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Arkadien 02 - Arkadien brennt

Titel: Arkadien 02 - Arkadien brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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noch einmal durchs offene Seitenfenster ihre Hand und ließden Motor an. Augenblicke später röhrte der Ferrari vom Hof. Rosa blickte ihm nach, bis er am anderen Ende des Tortunnels verschwunden war. Eine Weile lang hörte sie ihn noch in der Ferne, draußen auf dem langen Weg hangabwärts zwischen den Olivenhainen und Zitronenbäumen, dann wandte sie sich um und eilt die Stufen zum Portal hinauf.
    Iole trat aus dem Schatten der offenen Tür. »Sarcasmo fürchtet sich.«
    Rosa konnte den Hund nirgends entdecken.
    »Ich glaube«, sagte Iole, »er hat Angst vor dem Heulen in den Wäldern.«
    Noch bevor Rosa antworten konnte, rollte ein schwarzer Mercedes auf den Innenhof. Drei Männer in dunklen Anzügen und mit verspiegelten Sonnenbrillen stiegen aus. Rosa verdrehte die Augen.
    Gianni, der größte und breiteste der drei, kam die Treppe herauf. Mozart und Proust, so, so. »Signorina Alcantara«, grüßte er sie mit einem Nicken. »Signorina Dallamano.«
    Iole war sichtlich geschmeichelt, dass er ihren Namen kannte. »Sie sind ein Killer, oder?«
    »Nein, Signorina«, log er.
    »Waren Sie dabei, als die Carnevares meine Familie ermordet haben?«
    »Nein, Signorina.«
    Iole dachte kurz nach und zuckte schließlich die Achseln. »Dann ist’s gut.«
    Rosa besprach mit Gianni und den beiden anderen alles Nötige und erlaubte ihnen, im Inneren des Palazzo Stellung zu beziehen. Notgedrungen vertraute sie den dreien. Sie glaubte nicht, dass sie Arkadier waren, nur hoch bezahlte Profis, die perfekt ausgebildet waren im Umgang mit Waffen und allem anderen, das Schmerzen bereitete. Nicht die Sorte Männer, die man gern im Haus hatte – aber besser, als Iole, Signora Falchiund selbst Valerie allein hier zurückzulassen, während Rosa anderswo tat, was sie sich vorgenommen hatte.
    »Noch was«, sagte sie zu Gianni, ehe die drei im Palazzo verschwanden. »Gleich müsste ein Arzt aus Piazza Armerina vorbeikommen. Er soll sich einen Gast ansehen, oben in einem der Schlafzimmer. Ich hab ihn herbestellt, also schießen Sie ihm nicht gleich ins Knie, okay?«
    Gianni nickte, dann betraten er und die beiden anderen das Haus. Im Fortgehen setzten sie Headsets auf.
    Iole hatte rote Wangen bekommen. »Die sind nett.«
    »Die sind vom Mars.«
    »Sie sind hier, um uns zu beschützen. Und sie sehen aus, als wären sie gut in so was.«
    »Ja«, sagte Rosa. »Das sind sie bestimmt.«
    Iole musterte sie. »Du willst wegfahren, stimmt’s? Und du hast Alessandro nichts davon gesagt.«
    »Woher weißt du das nun wieder?«
    Aber Iole ging einfach davon. »Ich schau mal nach Sarcasmo. Sei vorsichtig.«
    Rosa blickte ihr hinterher. »Du auch. Und, Iole?«
    Das Mädchen wandte sich um.
    »Wenn irgendeine Gefahr droht, egal welche, dann versteck dich. Im Arbeitszimmer gibt es eine Geheimkammer hinter –«
    »Hinter der Täfelung. Der Raum mit dem weißen Telefon. Ich weiß.« Iole winkte ihr zu, begann ein Lied zu summen und verschwand.
    Mit einem Kopfschütteln und der leisen Melodie im Ohr machte Rosa sich auf den Weg zum Glashaus.
    Im feuchtwarmen Tropendickicht hielt sie Zwiesprache mit den Schlangen.

Die Contessa
    I hr war nicht wohl, als sie die Auffahrt hinabfuhr, zwei Kilometer durch Plantagen und lichten Wald. Sie hatte einen schwarzen BMW-Geländewagen ausgewählt, nicht den Maserati ihres Vaters, darum gab sie auf der holperigen Schotterpiste mehr Gas als sonst. Staub wölkte hinter ihr auf und behinderte die Sicht im Rückspiegel. Immer wieder hielt sie zwischen den Bäumen Ausschau nach wilden Hunden, aber sie konnte keine entdecken; erst recht keine Menschen. Das Heulen war von weiter oben gekommen. Sie mochten hinter dem Palazzo auf dem Berg und den angrenzenden Hügeln sein.
    Sie hatte die Wachen unten an der Straße verstärken lassen, vier Männer behielten dort die Umgebung im Auge. Ein Dutzend weitere patrouillierte in den Hängen. Genauso viele hatte schon ihre Tante dort eingesetzt; Rosa verließ sich darauf, dass Florinda gewusst hatte, was zur Sicherung des Anwesens nötig war.
    Bald raste sie über die Landstraße nach Norden, passierte Piazza Armerina und Valguarnera und bog bei Enna auf die A19 in Richtung Ostküste. Mehrmals glaubte sie Verfolger hinter sich zu sehen, aber immer, wenn sie gerade überzeugt war, dass sie beschattet wurde, verschwanden die verdächtigen Fahrzeuge an einer der Abfahrten oder auf einem Rastplatz.
    Zwei Stunden später, gegen Mittag, fuhr sie endlich die gewundene Straße nach Taormina

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