Arkadien 02 - Arkadien brennt
Einwand. »Wenn du mit Trevini telefonieren und ihn zur Rede stellen willst, dann tu das. Aber geh nicht von hier fort. Lass am besten das Gitter schließen.« Er deutete zu den breiten Eisenzähnen, die über der Einfahrt des Tortunnels aus der Decke ragten.
»Funktioniert nicht mehr«, sagte sie. »Eingerostet.«
»Lässt du Gianni und die anderen nun rein?«
Die Hunde in den Wäldern heulten ohne Unterlass.
»Hab ich eine Wahl?«, fragte sie.
»Tu’s Iole zuliebe, wenn du selbst zu stolz dazu bist.« Sein Blick verdüsterte sich. »Ich muss versuchen, mit dem Hungrigen Mann zu sprechen. Solange er mir im Nacken sitzt, werden wir beide keine Ruhe haben, um mehr –«
»Über TABULA herauszufinden. Ich weiß.«
»Wird nicht einfach werden, im Gefängnis an ihn ranzukommen, aber vielleicht kann ich ein paar von den alten Kontakten meines Vaters spielenlassen.«
»Du willst allen Ernstes zu ihm?«
»Ich muss ihm begreiflich machen, dass nicht wir Carnevares für seine Verhaftung verantwortlich waren. Wir waren nicht diejenigen, die ihn damals verraten haben.«
»Was du plötzlich so genau woher weißt?«
Er druckste herum, ungewöhnlich für ihn, und einmal mehr hatte sie das Gefühl, dass er ihr etwas verschwieg. »Ich glaube, ich weiß jetzt, wer es war. Jemand hat mir Beweismaterial angeboten.«
»Jemand. Und der will natürlich Geld dafür.«
»Nein. Nur ein Versprechen. Genau genommen zwei. Eines war, dass ich mit niemandem darüber rede. Mit absolut niemandem.«
»Wegen mir musst du dein blödes Versprechen jedenfalls nicht brechen.«
Lächelnd gab er ihr einen Kuss auf die Stirn. »Du erfährst es als Erste, wenn das hier vorbei ist.« Mit einem Nicken deutete er auf die Wälder. »Und bis dahin haltet alle Türen verschlossen. Gianni und die anderen wissen, was sie zu tun haben.«
Es hatte keinen Zweck, mit ihm zu streiten. Selbst wenn dort oben in den Hügeln nur ein paar arme Streuner heulten, würde er keine Ruhe geben. Es ärgerte sie, dass er ihr weder von dem Angriff auf seine Geschäftsführer noch von dem geheimen Informanten erzählt hatte. Aber sie beruhigte sich mit dem Gedanken, dass er schon bald noch sehr viel wütender auf sie sein würde. Ausgleichende Gerechtigkeit. »Das verstehst du doch«, würde sie dann sagen. »Immerhin hast du es doch als Erster erfahren.«
Rosa zog ihr Handy hervor, rief ihre Wachmänner unten an der Auffahrt an und fragte sie, ob dort ein Wagen stehe. Mit drei Orang-Utans in Anzügen. »Sie können raufkommen«, sagte sie.
Alessandro blickte besorgt zur Hügelkuppe. »Falls das wirklich Hundinga sind, dann werden sie sich Zeit lassen. Dieses Spektakel veranstalten sie, um dir Angst einzujagen. Mag sein, dass sie sich vorerst damit zufriedengeben. Gefährlichwird es erst, wenn du sie nicht mehr hörst. Dann sind sie wahrscheinlich auf dem Weg zum Palazzo.«
Er nahm ihre Hand und ging mit ihr durch den Tunnel zurück auf den Innenhof. Sein Ferrari parkte am Fuß der Doppeltreppe zum Hauptportal. »Lass Sarcasmo nicht aus dem Haus. Ihn würden sie sich zuerst vornehmen.«
»Der ist sowieso damit beschäftigt, Valerie in ihrer feuchten Kerkerzelle zu bewachen.«
»Du hättest ihr nicht erlauben sollen hierzubleiben.«
»Ich wollte sie heute rauswerfen, aber solange diese Viecher durch die Wälder streifen, ist das vielleicht keine gute Idee.« Tatsächlich hatte sie am Morgen den Arzt aus Piazza Armerina herbestellt, damit er Valerie durchcheckte; er würde in den nächsten Stunden nach ihr sehen. Dann, und erst dann würde Rosa sie mit ruhigem Gewissen vor die Tür setzen.
»Du machst dir allen Ernstes Sorgen um sie.« Er schüttelte sanft den Kopf, musste aber gleichzeitig lächeln.
Sie lehnte sich gegen den Ferrari, nahm Alessandros Hände in ihre und zog ihn zu sich. »Versprich mir, dass du vorsichtig bist.«
»Wenn ich nicht zu ihm gehe, wird das nie ein Ende nehmen. Ich kann nicht einfach mit ansehen, wie er dir wehtut.«
»Wenn er dich umbringt, wird mir das ziemlich wehtun.«
»Ich muss ihn nur überzeugen, jemanden anzurufen und ein paar Minuten zuzuhören.«
»Und er wird glauben, was derjenige zu sagen hat?«
»Das ist die einzige Chance.« Er küsste sie zum Abschied und glitt hinter das Steuer des Wagens. »Wenn du mit Trevini telefonierst, dann sag ihm nichts vom Hungrigen Mann.«
Argwöhnisch neigte sie den Kopf. »Was genau hat Trevini damit zu tun?«
Kurz sah er aus, als wollte er etwas erwidern, dann berührte er
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