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Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Titel: Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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merkwürdig und ziemlich zusammenkonstruiert, aber dann habe ich die Länderdatenbanken direkt abgefragt, was der Regen natürlich nicht kann.«
    »Und?«, fragte Solveigh.
    »Die konservierten Leichenteile, die der Regen entdeckt hat, sind nicht die einzigen«, sagte Eddy. »Ich würde sagen, du kannst der Airline ausrichten, sie sollen den Koffer wieder aus dem Flieger holen.«

KAPITEL 71
Dortmund, Deutschland
Montag, 29. Juli 2013, 9.14 Uhr (am nächsten Morgen)
    Lila riss Papiertücher aus einer Box neben dem Waschbecken und hielt sie unter den Wasserhahn. Sie sammelte sie auf ihrer Tasche und packte, als sie genug befeuchtet hatte, noch einmal eine ähnliche Anzahl trockener dazu. Dann zwängte sie sich in die enge Toilettenkabine des Restaurants und schloss die Tür. Sie hängte ihre Klamotten an einen Haken an der Tür. Ein Kleidungsstück nach dem anderen. Dann wischte sie sich mit den feuchten Tüchern über ihr Gesicht und reinigte sich, so gut das mit feuchten Papiertüchern möglich war. Ihr T-Shirt und ihre Jeans hatte sie gestern in einem Waschsalon gewaschen, nachdem sie beobachtet hatte, wie eine alte Frau Münzen in den Automaten geworfen hatte. Es war leichter, als sie gedacht hatte, sich in der fremden Welt zurechtzufinden, wenn man erst einmal verstanden hatte, dass alles nur mit Geld funktionierte. Geld war die universelle Eintrittskarte für alles. Niemand nahm es einem übel, wenn man die Sprache nicht konnte, Hauptsache, man hielt die richtige Münze in der Hand. Das Betteln hatte ihr zumindest das Waschen ermöglicht und sorgte dafür, dass sie nicht verhungerte. Sauberes Wasser hingegen gab es an jeder Ecke. Lila trank einige Schlucke aus dem Hahn, als sie sich vor dem Spiegel schminkte. Es war eigentümlich, denn sie konnte sich von dem Geld, das ihr Menschen beim Vorbeigehen in ihre Tasche warfen, sogar einiges leisten. Manche Dinge erschienen ihr unfassbar teuer, andere wiederum unglaublich billig. Die günstigste Übernachtungsmöglichkeit kostete neun Euro, ein komplettes Essen jedoch nur einen, ein einzelnes Ei wiederum neunzehn Cent. Ein Ei für ein Fünftel eines ganzen Mittagessens! Luxusartikel wie Haarspangen im Fünferpack oder einen Lippenstift gab es in manchen Geschäften für einen Euro, für eine kleine Flasche Wasser hingegen verlangten manche Händler zwei. Lila hatte Mathematik immer gemocht, aber die Preisgestaltung schien ihr von Grund auf unlogisch. Sie hatte sich angewöhnt, alle Geschäfte, wo sie einkaufen wollte, einfach alles, vorher genauestens zu beobachten. Noch einmal würde sie keine 100 Lei für ein Sandwich ausgeben, wenn eine Straßenecke weiter das Essen beinah verschenkt wurde. Lila warf einen letzten Blick in den Spiegel, bevor sie die steile Treppe zum Restaurant hinaufstieg. Seit sie am Samstag beobachtet hatte, wie ein Mann, der ebenso wie sie am Straßenrand gebettelt hatte, hier einen Kaffee getrunken und ein Brot gegessen hatte, kam sie jeden Tag her. Sie zählte einen Euro von ihren Ersparnissen ab und legte die Münzen auf den Tresen neben die Kasse. Die Kellner trugen hier Uniformen wie Schaffner im Bus, und es ging sehr hektisch zu. Manchmal erntete Lila ein Lächeln von einer der jungen Frauen, die ihr die Cheeseburger in einer braunen Tüte aushändigten. Mittlerweile konnte sie ihn sogar korrekt bestellen, ohne dass sie mit der Münze gestikulieren musste. Lila biss in das weiche Brötchen und leckte sich die Tomatensauce vom Finger. Dann machte sie sich auf den Weg an den Rand der Altstadt.
    Sie war schon mindestens vierzehn Mal an dem Schild vorbeigelaufen. Es hing an dem Durchgang zu einem großen Innenhof unter vielen anderen bunten Schildern. Die meisten konnte Lila nicht lesen, aber dieses eine, das war ihr ins Auge gesprungen. Vielleicht hielt sie sich an einem Traum fest, den es niemals gegeben hatte, das war ihr wohl bewusst. Aber sie hatte mittlerweile auch erkannt, dass es das Einzige war, was ihr geblieben war. Und die einzige Verbindung zu Ioana. Wo hätte sie ansetzen sollen mit ihrer Suche? Was hätte sie tun sollen, in dieser fremden Stadt? Sie konnte versuchen, zurück nach Moldawien zu kommen, zurück zu ihrer Bunica und ihrem Großvater. Aber damit würde sie Ioana ein für allemal im Stich lassen. Das Einzige, was ihr sinnvoll erschien, war, das Ziel weiterzuverfolgen, mit dem sie in Iliciovca aufgebrochen waren. Lila lief an einer kleinen Schranke vorbei durch den Innenhof bis zu einer Tür am Rückgebäude. Sie

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