Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)
San Luca verhaftet.«
Der Fernsehsender zeigte ein Archivbild von Adriano Taccola, dasselbe, das Ugo Bonardi Solveigh in Neapel auf den Tisch der Pizzeria gelegt hatte. Adriano Taccola auf dem Rücksitz einer Limousine, das lange graue Haar hinter die Ohren gekämmt.
»Obwohl die Familie Taccola seit Jahren im Fadenkreuz der Staatsanwaltschaft stand, konnte ihnen bis heute keine Straftat nachgewiesen werden. Ihr Vermögen wird auf mehr als sieben Milliarden Euro geschätzt, und offenbar wurde ihr jetzt ebendieser Reichtum zum Verhängnis. Die Anklage soll auf Geldwäsche und Steuerhinterziehung beruhen. Adriano Taccola drohen damit bis zu fünfzehn Jahre …«
Solveighs Handy klingelte. Eine Nummer aus Italien.
»Ich will mein Geld!«, sagte eine männliche Stimme am anderen Ende. Solveigh grinste. Fabio Lonzi, der attraktive Staatsdiener, der versucht hatte, fünf Millionen Euro von den Taccolas zu erpressen, obwohl er sie mit seinem Tipp ans Messer lieferte.
»Glauben Sie, das liegt in meiner Macht, Fabio?«, fragte Solveigh.
»Ich hätte Ihnen niemals zugetraut, dass Sie so schnell sind«, sagte er.
»Sie sollten eine Frau nie unterschätzen, Fabio.«
»Das werde ich mir merken«, sagte der Italiener. »Also: Wie komme ich nun an mein Geld?«
Solveigh starrte auf die Kontobewegungen, die auf einem der Bildschirme an der Wand angezeigt wurden. Fabio Lonzi war ein Profi, er hatte längst durchschaut, wozu die ECSB die Information an die Taccolas verwenden wollte. Er hätte niemals …
»Wieso sagt mir mein Bauchgefühl, dass Sie es längst haben, Fabio?«, fragte Solveigh.
Fabio Lonzi lachte: »Auch wenn da natürlich nichts dran ist, würde ich Sie um Ihrer Verwegenheit willen gerne zum Essen ausführen.«
Solveigh verspürte ein Kribbeln in der Magengegend.
»Ich habe sehr viel zu tun im Moment«, sagte Solveigh ausweichend. Dieselbe Antwort, die sie ihren Partnern seit Jahren gab. Es war Zeit, damit aufzuhören.
»Aber nächste Woche könnte passen«, sagte Solveigh. »Ich melde mich bei Ihnen.« Sie fragte sich, ob Marcel sie wieder mit einer anderen betrog. Sie hatten seit ihrer halben Trennung nicht mehr miteinander gesprochen. War sie frei? Oder glaubte Marcel noch an sie beide?
»Versprochen?«, fragte Fabio Lonzi.
Es war Zeit, etwas zu ändern.
»Versprochen«, sagte Solveigh und legte auf.
Eddy rollte in den Konferenzraum und klappte seinen Laptop auf. »Irgendetwas Neues zur Fahndung nach Matteo Taccola?«, fragte er.
»Nichts«, sagte Solveigh. »Der internationale Haftbefehl ging gleichzeitig zur Razzia raus, aber bisher konnten wir weder ihn noch seinen Wagen finden.«
Eddy hackte auf der Tastatur herum, als könnte sie einen Hinweis herbeizaubern, was manchmal sogar gelang. Heute jedoch nicht.
»Es ist übrigens noch jemand verschwunden«, sagte Solveigh.
»Tatsächlich?«, fragte Eddy.
»Ja. Der Hinkefuß aus dem Parkhaus.«
Eddy tippte einen Befehl in den Computer, und das Bild des Mannes, das Solveigh im Parkhaus mit der Kamera ihrer Brille aufgenommen hatte, erschien an der Wand.
»Keine Treffer in der Datenbank. In überhaupt keiner …«, murmelte Eddy nach ein paar Sekunden.
»Ich weiß«, sagte Solveigh. »Und ich wette, die beiden sind zusammen abgehauen. Laut Zeugenaussagen wurde er Dienstag noch in einer Wohnung gesehen, in der sie ein paar Illegale versteckt hatten.«
»Frauen?«
»Fast noch Kinder«, sagte Solveigh. »Und angeblich hat er eine davon mitgenommen.«
Eddy tippte einige weitere Befehle in den Computer. An der Wand erschienen die Zeugen aus der Wohnung in der Dortmunder Innenstadt.
»Wissen wir, wer sie ist?«, fragte Eddy.
»Nein. Wir haben von allen Anwesenden Papiere sichergestellt, aber ihre fehlten. Laut zwei der anderen Mädchen, die in der Wohnung aufgegriffen wurden, hieß sie Ioana. Aber wer weiß schon, ob das ihr richtiger Name ist.«
Eddy seufzte: »Also können wir uns die Mühe sparen, sie zu suchen.«
Eddy hatte recht, ihr Schicksal war von diesem Moment an vorgezeichnet. Innerhalb weniger Tage würde sie in einem Bordell landen; wenn sie Glück hatte, traf sie auf einen Zuhälter, der nicht gewalttätig war. Er würde ihr eine Rechnung für ihr Zimmer präsentieren, das ihren Schuldenberg immer weiter wachsen lassen würde. Wenn sie älter war, würden sie sie auf den Straßenstrich schicken, auf die Elbestraße in Frankfurt oder die Oranienburger in Berlin. Die Bedingungen waren überall die gleichen, und sie führten dazu,
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