Aristos - Insel der Entscheidung
geben!
„Was zur Hölle ist hier los, Louisa?“, brüllte er in den Hörer, zu aufgebracht, um sich mit irgendwelchen Begrüßungsfloskeln aufzuhalten.
„Ich … ich hab keine Ahnung, wovon du …“
„Seit Tagen werde ich von einem irren Stalker verfolgt. Meine Geschäfte, mein Privatleben, es gibt nichts, was er nicht mit der Lupe überprüft!“
„Wer denn?“
„Andreas Markonos!“
Geschockt setzte sie sich auf die Bettkante. „Oh nein“, flüsterte sie. „Du musst dich irren, Max. Andreas würde so etwas doch nicht …“
„Mir wurde damit gedroht, bald meine sämtlichen Jugendsünden in der Boulevardpresse lesen zu können, wenn ich nicht ‚die Finger von dir lasse‘. Also versuch bloß nicht, mir weiszumachen, dass Markonos nicht dahintersteckt, denn das ist glasklar! Was ich allerdings nicht weiß, ist warum er plötzlich so ausflippt.“
Kopfschüttelnd schloss sie die Augen und versuchte krampfhaft, eine halbwegs plausible Antwort zu finden. Vergeblich. „Ich weiß es auch nicht“, flüsterte sie.
„In all den Jahren, die du für mich gearbeitet hast, kann ich mich nicht erinnern, dass du den Namen Markonos überhaupt in den Mund genommen hättest – außer wenn du deine jährliche Pilgertour auf die Insel plantest. Offensichtlich stand dieses Mal auch ein kleines Intermezzo mit dem Exmann auf dem Programm, hm?“
Wütend sprang sie auf. „Das stand ganz und gar nicht auf dem Programm!“
„Sondern?“, fragte Max und fuhr, ohne sie zu Wort kommen zu lassen, fort: „Wolltest du ihn vielleicht mit mir eifersüchtig machen? Dann herzlichen Glückwunsch, das ist dir gelungen! Jetzt will er mich ruinieren.“
„Hör auf! Du weißt ganz genau, dass ich das nicht tun würde. Außerdem eignet sich unsere Beziehung nicht im Geringsten dazu, jemanden eifersüchtig zu machen. Oder hast du das vergessen? Und was regst du dich eigentlich so auf? Welche Zeitung würde es schon wagen, dich durch den Schmutz zu ziehen? Sie gehören doch ohnehin fast alle dir!“ Sie atmete tief durch und fuhr in etwas ruhigerem Ton fort: „Gib mir ein paar Stunden Zeit, um herauszufinden, was hier vor sich geht. Ich ruf dich zurück, sowie ich etwas weiß.“
Mit zitternden Fingern legte sie auf.
„Also, ich habe nur Bahnhof verstanden“, sagte Jamie und zog eine Grimasse.
„Kannst du bitte Pietros fragen, ob er mich zur Markonos-Villa fährt?“
„Klar“, erwiderte er und zog sofort sein Handy aus der Hosentasche. „Aber ich wüsste trotzdem gern, was hier los ist.“
Ja, was zum Kuckuck war hier los? „Das sag ich dir, wenn ich es selbst verstehe.“ Fieberhaft arbeitete ihr Hirn, um dieses verwirrende Puzzle aus widersprüchlichen Informationen zusammenzufügen. Immer wenn Andreas aus der Villa seiner Eltern zurückgekommen war, hatte er sich ihr gegenüber so verdächtig kühl und unnahbar verhalten.
Aber ihren Chef zu erpressen, passte so gar nicht zu ihm. So etwas würde er doch nicht tun? Nein, das riecht viel mehr nach seiner intriganten Familie, dachte sie und stellte verwundert fest, wie erleichtert sie sich fühlte, dass sie noch eine andere Erklärung gefunden hatte.
Während Jamie sich mit dem Jet-Ski auf den Weg zurück zum Hotel machte, stieg sie in Pietros altes Auto, felsenfest davon überzeugt, dass Andreas mit der ganzen Sache nichts zu tun hatte. Jetzt wollte sie nur schnell zu ihm fahren, um ihm zu erzählen, was seine Familie nun schon wieder ausgeheckt hatte. Als sie durch den eleganten Torbogen auf das Gelände der Markonos-Residenz fuhren, kam Kosta auf die Veranda und sah ihnen entgegen.
Nachdem sie sich bei Pietros fürs Fahren bedankt hatte, stieg sie aus. Blieb dann jedoch unschlüssig am Auto stehen. Mit finsteren Blicken betrachtete sie die riesige weiße Villa. Eigentlich hatte sie sich ja geschworen, nie wieder hierherzukommen. In diesem Haus geisterten ihre traurigsten und schmerzhaftesten Erinnerungen umher. Ihr ganzer Körper sträubte sich, als sie sich zwang, die weißen Marmorstufen hinaufzusteigen. Oben an der Treppe stand Kosta und begrüßte sie mit einem herzlichen Lächeln.
„Ist Andreas da?“
„Ja, im Arbeitszimmer“, antwortete der alte Mann nickend und hielt ihr die Tür auf. „Schön, dich wieder hier zu sehen“, fügte er warm hinzu.
Mit einem gezwungenen Lächelnd ging sie in die kühle steinerne Eingangshalle, die noch immer ganz genauso aussah wie damals, als sie das letzte Mal hier gewesen war. Vor der geschlossenen Tür des
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