Arglist: Roman (German Edition)
sein Lächeln. »Ich habe in der Stadt reserviert, aber wenn dir das zu umständlich ist, kann ich auch absagen.«
»Nein, es macht mir nichts aus zu fahren. Ich dusche eben schnell, und dann ziehen wir los.«
»Du willst nur kein Spielverderber sein. Du siehst wirklich müde aus.«
»Ein guter Cabernet und ein Steak werden meine Lebensgeister schon wecken.«
»Oder dich einschläfern.«
»Dann kannst du uns ja nach Hause fahren.«
Was Decker dann wirklich wach werden ließ, waren Rinas Erzählungen, wie ihr Tag gelaufen war – mit den Kindern, in der Schule, ihre Einkäufe an Saatgut, ein neues Gericht, das sie zum Schabbes kochen wollte, Hannahs Fortschritte im Chor, Sammys Bewerbungen fürs Medizinstudium. Decker erfreute sich am melodischen Klang ihrer Stimme. Er liebte es, sie anzusehen. Er genoss ihre Berührungen, als sie quer über den Tisch Händchen hielten. Die Ablenkung bewahrte seine Gehirnsicherungen davor, durchzuknallen.
Nachdem er sich durch einige Sushi als Vorspeise gearbeitet hatte, merkte er erst, wie hungrig er tatsächlich war. Er bestellte ein ordentlich dickes Stück Hochrippen-Steak, das am Knochen medium gebraten wurde, und es schmeckte ausgezeichnet. Sie verzichteten auf ein Dessert, ließen sich aber Zeit für ihren Tee.
Rina beäugte ihn durch den Dampf ihres Kamillentees. »Und was gibt’s bei dir Neues?«
»Nicht viel.«
»Du schwindelst.«
»Stimmt.« Decker rieb sich die Stirn. »Na ja, heute Morgen kam ich in den Genuss eines spontanen Besuchs von Ms. Geldsack Genoa Greeves.«
»Die Tech-Milliardärin, die den Ball ins Rollen gebracht hat.«
»Leibhaftig. Sie wollte mir schon weismachen, dass ich, weil mein Büro klein ist, wahrscheinlich inkompetent sei.«
»Nein!«
Decker grinste. »Doch, so ungefähr. Wir unterhielten uns ein bisschen, und sie taute auf – aber nur leicht. Am Ende versprach sie, unser Computer-Betriebssystem umsonst zu modernisieren.«
»Der Charmeur im Einsatz, du schlauer Fuchs. Was hatte Strapp dazu zu sagen?«
»Er war politisch wie immer.«
»Kann ich mir vorstellen. Wie hast du sie dazu gebracht? Ich gehe mal davon aus, dass es dein Verdienst ist und nicht das von Strapp.«
»Ganz richtig. Ich nehme an, ihr gefiel meine Aufrichtigkeit. Sie versuchte, mir Geld für eine Lösung des Falls anzudrehen, und ich habe ihr gesagt, dass das nichts bringen würde.«
Rina kicherte. »Das musstest du doch sagen.«
»Ziemlich blöde, oder?«
»Du bist eben ein integrer Mann.«
»Ein bescheuerter Mann.«
»Wie war der Gottesdienst?«
»Traurig.«
»Hast du die Informationen bekommen, die du brauchst?«
»Ich habe herausgefunden, dass Rudy Banks die Angewohnheit hatte, Cal Vittons Sohn zu quälen.«
»Den Musikproduzenten aus Nashville.«
»Nein, das ist der Ältere. Banks hat den schwulen Sohn regelmäßig verprügelt.«
»Cal Vitton hat einen schwulen Sohn? Was hat Rudy ihm angetan?«
»Das Schlimmste war, neben der üblichen Prügel, dass Banks mit Säure hantiert hat, die auf den Genitalien des Jungen landen sollte. Er hat schlecht gezielt, und die Säure traf Cal Juniors Rücken.«
»Das ist abscheulich!« Rina war entsetzt. »Ich hoffe, er hat dafür eine Weile im Gefängnis gesessen.«
»Nada, nichts, niente. Cal J hat seinem Vater nie etwas davon erzählt.«
»Aber bestimmt hat sein Dad es gewusst!«
Decker zuckte mit den Achseln.
Rina war schockiert. »Hör mal, als du das von Sammy und Jacob herausgefunden hast, hättest du den Schweinehund am liebsten in Stücke gerissen!«
»Vitton gehört eher zu den ›Nimm’s wie ein Mann‹-Typen.«
»Säure auf Genitalien , Peter?«
»Wenn Vitton was gewusst hätte, dann bin ich mir sicher, hätte er Banks verhaftet.«
»Dieser arme Junge – Cal Junior. Wie hat er so eine Erniedrigung und den körperlichen Missbrauch bloß ausgehalten?«
»Ich glaube, Dr. Ben kam ihm zu Hilfe, und Banks wurde von der Schule geschmissen.«
»Also hatte Rudy einen guten Grund, Little zu hassen.«
»Schon, aber Little wurde erst fünf Jahre später ermordet.«
Rina dachte darüber nach. »Wenn Little sich für Cal Junior eingesetzt hat, dann muss er Cals Vater etwas davon erzählt haben.«
»Das glaube ich auch. Und ich glaube auch, dass Cal Senior Rudy hasste. Er hatte nur nicht genug in der Hand, um ihn festzunehmen.«
»Säure auf die Genitalien... wie kann irgendein Vater das zulassen?«
»Ich glaube, er hat nichts davon gewusst, Rina.«
»Wo wir schon gerade über Entmannung
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