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Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Titel: Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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hupte, um einem Bus anzukündigen, dass er ihn überholen würde. Der Calibra brauste an dem blau-weißen Liaz vorbei und ordnete sich dann wieder auf der rechten Spur ein. Der Arm um Lilas Kopfstütze war verschwunden.
    »Was habt ihr auf dem Herzen?«, fragte Radu.
    »Lila, also uns beiden …«, sagte Ioana stockend, »kam es irgendwie seltsam vor, dass unsere Geburtsdaten in den Pässen falsch sind …«
    »Wir haben uns halt gefragt, wie das sein kann, bei einem offiziellen Dokument. Ich meine …«
    Radu lachte laut und machte eine wegwerfende Handbewegung: »Ach«, sagte er. »Das ist doch nichts Besonderes!«
    Er legte den Arm wieder auf die Kopfstütze und grinste zu Ioana auf der Rückbank.
    »Und außerdem liegt es ja nicht an mir«, fügte Radu hinzu.
    Lila und Ioana schauten sich an.
    »Wie meinst du das?«, fragte Lila.
    »Ihr habt die Verträge unterschrieben«, erklärte Radu. »Und wir können doch nicht jedes Mal eure Großeltern anrufen, damit sie als Erziehungsberechtigte unterschreiben. Es ist so viel einfacher, wenn ihr achtzehn seid …«
    »Aber hast du nicht gesagt, mit achtzehn müsste man gar nicht mehr anfangen zu modeln?«, fragte Ioana. Daran erinnerte sich auch Lila noch.
    »Aber ihr seid doch gar keine achtzehn Jahre alt«, lachte Radu. »Und meine Chefin weiß das doch.«
    Lilas Kloß im Magen wollte trotz seiner Beschwichtigungen nicht verschwinden.
    »Aber wie konntest du das so einfach ändern?«, fragte Lila. »Immerhin ist das doch ein offizielles Dokument, oder nicht?«
    »Es kommt eben immer darauf an, wen man kennt«, sagte Radu und zwinkerte Lila zu. »Ihr könnt mir vertrauen. Was ändern schon ein paar Zahlen, wenn sie alles nur einfacher machen. Oder etwa nicht?«
    Lila wusste nicht, was sie darauf antworten sollte, und auch Ioana schwieg. Sie hatte keine Ahnung, wie ihre Freundin darüber dachte. Vielleicht war es tatsächlich nicht so wichtig, und möglicherweise hatte Radu auch recht, dass es vieles einfacher machen würde.
    »In zehn Minuten sind wir an der Grenze«, kündigte Radu an.
    So schnell?, dachte Lila und dachte an zu Hause. Immerhin würden sie gleich herausfinden, ob die Pässe gefälscht waren, dachte Lila. Dann wäre das Abenteuer schnell zu Ende. Sie wusste nicht, was sie sich wünschen sollte. Nicht in diesem Moment.

    Sie standen schon über eine halbe Stunde in der Schlange des kleinen Grenzübergangs, als Radu den Calibra zum Wachhäuschen auf der moldawischen Seite lenkte und ihre Papiere durch die Seitenscheibe reichte. Lila knabberte an ihren Fingernägeln, bis Radu ihre Hände in ihren Schoß drückte, um sie zu beruhigen. Doch der Grenzbeamte warf nur einen flüchtigen Blick auf ihre Visa und ihre Pässe, bevor er sie ohne ein Wort zurück in den Wagen reichte. Radu schien das nicht zum ersten Mal zu machen, denn er wechselte mitten zwischen den beiden Grenzposten die Fahrbahn, um die kürzere Schlange zu erwischen. Hinter einem offenen Pritschenwagen, der mit allerhand rostigen Metallrohren beladen war, warteten sie auf ihre Einreise nach Rumänien. Beim Anfahren blies der Lastwagen eine Rußwolke aus dem Auspuff. Radu fuhr neben das Fenster. Lila drückte sich, so fest sie konnte, in den Sitz und hielt den Blick starr geradeaus gerichtet. Die Straße hinter der Grenze war dunkel asphaltiert, und ein grünes Schild über der Fahrbahn hieß sie in Rumänien willkommen. Die zwölf gelben Sterne der Europäischen Union prangten auf blauem Grund an einem kleineren Schild am rechten Rand der Fahrbahn. Lila schaute nach links, zu dem Fenster des Wachhäuschens. Der Grenzbeamte trug einen dichten Bart, sodass seine Miene nicht zu deuten war. Als er die Pässe aufschlug, bildete sich Lila ein, die Andeutung eines Nickens bemerkt zu haben. Er blätterte durch ihre Papiere und betrachtete erst Lila und schließlich Ioana eingehend. Als letzten sah er sich Radus abgegriffenen Pass an. Nach einem kurzen Blick in seine Richtung griff er nach rechts. Dann stempelte er alle drei Pässe und gab sie Radu zurück. Als er nach ihnen griff, lächelte Radu und legte den ersten Gang ein.
    »Willkommen in Rumänien, Mädels«, sagte er.
    Lila schämte sich dafür, dass sie ihm nicht vertraut hatten. Natürlich waren die Pässe nicht gefälscht gewesen. Wie hatten sie ihm nur so etwas unterstellen können? Er hatte sie hierher gebracht. Und er würde sie noch viel weiter bringen.

KAPITEL 29
Kelsterbach, Deutschland
Dienstag, 2. Juli 2013, 6.01 Uhr (am gleichen

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