Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Titel: Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
Vom Netzwerk:
deins«, sagte Lila.
    Ioana hielt ein silberfarbenes Paillettenkleid in die Luft.
    »Deins ist viel schöner«, sagte Lila.
    »Unfug«, sagte Ioana und hob das schwarze Kleid vom Boden auf. »Jetzt mach schon!«, sagte sie und zog sich aus. »Wir brauchen die Fotos!«
    Lila zog das Kleid über den Kopf. Der Stoff fühlte sich kühl an auf der Haut. Sie schlüpfte in die Schuhe.
    »Wahnsinn«, sagte Ioana.
    »Du meinst, wir kriegen das hin?«, fragte Lila.
    »Na klar«, sagte Ioana, während sie mit den Trägern des Paillettenkleids kämpfte. »Sie zu, dass du rüberkommst, sie warten schon auf dich.«
    »Du kommst auch gleich, oder?«, fragte Lila.
    »Klar. Und jetzt los!«
    Mark hatte eine der Wohnzimmerlampen in die Mitte des Raums gerückt. Als Lila das Wohnzimmer betrat, sagte er etwas zu Valentina, die dazu nickte und einen Schluck Weinbrand trank. Er winkte sie in die Mitte neben die Lampe.
    »Du sollst dich von deiner besten Seite zeigen, sagt er«, übersetzte Valentina.
    Lila probierte einige der Posen, die sie mit Ioana einstudiert hatte. Der Spiegel seiner Kamera klickte.
    Eine Hand auf den Haaren, den Blick nach oben gerichtet. Klick. Eine Hand in der Hüfte, das Bein ausgestellt. Klick. Klick. Klick. Sie fühlte sich etwas wackelig in den leicht zu großen Schuhen, aber nach einer Weile klappte es besser. Als Ioana, Mascha und Zalina zurück waren, stellte sie sich vor, dass sie sich nur für Ioana zeigte. Wie in den Zeitschriften, die sie wieder und wieder angeschaut hatten, um sich auf die Modeljobs vorzubereiten.
    Sie lachte, als sie daran dachte, wie Bence schauen würde, wenn er sie hier sehen könnte. Klick. Klick.
    Sie fasste sich an den Mund, Erstaunen. Klick.
    Sie lief vom anderen Ende des Raums auf Mark zu. Klick, klick, klick, klick.
    »Du bist ein Naturtalent, sagt er«, übersetzte Valentina und klang dabei so teilnahmslos, wie jemand klingt, der morgens zwei Gläser Weinbrand trinkt, um wach zu werden.
    Lila blieb stehen. Die Scham stieg ihr ins Gesicht. Und die heimliche Freude, dass ein berühmter Fotograf aus Deutschland so etwas über sie gesagt hatte. Klick, klick, klick.

KAPITEL 49
Saragossa, Spanien
Montag, 15. Juli 2013, 9.28 Uhr (zur gleichen Zeit)
    Comisario Jaime Zubiri war ein viel beschäftigter Mann. Als Paul Regen sein Büro betrat, telefonierte er auf zwei Apparaten gleichzeitig. Der Aktenstapel auf seinem Tisch hätte Adelheid Auch die Tränen ins Gesicht getrieben und bei Paul Regen Schweißausbrüche verursacht. Paul Regen stellte seine Füße unter den Tisch des Comisarios und wartete.
    Eine Viertelstunde später hatte Jaime Zubiri aufgelegt, und Paul gab ihm die Hand. Jaime Zubiri hatte tatsächlich mehr Fälle auf dem Schreibtisch, als jeder deutsche Beamte in einem Jahr hätte bewältigen geschweige denn aufklären können. Trotzdem war er bereit, dem Kollegen aus Deutschland zu helfen. Und die Verständigung auf Englisch war deutlich einfacher, wenn man das Gesicht seines Gegenübers beobachten konnte.
    »Kommen Sie mit«, sagte Paul Zubiri, nachdem das Telefon auf seinem Schreibtisch zum vierten Mal innerhalb weniger Minuten geklingelt hatte. »Hier hat das keinen Zweck.«
    Sie fuhren in seinem alten Seat, bei dem man die Fensterscheiben noch per Hand herunterkurbeln musste und der natürlich keine Klimaanlage besaß, bis zu einem Industriegebiet am Rande der Stadt. Die vierspurige Straße schnitt durch Tankstellen, Autohäuser und kleine Industriebetriebe in flachen Betonbunkern mit großen Leuchtreklamen auf den Dächern. An einer Waschstraße lenkte Jaime den Ibiza auf einen großen Parkplatz und ließ den Wagen vor einem Baumaschinenverleih ausrollen.
    »Das boomt hier, was?«, fragte Paul Regen.
    »Es hat geboomt«, sagte Jaime Zubiri und riss die Handbremse bis zum Anschlag. Als er den Zündschlüssel herauszog, stellte auch die Lüftung ihren Betrieb ein. Es war heiß, zu heiß für Paul Regen.
    »Sie haben gebaut und gebaut und gebaut, bis kein Geld mehr da war«, sagte der Comisario und stieg aus.
    »Die Finanzkrise, ich weiß schon«, sagte Paul Regen.
    »Nicht nur das«, sagte Paul Zubiri. »Bei einem Wolkenkratzer, der das höchste Gebäude Spaniens werden sollte, haben sie einfach den Aufzug vergessen. Kann man das glauben?«
    Das konnte Paul Regen tatsächlich nicht glauben. Welcher Architekt könnte so bescheuert sein und bei einem Hochhaus den Aufzug vergessen? Nicht einmal der bürokratischste aller Oberbürokraten würde bei einer Inspektion

Weitere Kostenlose Bücher