Aries

und Wurst auf ein Tablett und flitzte zurück. Auf Papier schrieb ich in großen Buchstaben
- BITTE NICHT STÖREN! –
und klebte es außen, an meine Zimmertür.
Während ich auf dem Bett frühstückte, beschloss ich, die Ereignisse der Klassenfahrt aufzuschreiben und holte mir ein Heft von meinem Schreibtisch. Klaubte den Brief aus meiner Reisetasche und setzte mich im Schneidersitz aufs Bett. Der Umschlag brachte keine neuen Erkenntnisse und auch dem Brief konnte ich keine weiteren Geheimnisse entlocken. Ich entschied mich, den Text auseinander zu pflücken und alles aufzuschreiben, was mir dazu in den Sinn kam. Eventuell brachte mich das weiter.
„Sehr geehrtes Fräulein von Blendel,
nachdem ich Sie nun eine Weile beobachtet habe, muss ich Ihnen mitteilen, dass der Umgang den Sie zurzeit pflegen, nicht zu Ihrem Vorteil gereicht. "
- Männlicher Beobachter, die Wortwahl deutete auf einen älteren Mann, vielmehr gebildeten älteren Herrn hin.
Pflegen, gereicht und nicht gerade von Vorteil, - so würde man heute nicht mehr schreiben. Es klang hochgeschraubt, nicht wie einfaches Fußvolk.
Im Hotel war mir keiner aufgefallen, der solche Wörter verwendete. Weder der Portier noch einer der anderen älteren Männer. Ich konnte mich gut an den Mann erinnern, dem ich nach dem Vorfall mit dem Puma in die Arme gelaufen war. Er benutzte einfache Redewendungen. Nur der Herr, welcher mir den Brief übergeben hatte, er sagte: - Miss Warum nicht Fräulein? Ich versuchte mich zu erinnern, wie er ausgesehen hatte. Durchschnittlich, nichts Auffallendes. Oder war ich zu überrascht gewesen, dass mir ein Indiz entgangen war? Gut. Weiter.
„Im Gegenteil. Ich möchte sie warnen, diese Kontakte weiter zu vertiefen. " Okay. Aries und Marie waren gemeint. Zu anderen hatte ich keinen Kontakt. Ich soll mich von ihnen fernhalten und sie nicht näher kennenlernen. Diese Zeilen könnten von Sophie stammen und für Aries gelten. Hier stand indes, „Kontakte“. Es betraf beide. Und es war eine Warnung.
Sie wissen nicht, worauf Sie sich einlassen und da mir Ihr Wohlergehen am Herzen liegt, bitte ich sie eindringlich, sich in Zukunft Ihre Freunde gewissenhafter auszusuchen. Das glaubte ich sofort. Ich wusste nicht, auf was ich mich einließ.
Thema: - Angst.
Ich hatte keine. Nicht vor den Beiden. Dass ich in Gefahr war, das hatte ich gesehen, und wenn Aries und Marie nicht gewesen wären, könnte es gut sein, das ich jetzt tot wäre.
- eindringlich und Wohlergehen - Der Mann machte sich Sorgen um mich. - und am Herzen … Lag ich ihm am Herzen? Oder war es die Situation? Wie sollte ich jemanden am Herzen liegen, der mich nicht kannte. Oder lagen ihm generell Menschen am Herzen. Er wollte mich von Aries und Marie fernhalten. Ich sollte mir andere Freunde suchen. Doch ich mag die Beiden, sie sind mir ans Herz gewachsen.
„Denn Nichts ist, wie es scheint." Ich weiß. Da brauchte ich nicht lange nachzudenken.
- Maries Balkonsprung.
- Glühende Augen. Ich könnte die Liste endlos fortsetzen. Es machte mir keine Angst. Ich wusste es eben. Sie waren nicht wie wir. Sie waren mehr. Und ich vertraute ihnen.
    „Ein Freund.“ Wer sollte das sein? Ich habe keinen älteren Herrn als Freund außerhalb meiner Familie. Im Grunde wollte ich ihn nicht als Freund. Wer mich von meinen Freunden fernhalten wollte, konnte unmöglich ein Freund sein.
    Da fiel mir was ein. Aries - der Name sagte mir doch was. Ich stand auf, ging zu meinem Schreibtisch und klappte meinen Laptop auf. Es dauerte eine Weile bis er hochfuhr.
    Als er fertig war, gab ich „Aries“ in die Suchmaschine ein. Ich klickte einen Vorschlag an und die Seite ging auf.
Aries ist unter dem Sternbild Widder bekannt. Der lateinische Name des Tierkreiszeichens Widder ist ARIES, - dachte ich es mir doch. Bedeutete es, dass Aries im Sternzeichen des Widders geboren war? Das müsste dann Ende März - Anfang April sein. Ziemlich spitzfindig von mir - grinste ich. Es wäre auch möglich, dass der Name zufällig gewählt war … Aries? - ich wette, es hatte was damit zu tun. So. Was hatte es nun gebracht? - überlegte ich und sah mir meine Aufzeichnungen an. Eine Erkenntnis. Der Brief war nicht wichtig für mich. Bei der nächsten Gelegenheit werde ich Marie und Aries den Brief zeigen.
Mir war warm geworden und selbst diese kleinen Überlegungen, schienen meine ganze Kraft aufzusaugen. Kraftlos legte ich mich aufs Bett und fühlte, wie ich erneut davon glitt. Einige Male wachte ich auf und mein Pulli triefte