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Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Titel: Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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zwanzig Stockwerke nach oben laufen, ohne sich zu wundern.
    »Und hier hat er sie abgelegt?«, fragte Paul Regen.
    Jaime Zubiri deutete auf den Bürgersteig vor dem Baumaschinenverleih.
    »Hier stand alles voller Container zu der Zeit. Und ich würde eher sagen, hier hat er Ene Akiode weggeworfen.«
    Paul Regen wusste, dass der Ablageort eine der entscheidenden Informationen über einen Täter liefern konnte. Er lief den Bordstein entlang. Paul kannte die Bilder aus der Akte: die rostigen roten Container, die Baustellentoiletten. In einer davon hatte man sie gefunden. Eine geöffnete Tür, weißes Plastik. Darin die hellblaue Plastikverschalung. Ihre dunklen Haare an der Seitenwand, plattgedrückt von ihrem Gesicht. Starr und ausdruckslos traten die Augäpfel aus ihren Höhlen. Glücklicherweise konnte die Auflösung der Kamera die Fliegen nicht erfassen, und die Detailbilder hatte Paul Regen sich noch nicht angesehen. Es war nicht dasselbe. Sein Arm, die Beine aus Frankreich und die beiden Köpfe waren verpackt abgelegt worden. Zwar auf unterschiedliche Art und Weise, aber der Täter war mit den Körperteilen sorgsam umgegangen. Was Ene Akiode betraf, hatte Jaime Zubiri recht: Sie war weggeworfen worden wie Abfall. Und trotzdem war ihr Körper im Gegensatz zu den anderen weitestgehend intakt gefunden worden. Und: Sie war das einzige Opfer auf Pauls länger werdender Liste mit schwarzer Hautfarbe. Mehr Gemeinsamkeiten oder mehr Unterschiede? Paul Regen brummte der Schädel von den Ungereimtheiten und der Hitze.
    »Sie kam aus Nigeria«, sagte Comisario Zubiri. »War illegal hier und hat auf dem Straßenstrich angeschafft. Nach dem, was ihre Kolleginnen erzählt haben, war sie etwa seit zwei Jahren hier und durchaus beliebt. Ich habe mit ihrer Mutter telefoniert. Sie hat geweint und mir erzählt, dass Ene in ihrem Dorf einen Schönheitswettbewerb gewonnen hat, bevor sie verschwunden ist. Es war der größte Tag ihres Lebens, und dann dieses Schicksal.«
    »Und sie ist tatsächlich verblutet?«, fragte Paul.
    Comisario Zubiri nickte: »Wie ein Schwein bei der Schlachtung. Er hat sie aufgehängt und dann mit einem sauberen Schnitt die Arterien an den Beinen aufgeschlitzt.«
    »Aber nicht hier«, vermutete Paul Regen, der sich nur an sehr wenig Blut auf den Fotos erinnern konnte.
    »Nein, nicht hier«, sagte Zubiri.
    Ene Akiode, du warst eine sehr hübsche Frau, dachte Paul Regen. Und es tut mir leid für dein Leben. Und dass wir so über dich reden müssen. Aber ich hoffe, du verstehst, dass wir ihn finden müssen, von wo auch immer du uns jetzt zuschaust.
    »Und danach hat er ihr das Formalin gespritzt?«
    »Nein, währenddessen. Durch die Halsschlagadern.«
    Paul schüttelte den Kopf. Es war kaum vorstellbar, dass ein Mensch so etwas tun konnte. Sie musste noch gelebt haben.
    »Vermutlich hat er sie mit Chloroform betäubt. Aber sicher ist sich unser Rechtsmediziner nicht …«
    Als hätte Jaime Zubiri seine Gedanken gelesen.
    »Apropos Rechtsmedizin«, sagte Paul Regen. »Können wir denen auch noch einen Besuch abstatten?«
    Comisario Zubiri zuckte mit den Schultern: »Ich kann Sie bei ihm absetzen«, sagte er und warf einen Blick auf die Uhr. »Aber ich müsste dann langsam mal zurück ins Büro.«
    »Natürlich«, sagte Paul Regen, verständnisvoller, als er eigentlich im Moment war. Er würde versuchen, Jaime zu einem Abendessen einzuladen. Jaime hatte ihm schon eine Kopie von Ene Akiodes Akte angefertigt, nachdem Paul aus Deutschland das von Wochinger unterzeichnete korrekte Formular mitgebracht hatte. Mehr konnte er kaum erwarten. Aber ihn interessierte etwas anderes als die Formalien.
    »Comisario«, sagte er, als sie wieder in dem stickigen Seat saßen und Paul versuchte, die Lamellen des überforderten Gebläses auf seine Stirn auszurichten. »Nach allem, was ich Ihnen gezeigt habe: Glauben Sie, ich habe einen Fall?«
    Jaime Zubiri fädelte sich in den Verkehr Richtung Innenstadt ein. Er hupte, als ihn ein Lastwagen schneiden wollte, und gab fluchend Gas.
    »Ich würde nicht meine Pension drauf verwetten«, sagte Jaime Zubiri.
    Sehr witzig, dachte Paul, hütete sich aber, etwas dazu zu sagen.
    Jaime Zubiri schien nachzudenken: »Sechs so unterschiedliche Fälle? Alle in verschiedenen Ländern? Wenn ja, war es sicher ein Fernfahrer. Zumindest jemand, der berufsbedingt viel unterwegs ist und für den alle diese Orte eine gewisse Komfortzone bedeuten.«
    Damit hatte der Comisario den Nagel auf den Kopf

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