Arkadien 02 - Arkadien brennt
hinauf. Der Himmel über der Stadt auf den Klippen war wolkenverhangen. An Straßensperren verweigerten Uniformierte den Mietwagen der Touristen die Zufahrt zum historischen Stadtkern, aber Rosa besaß eine Sondererlaubnis, die Trevini schon vor Jahren für die Alcantaras hatte ausstellen lassen.
Sie parkte den BMW direkt vor dem Portal des Grandhotels Jonio . Beim Aussteigen zog sie ihre Tasche vom Beifahrersitz. Darin befand sich nur ein einziger Gegenstand.
Sie trug einen schwarzen Stoffmantel, eine enge Hose und Lederstiefel. Ihr blondes Haar fiel offen über ihre Schultern und flatterte in den scharfen Winden, die an den Klippen der Steilküste heraufwehten. Trotz des milden Wetters waren die Böen aus den Weiten des Ionischen Meers empfindlich kühl.
Zwei von Trevinis Bodyguards in maßgeschneiderten Anzügen saßen in plüschigen Sesseln im Foyer des Hotels. Einer sprach in ein Armbandmikrofon, als er Rosa eintreten sah. Wie schon bei ihrem letzten Besuch waren keine weiteren Gäste zu sehen. Vielleicht hatte Trevini das gesamte Hotel für sich allein gemietet.
Sie wandte sich an den Mann am Empfang, der nur von weitem wie ein gewöhnlicher Concierge aussah: Sein teures Jackett war unter der linken Achsel ausgebeult, gerade weit genug, dass es nur demjenigen auffiel, der bewusst nach einem Schulterholster Ausschau hielt. Rosa war sicher, dass unter der Theke weitere Waffen verborgen waren.
Die beiden Männer in den Sesseln ließen sie nicht aus den Augen. Einer erhob sich und schlenderte zwischen Rosa und den Ausgang.
Mit ruhiger Stimme verlangte sie den Avvocato zu sehen und beobachtete, wie der Concierge einen Hörer abhob und leise hineinsprach. Sie ahnte, wer am anderen Ende der Leitung war, und es überraschte sie nicht, als der Mann ihr mitteilte, dass Trevini sich derzeit in einer wichtigen Besprechung befinde. Contessa di Santis musste es Vergnügen bereiten, sie warten zu lassen.
Sie beugte sich so gut es ging über die Theke und hoffte, der Mann auf der anderen Seite bemerkte nicht, dass sie sich dabei auf die Zehenspitzen stellen musste.
»Dieser Laden«, sagte sie, »wird mit meinem Geld finanziert. Ich gebe Ihnen eine Minute, um dafür zu sorgen, dass mich der Avvocato umgehend empfängt.«
»Ich weiß, wer Sie sind, Signorina, und es tut mir außerordentlich leid, dass Sie –«
Sie hörte ihm nicht mehr zu, wandte sich um und machte sich auf den Weg zu einer Doppeltür aus Milchglas. Dahinter lag der Salon mit dem Ausgang zur Terrasse.
»Signorina Alcantara«, rief ihr der Mann hinterher, »ich möchte Sie wirklich bitten, zu warten, bis der Avvocato Sie abholen lässt.«
Die Bodyguards setzten sich in Bewegung.
Mit beiden Händen stieß sie die Salontür auf. Auf der anderen Seite wurde sie erwartet.
»Contessa di Santis«, sagte sie mit eisigem Lächeln und blieb im Türrahmen stehen.
»Signorina Alcantara.« Die Assistentin des Avvocato warf einen Blick an Rosa vorbei zu den Leibwächtern und gab ihnen einen Wink. Sofort zogen sich die beiden zurück. Die Contessa blieb unmittelbar vor Rosa stehen und senkte die Stimme. »Wir sollten uns unterhalten.«
»Ich werde mit niemandem außer Trevini selbst –«
»Bitte«, entgegnete Di Santis ungerührt, »folgen Sie mir.«
Mit einem Blick aus dem Augenwinkel stellte Rosa sicher, dass der Verschluss ihrer Tasche geöffnet war. Sie hatte nichts übrig für Handtaschen, hatte bis vor kurzem nicht mal eine besessen, aber jetzt war sie froh, dass sie das Ding dabeihatte.
Cristina di Santis ging voraus, nicht auf die Terrasse hinaus, sondern durch eine Seitentür in den ehemaligen Ballsaal des Grandhotels. Auch ihn durchquerte sie mit zügigen Schritten. Ihre hochhackigen Schuhe klackerten auf dem Parkettboden. Sie trug ein kurzes enges Kleid, dunkelrot wie ihr Lippenstift, und ihre Frisur war so perfekt arrangiert wie bei Rosas erster Begegnung mit ihr. Ein Siegelring, vermutlich der ihres Clans, war ihr einziges Schmuckstück. Ein dezenter Hauch von Parfüm wehte hinter ihr her.
»Ist das der Weg zu Trevini?«, fragte Rosa misstrauisch, als die Contessa sie in ein enges Treppenhaus führte.
Di Santis nickte, ohne sie anzusehen. Rosa dachte an Valeries Verlies im Keller des Hotels und blieb stehen. Sie packte die Contessa am Oberarm und zog sie zu sich herum. »Was soll das?«
»Noch einen Augenblick Geduld.«
»Was geht hier vor?«
»Gleich werden Sie alles verstehen.«
»Ich bin nicht hergekommen, um –«
»Ich weiß,
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