Selbst wenn Cal J was gesagt hätte, kann ich mir lebhaft vorstellen, wie mein Vater ihm rät, das Ganze ›mannhaft‹ zu nehmen.«
»Aber es gibt einen Unterschied zwischen einer kleinen Prügelei und Verbrennungen durch Säure.«
»Da haben Sie recht. Vielleicht hätte Dad was unternommen, wenn er diesen einen Vorfall mitbekommen hätte.«
»Wusste Ihr Vater, dass Rudy es auf Cal abgesehen hatte?«
»Keine Ahnung. Ich habe das mit der Säure auch erst hinterher erfahren. Während der Ferien am College kam ich nach Hause und sah die verätzte Haut. Mein Bruder erzählte mir etwas von einem Unfall. Als ich ihn unter Druck setzte, sagte er mir die Wahrheit. Ich wollte sofort los, Banks zur Rede stellen und das letzte bisschen Verstand aus ihm rausprügeln, aber mein Bruder flehte mich an, nichts zu unternehmen. Er sagte, Dr. Ben würde sich um die Sache kümmern. Dr. Ben war jemand, den ich
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