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Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Titel: Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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sprenkelten. Rot markierte Betriebe, die dicken Fische und die Privatwohnungen der Bosse, würden um 7.00 Uhr am nächsten Morgen per Durchsuchungsbefehl abgeriegelt und sämtliche Unterlagen beschlagnahmt. Grüne würden zunächst von der Polizei gesichert, dabei handelte es sich meistens um Restaurants und kleinere Handelsunternehmen. Die blau markierten Ziele waren Immobilien, die den Taccolas zwar gehörten oder die sie gemietet hatten, denen aber keine Funktion innerhalb des ausgeklügelten Finanzsystems zugewiesen werden konnte. Die Zollfahndung würde sie erst einige Stunden nach der ersten Razziawelle aufsuchen können. Solveigh war zufrieden. Wenn alles glatt lief, würde ihre Aktion die Infrastruktur der Taccolas um Jahre zurückwerfen, wenn nicht gar gänzlich zerstören. Eine kriminelle Organisation unterschied sich dabei nicht von einem regulären Unternehmen: Es dauerte Jahre, in Märkten Fuß zu fassen und Profite anzusammeln. Nahm man ihnen die Firmen, nahm man ihnen ihre Lebensgrundlage. Das war die einfache Logik, der die ECSB mit ihrem Konzept folgte. Allein Solveighs Instinkt wollte nicht zur Ruhe kommen. Sie wusste nicht, was sie an ihrem Plan störte, aber ihr Bauchgefühl sagte ihr, dass es nicht hinhauen würde. Nicht so, wie sie es sich vorgestellt hatten.
    Nach zwei unruhigen Stunden auf dem Bett ihres Hotelzimmers roch Solveigh um Viertel vor fünf am nächsten Morgen an ihrer weißen Bluse vom Vortag. Sie warf sie in ihren kleinen Rollkoffer und zog eine frische blaue heraus. Dann schnallte sie ihr Schulterholster an und griff nach ihrem Jackett. Sie konnte die innere Stimme, die sie geweckt hatte, nicht länger ignorieren.
    Bei einem Kaffee in der Lobby fuhr sie ihren Computer hoch. Um fünf Minuten nach fünf hatte sie in der ECSB-Akte die Information gefunden, die sie gesucht hatte.
    Die von Tausenden Füßen zusammengetretenen Fasern des Teppichs schluckten ihre Schritte nur unzureichend, und der Aufzug hatte ihre Ankunft im vierten Stock des Steigenbergers für ihren Geschmack viel zu laut angekündigt. Vor seiner Zimmertür lauschte Solveigh. Die Klimaanlage säuselte leise, aber ansonsten war von drinnen nichts zu hören. Gar nichts. Sie warf einen Blick auf das Schloss, ein digitales für eine Magnetkarte. Die entsprechende Ausrüstung gehörte nicht zu ihrem Standardrepertoire.
    »Housekeeping!«, rief Solveigh und klopfte. Sie würden ihn ohnehin in ein paar Stunden vorläufig festnehmen.
    »Housekeeping«, rief Solveigh noch einmal und wartete. Im Inneren des Zimmers rührte sich nichts.
    Über den Webbrowser ihres Telefons suchte sie eine Nummer heraus.
    »Das Grandhotel Steigenberger in Dortmund, was kann ich für sie tun?«, flötete ein junger Mann vier Stockwerke unter ihr.
    »Ich habe eine dringende Nachricht für Matteo Taccola«, sagte Solveigh.
    »Es tut mir leid, aber es ist in unserem Hause grundsätzlich nicht erwünscht, die Gäste vor sieben Uhr morgens zu belästigen. Kann ich eine Nachricht für Herrn Taccola notieren?«
    Solveigh zog einen Zettel aus ihrem Jackett: »Ich sage Ihnen, dass mein Boss sehr ungehalten wird, wenn er diese Nachricht nicht bekommt. Ich bin seine Sekretärin, und Sie können sich nicht vorstellen, was er mit mir anstellt, wenn Sie mich nicht durchstellen. Es ist wirklich sehr wichtig«, sagte Solveigh.
    Der junge Mann an der Rezeption zögerte etwas zu lange: »Es tut …«
    »Es geht um die Börse in Tokio«, unterbrach ihn Solveigh. Börse klang immer nach viel Geld. Oder hohen Verlusten. »Und es ist wirklich sehr, sehr wichtig«, fügte sie hinzu.
    »Warten Sie einen Moment«, sagte der Mann am Empfang, und Solveigh hörte, wie hinter der Tür das Telefon klingelte. Nach drei Klingeltönen gab der Mann auf, das war viel zu kurz, wenn Taccola gestern Abend Wein getrunken hatte, was er fast jeden Abend tat.
    »Hören Sie?«, fragte der junge Mann. »Ich sehe gerade, dass Herr Taccola sich bereits um fünf Uhr sein Auto holen ließ.«
    Also hatte sich Taccola mittlerweile einen fahrbaren Untersatz besorgt. Und die Krähe war ausgeflogen. Solveigh trat gegen die Tür und fluchte. Sie hatte es geahnt. Bei über zweihundert involvierten Beamten gab es immer jemand, der den Jungs einen Tipp gab. Es gefährdete möglicherweise nicht ihre Operation, was die Konten der Taccolas anging. Aber es gefährdete Solveighs persönliche Mission, den Mörder ihrer Kollegen hinter Gitter zu bringen. Sie wollte ihn nicht nur mittellos und auf der Flucht

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