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Argus #5

Argus #5

Titel: Argus #5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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geblieben, das zeigen die Funktürme. Zwischen vier und halb sechs hat er zwei Anrufe gemacht – beide zur selben Nummer, aber von einem Kartenhandy. Unmöglich rauszufinden, wem das Telefon gehört.»
    Ungeduldig pochte Daria auf den Handlauf der Rolltreppe. «Irgendwas brauchen wir. Da Sie ihn schon verhaftet haben, läuft die Zeit, und wir müssen mit den Karten spielen, die wir auf der Hand haben. Ich wünschte nur, es wär ein besseres Blatt.»
    «Warten Sie mal», sagte Manny, und sein Gesicht verfinsterte sich, als sie die letzte Rolltreppe zum Erdgeschoss erreichten. Er stellte sich vor Daria und versperrte ihr den Weg. «Wollen Sie sagen, ich hätte ihn nicht verhaften sollen? Nein, antworten Sie nicht, weil, genau das meinen Sie. Der Mann war schon halb auf der Flucht, das wissen Sie so gut wie ich. Ich frage Sie was anderes, Ms. Sturkopf. Ziehen Sie es vor, jetzt mit mir hier rumzustehen, während der Drecksack im Knast sitzt, und zu überlegen, wie Sie einen guten Fall noch besser machen können, oder wären Sie lieber drüben in Ihrem Büro mit einem scheinbar wasserdichten Fall, aber dafür ist Ihr irrer Playboy abgetaucht? Oder schlimmer – er ist über alle Berge, in der Schweiz, und bohrt sich im Château der Familie in der Nase, während wir hier sitzen und die Schweizer anbetteln, uns seinen Arsch auszuliefern, bevor er loszieht und irgendeine scharfe Jodlerin abmurkst, und genau zu wissen, dass die Schweizer das nie tun werden? Ach, übrigens – ja, die Familie des Goldjungen hat tatsächlich eine Hütte in Luzern. Ich habe nachgesehen, bevor ich ihn einkassiert habe. Papa hat die Schweizer Staatsbürgerschaft. O, là, là.»
    Daria zuckte die Schultern. «Ich sage nur, dass wir möglicherweise ein Zeitproblem haben. Und wir können uns den Luxus nicht leisten, darauf zu warten, dass uns irgendwas in den Schoß fällt. Ich will nicht, dass es einen Freispruch gibt, weil wir zwar jede Menge Beweise dafür haben, dass der Typ mit der hübschen Holly eine Spritztour mit Mamas neuem Benz gemacht hat, aber nicht beweisen können, dass er einen Mord begangen hat. In dem Fall könnte er nämlich für den Rest unserer kurzen Karriere nasebohrend auf der anderen Straßenseite stehen. Und selbst wenn ich die Flasche Schwefelsäure, mit der er ihr die Füße verätzt hat, mit seinem verdammten Namen darauf finden würde oder das verdammte Seil, mit dem er sie gefesselt hat, könnte ich nichts mehr damit anfangen, weil es dann nämlich einfach zu spät wäre. Entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise. Also lassen wir das mit den gegenseitigen Beschuldigungen, ja? Entwickeln wir lieber eine Strategie, wie wir dieses miese kleine Arschloch in die Todeszelle schicken.» Sie ging an Manny vorbei und trat auf die Rolltreppe.
    Keiner von beiden sagte etwas, bis sie kurz vor der Eingangshalle waren. «Das ist nicht grad die beste Art, eine Beziehung anzufangen», bemerkte Manny.
    «Nein. Auch nicht, dass Sie eine Stunde zu spät zu meinem Arthur Hearing erschienen sind und ich fast einen Herzinfarkt gekriegt hätte.»
    «Sie müssen das vergessen.»
    «Ach, übrigens, wo wir gerade ehrlich zueinander sind, Sie brauchen eine neue Krawatte, falls wir zusammen vor Gericht oder auch nur nebeneinander die Straße runtergehen – und zwar eine ohne Football-Helme. Und einen neuen Anzug.»
    Manny sah an seinem Jackett hinunter und runzelte die Stirn. «Wie bitte? Jetzt bin ich aber beleidigt.»
    «Nehmen Sie’s locker. Sie sollten mir dankbar sein für die Offenheit. Neulich habe ich einen Wiederholungstäter für zwanzig Jahre in den Knast geschickt, der den Manager eines Herrenausstatters in Biscayne zusammengeschlagen hatte. Er sagt, er gibt der Polizei Sonderrabatt. Gehen Sie dahin. Der nächste Ankläger, mit dem Sie zusammenarbeiten, wird es mir danken. Aber den oder die werde ich auch vor Ihrem gestörten Zeitmanagement warnen. Und ich werde das nicht beschönigen, wie man es bei mir getan hat.»
    Manny schüttelte den Kopf. «Ich will auch mal offen sein: Sind Sie immer so eine Zicke?»
    Sie zuckte nicht mit der Wimper. «Ja. Vor allem, wenn man mich versetzt und ich anders als Sie nach dem Essen keinen Kaffee trinken konnte. Ich habe nicht mal heute Morgen Kaffee getrunken, weil ich seit sieben Uhr im Büro bin und mir den Arsch aufreiße, damit meine neue Sekretärin den Terminplan richtig hinbekommt.»
    «Ich lad Sie zum Kaffee ein. Wir brauchen Koffein für Sie, damit wir die Sache vergessen können – Sie

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