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Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Titel: Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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dass die Seele zerbrach. Bei manchen früher, bei manchen später. Solveigh schluckte, sie fühlte mit ihnen. Sie wünschte, sie hätten irgendeine Spur.
    »Etwas ist seltsam«, unterbrach Eddy ihre Gedanken.
    Solveigh sah auf.
    »In der Wohnung wurde ein weiterer Pass gefunden, dessen Besitzerin offenbar kurz vor unserem Zugriff getürmt ist.«
    Solveigh setzte sich vor ihren Laptop und tippte einige Befehle in die Tastatur. Das Mindeste, was sie für die beiden Mädchen tun konnte, war, bei der Dortmunder Polizei dafür zu sorgen, dass sie in den nächsten Monaten besonders aufmerksam kontrollierten. Mehr gab ihr Mandat in diesem Fall nicht her. Sie verfasste eine E-Mail an den Polizeipräsidenten, der mit den Aufgaben der ECSB vertraut war, als ihr Handy zum zweiten Mal klingelte. Eine Nummer aus Deutschland. Sie nahm ab.
    »Frau Lang, hier spricht der Tauscheck. Erinnern Sie sich?«
    Solveigh kramte in den Tiefen ihres Gedächtnisses nach dem Namen. Sie hatte mit derart vielen Menschen zu tun, dass es ihr manchmal schwerfiel, sich an einzelne Namen zu erinnern. Nicht zum ersten Mal fragte sie sich, ob es mit dem Verapmil zusammenhängen könnte. Tauscheck? Sie erinnerte sich an einen Fall vom Anfang des Jahres. Der Polizist aus Heilbronn, der für sie den Freitod von Peter Bausch untersucht hatte.
    »Natürlich erinnere ich mich. Polizeiobermeister Tauscheck, nicht wahr?«
    »Genau der«, sagte der Mann. Sie erinnerte sich an einen grauen Pferdeschwanz und einen Indianerring am kleinen Finger. Ein komischer Kauz und trotz seines für sein Alter erstaunlich niedrigen Dienstgrads ein sehr fähiger Polizist. »Ich habe etwas, das Sie interessieren könnte«, sagte er.
    »Ich bin Ihnen dankbar, dass Sie mich anrufen«, sagte Solveigh. »Aber wir stecken mitten in einer wichtigen Operation, und …«
    »Hören Sie«, sagte der Polizeihauptmeister. »Ich brauche fünf Minuten Ihrer Zeit. Wenn Sie danach sagen, es geht Sie nichts an: fein.«
    Solveigh überlegte. Sie wären noch mindestens eine Woche mit dem Taccola-Fall beschäftigt. Ganz zu schweigen davon, dass einer der Drahtzieher flüchtig war. Andererseits würde der Tauscheck, so, wie sie ihn kennengelernt hatte, nicht anrufen, wenn es nicht wirklich wichtig war.
    »Also gut«, sagte Solveigh. »Sie haben fünf Minuten.«

TEIL 3
    Die Flucht und die unsterbliche Partie.

KAPITEL 66
Autobahn 1, Frankreich
Samstag, 27. Juli 2013, 15.04 Uhr (am selben Tag)
    Er drückte erfolglos auf dem fast leeren Seifenspender herum. Das kalte Wasser lief über seinen Handrücken in das kleine Waschbecken. Morgen war der Tag, auf den er so lange gewartet hatte. Er versuchte, etwas von dem verkrusteten Gel am Auslauf abzukratzen, und verrieb es zwischen seinen Händen. Nach der verdorbenen Ware beim ersten Mal hoffte er dieses Mal auf einen Treffer. Seine Königin. Die Krone seiner Schöpfung. Er riss ein paar grüne Blätter von der Rolle an der Wand und trocknete seine Finger. Die wichtigste Figur auf dem gesamten Brett. Die Schicksalhafte, die den Tod ihres Geliebten mit ansehen musste und erkannte, dass die einzige Rettung ihr eigenes Verderben gewesen wäre. Sie stand abseits und war doch das zentrale Element. Er rieb zwischen seinen Fingern, bis er sicher war, dass keine feuchte Stelle zurückgeblieben war, und drückte die Tür zum Waschraum der Tankstelle mit dem Fuß auf. Jeder, der die unsterbliche Partie betrachtete, musste das erkennen. Jeder, der seine Interpretation betrachtete, würde es erkennen. Sie war wichtiger. Viel wichtiger als die Türme und die Bauern, das Fußvolk. Er lief zu seinem Bus, neben ihm winkten zwei Holländerinnen aus einem Auto. Sie war sogar wichtiger als der König, der im Begriff war zu fallen. Die Theatralik, das Unausweichliche, das Offensichtliche, das war das Banale in der Kunst, das es zu vermeiden galt. Sie hingegen, die möglicherweise alles hätte verhindern können, wenn sie in der Vergangenheit anders gehandelt hätte. Er schloss die Fahrertür auf und glitt hinter das Steuer. In seiner unsterblichen Partie spielten die Figuren das Spiel, sie waren keine einfachen Marionetten, abhängig von der Entscheidung des Spielers. Sein Werk würde die Vielschichtigkeit der Partie auf eine ganz neue Art und Weise zelebrieren. Die Königin. Seine Hände zitterten, als er den Schlüssel umdrehte und der alte Motor stotternd zum Leben erwachte. Er griff mit den Fingern um das brüchige Lenkrad und atmete tief ein. Ein paar Hundert Kilometer

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