Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)
Arm und meiner Hand geht.«
Paul Regen grunzte.
»Ist mein freier Tag. Schlechte Idee?«, fragte Tauscheck.
Nein, aber Sie könnten sich abgewöhnen, von sich selbst in der dritten Person zu sprechen wie Kaiser Otto, dachte Paul Regen. Natürlich sprach er das nicht laut aus.
»Passt schon«, sagte er stattdessen und bedeutete ihm, sich zu setzen. Immerhin zeigte er Einsatz, was man von den meisten seiner Kollegen, die er um Hilfe gebeten hatte, nicht behaupten konnte. Auf das Gutachten des Profilers aus der Löwengrube zu seinem Mordmotiv wartete er immer noch. Die Lederkluft knirschte, als sich Tauschek auf einen der freien Schreibtischstühle setzte.
»Sind Sie weitergekommen?«, fragte Bernd Tauscheck.
»Warten Sie mal einen kleinen Moment«, sagte Paul Regen. Er dachte daran, dass Adelheid Auch ihren Mann vor sechs Jahren verloren hatte. Und daran, wie hungrig der Fahrtwind auf einem Motorrad macht, auch wenn er noch niemals auf einem gesessen hatte. Und irgendwie war er ein wenig gerührt von Tauschecks Auftauchen. Da konnte er wenigstens etwas Anständiges zu essen besorgen. Er wählte eine Nummer, die er normalerweise nur anrief, wenn ihm der Sinn nach Gesellschaft stand, aber dies war gewissermaßen ein Notfall.
»Der Tauscheck hat keine Ahnung, wovon Sie überhaupt reden«, sagte Adelheid Auch und warf Paul Regen einen vielsagenden Blick zu. »Vielleicht möchten Sie noch einmal von vorne anfangen?«
»Gerne«, sagte Paul Regen und fragte sich, was an seinen Ausführungen so schwer zu verstehen sein konnte.
»2005 verschwindet eine junge Frau in Verona, Italien. Ein Jahr später wird ihr Kopf auf einer Autobahnraststätte gefunden, stark geschrumpft und verformt. Es wurden Reste von Aceton und Silikon festgestellt, vermutlich wurde versucht, ihn zu konservieren, wobei vermutlich das Gas zu schnell ausgepumpt wurde, daher die Verformung. Es handelte sich um eine Studentin der Betriebswirtschaft, die zudem eine passionierte Dressurreiterin war. So weit klar?«
Bernd Tauscheck und Adelheid Auch nickten.
»So genau müssen Sie es nun auch wieder nicht machen«, sagte Adelheid Auch. »Der Herr Tauscheck ist ja nicht auf den Kopf gefallen. Nur hört er das ja im Gegensatz zu uns zum allerersten Mal.«
Bernd Tauscheck lächelte, und Paul Regen fragte sich, was zwischen den beiden ablief, direkt vor seinen Augen.
»2006 verschwindet Ulrika Lindahl, eine Landwirtin aus der Nähe von Trelleborg, Schweden. Ihr Kopf wird ebenso mit Silikonresten gefunden, jedoch erst im vergangenen Jahr. Er lag im Permafrost und war deutlich weniger verformt als der Schädel der Italienerin, er hat also zwischen 2005 und 2006 seine Methode verbessert. Er hat dazugelernt.«
Ein Klopfen an der Tür unterbrach seinen Vortrag. Im Türrahmen stand ein Beamter vom Empfang, einen Mann mit zwei großen Tüten im Schlepptau.
»Er hat gesagt, er will zu Ihnen«, sagte der Beamte. »Und Sie würden ihn erwarten?«
»Natürlich«, sagte Paul Regen und winkte den Taxifahrer herein. Er nahm ihm die Tüten ab und drückte ihm einen Zwanzig-Euro-Schein in die Hand. Nur für die Fahrt, die Ware würde er später bei einem Freund bezahlen. Die meisten der Sachen kamen sowieso von seinem Stand auf dem Markt. Als der Beamte mit dem Taxifahrer wieder abgezogen war, stellte Paul Regen die Tüten auf den Tisch und warf einen kurzen Blick hinein: diverse Früchte, Costolato-Tomaten, Mozzarella, ein Fladenbrot.
»Jemand eine Aprikose?«, fragte Paul und warf den beiden jeweils eine Frucht zu, ohne eine Antwort abzuwarten.
»Er kriegt ja privat nicht viel auf die Reihe«, raunte Adelheid Auch zu Bernd Tauscheck, »aber ernähren kann sich unser Herr Regen.«
»Das habe ich gehört!«, sagte Paul Regen in gespielt vorwurfsvollem Ton.
»Er ist da fast manisch«, fügte Adelheid Auch überflüssigerweise hinzu. »Wegen der Vitamine und der Zusatzstoffe in den Sachen aus dem Supermarkt.«
»Sie sollten das ernst nehmen, Frau Auch. Selbst in Sahne mischen sie mittlerweile irgend so ein E-Zeugs rein.«
»Ich finde Tiefkühllasagne großartig«, sagte Bernd Tauscheck und zwinkerte Adelheid Auch zu. »Aber vielleicht wollen wir weitermachen?«
»Gute Idee«, sagte Paul Regen und biss in die Aprikose. »Ihr Priester«, sagte er kauend, »verschwand 2008, die Schönheitskönigin aus Afrika wurde von einem Straßenstrich in Spanien 2012 entführt.«
Paul Regen steckte die halbe Aprikose zwischen seine Zähne und griff zu einem Stift. Er lief zur
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