Arkadien 02 - Arkadien brennt
nicht gerade rasant auf einen Nervenzusammenbruch zusteuerte. »Welches Motiv hat Apollonio?«
»Was weiß der Zuschauer bisher über ihn?«, fragte Rosa. »Nicht viel. Dass er wahrscheinlich zu einer unheimlichen, supergeheimen und selbstverständlich weltumspannenden Geheimorganisation namens TABULA gehört.«
»Die ein Faible für Pelzmäntel hat.«
»Mit denen Apollonio sein Taschengeld aufbessert, indem er sie an eine bösartige Mafiachefin verkauft. Das könnte er im Auftrag von TABULA tun, vielleicht arbeitet er aber auch auf eigene Rechnung.«
»Eher für TABULA, würde ich sagen.«
Sie nickte. »Apollonio verkauft die Pelze also auf Befehl von TABULA an die alte Mafiahexe. Vielleicht um Streit unter den Arkadischen Dynastien zu säen, wenn die Sache irgendwann herauskommt. Er ist ein treuer Anhänger der Organisation und würde nie etwas tun, das deren Zielen zuwiderläuft. Leider wird er kurz darauf vom Sohn der Alten ausfindig gemacht und umgebracht.«
Alessandro hob eine Augenbraue. »Woher wissen wir das?«
»Wissen wir nicht. Aber offenbar ist der Sohn dreizehn Jahre später in Apollonios Rolle geschlüpft. Er ist jetzt Apollonio. Derselbe Typ, aber mit neuem Gesicht.«
»Einspruch.«
»Wieso?«
»Der Sohn kann nicht einfach eine neue Rolle spielen. Das ist nicht logisch. Davide bleibt Davide – nur dass er eben jetzt so tut , als wäre er Apollonio. Undercover. Vielleicht ist er so eine Art Geheimagent, der TABULA von innen heraus zerschlagen will.«
»Aber nur um seine Tarnung zu wahren, würde er nicht tatenlos zusehen, wie seine eigene Tochter von einem Panthera vergewaltigt wird. Das könnte er nicht, wenn es ihm nicht wirklich egal wäre.«
Alessandro kaute auf seiner Lippe.
»Davide ist also jetzt Apollonio«, sagte sie. »Er ist zu einem treuen Soldaten von TABULA geworden.«
»Gehirnwäsche?«
»Ich glaube eher, sie haben ihn von ihren Zielen überzeugt. Genauso wie den ersten Apollonio. Davide glaubt jetzt, dass sie im Recht sind, so sehr, dass ihm sogar seine Tochter gleichgültig ist.«
»Aber es steht fest, dass es zwei Apollonios gab, oder? Den mit den Pelzen und den auf dem Video.«
»Guter Einwurf. Wenn Apollonio und Davide von Anfang an dieselbe Person gewesen wären, dann hätte er Costanza – seiner eigenen Mutter – nicht die Pelze verkauft, oder? Außerdem hätte Trevini ihn später wahrscheinlich erkannt.«
Alessandro blieb skeptisch. »Was voraussetzt, dass Trevini dir wirklich alles und vor allem die Wahrheit erzählt hat.«
»Das finde ich noch raus – in Schritt zwei. Aber im Augenblick sind wir noch bei Apollonios Motiven – den Motiven von TABULA. Sie haben dafür gesorgt, dass ein Panthera eine Lamia vergewaltigt. Warum?«
»Damit«, sagte Alessandro zögernd, »sie von ihm schwanger wird? Du glaubst, das Ganze war so was wie ein Experiment?«
»Das Problem ist, dass wir nicht wissen, was TABULA eigentlich will. Warum machen sie Versuche mit Arkadiern? Was bezwecken sie damit?«
Er nahm den Faden auf: »Kennen sie die Statuen von Panthera und Lamia am Meeresgrund? Waren sie es, die sie dort weggeholt haben?«
»Die Frage, ob Thanassis und die Stabat Mater zu TABULA gehören, klären wir in der nächsten Drehbuchkonferenz.«
»Aber eines daran ist trotzdem wichtig«, sagte er. »Wir haben die Statuen die ganze Zeit über immer auf uns bezogen, oder? Jedenfalls hab ich das getan. So als wären sie eine Art Prophezeiung, die wir beide erfüllen.«
»Irgendwie schon, ja.«
»Damit hatte aber TABULA nichts zu tun, sie hatten gar keinen Einfluss darauf, dass wir beide uns ineinander verliebt haben. Das kann ihnen also nicht besonders gut gefallen haben. Richtig?«
Rosa nickte.
Jetzt kam Alessandro in Fahrt. »Wissenschaftler machen ihre Experimente doch am liebsten in einem kontrollierten Umfeld. Im Labor, wo sie alles beeinflussen können.«
»Du meinst –«
»Sie kannten die Statuen. Wahrscheinlich wissen sie sogar, wofür sie stehen. Und deshalb wollten sie eine Lamia mit einem Panthera –« Er kämpfte mit sich, aber brachte den Satz nicht zu Ende. »Zu ihren Bedingungen«, fügte er lediglich hinzu.
»Und wo sie herkommen, gibt es keine künstliche Befruchtung?«
Verunsichert hob er die Schultern.
»Die Frage ist«, sagte sie tonlos, »wollten sie ein Kind oder reicht ihnen abgetriebenes Gewebe? Ein Fötus?«
Alessandros Kieferknochen mahlten, aber er sagte nichts.
Sie setzte sich auf die Kante des Tisches, auf dem das
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