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Arkadien 02 - Arkadien brennt

Titel: Arkadien 02 - Arkadien brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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würde, oder?« Er war verletzt, und das tat ihr leid. »Ich würde den Scheißkerlen eigenhändig Kugeln zwischen die Augen jagen, wenn ich wüsste, wer es war.«
    Sie rieb sich mit der freien Hand durchs Gesicht, noch immer unfähig nachzudenken. »Als ich dich gesehen habe, auf diesem Video … Ich hab nicht damit gerechnet.«
    »Ich wäre jetzt gern bei dir.«
    »Ist nicht gut, über so was am Telefon zu sprechen. Ich weiß.«
    »Nein. Ich … tut mir leid, Rosa. Was soll ich sagen? Ich hab’s einfach nicht gewusst.«
    »Du kannst ja nichts dafür.«
    »Ich fliege nach New York. Gleich morgen früh!«
    »Unsinn. Ich komm schon klar. Du kannst mir ohnehin nicht helfen. Ich bin zu feige, um mit meiner Mutter zu sprechen. Und jetzt auch noch diese Sache …« Sie rieb die Knie aneinander, um sie zu wärmen. »Ich muss nur wieder ein wenig runterkommen, dann ist alles in Ordnung.«
    »Gar nichts ist in Ordnung«, widersprach er energisch. »Du klingst nicht in Ordnung.«
    »Lass uns einfach später noch mal telefonieren.«
    »Leg jetzt ja nicht auf. Sonst komme ich noch heute Nacht zu dir rüber.« Mit dem Privatjet der Carnevares war das nicht einmal abwegig.
    »Wirklich, Alessandro … Tu das nicht.« Sie musste sich zusammenreißen. Es war nicht gut, dass sie diese Sache so aus der Bahn warf. Das bedeutete nur, dass Trevini sie richtig eingeschätzt hatte. »Ich komme hier allein zurecht. Vielleicht sollte ich das mit meinem Vater und TABULA einfach auf sich beruhen lassen.« Sie wussten beide, dass sie das nicht tun würde. Nicht nach dem, was sie der sterbenden Zoe versprochen hatte. »Es ist komisch, wieder zurück zu sein. New York ist … anders. Irgendwie.«
    »Klar. Du hast dich verändert.«
    »Früher hätte ich mich nicht so gehenlassen.«
    »Tust du nicht. Du bist sauer. Ist doch klar.« Er räusperte sich, und sie stellte sich vor, wie er sich die Nase rieb; das tat er manchmal, wenn er nachdachte. »Von wem hast du das Video?«
    »Trevini hat’s mir geschickt.«
    »Dieser Drecksack.«
    »Er sagt«, begann sie, verschluckte aber den Rest des Satzes: dass er noch mehr Material hat . Mehr Beweise? Wofür? »Er hat mir nicht gesagt, woher er es hat. Aber das wird er noch, keine Sorge.«
    »Er ist wie die anderen. Es passt niemandem, dass wir –«
    »Die anderen kann ich ignorieren. Ihn nicht. Er ist der Einzige, der den Überblick hat über alles, womit die Alcantaras ihr Geld verdienen.«
    »Es gefällt ihm nicht, dass eine Achtzehnjährige ihm Anweisungen geben darf.«
    »Kann man ihm nicht verübeln.«
    »Hat er noch was gesagt? Irgendwas?«
    »Dass er sich mit mir treffen will.«
    »Vielleicht solltest du das lieber bleibenlassen.«
    »Er kann mir nichts tun. Das wäre auch sehr dumm von ihm. Die Geschäftsführer trauen ihm nicht, keinem ist geheuer, wie viel er weiß. Würde er versuchen, mich umzubringen, würde er das selbst nicht lange überleben. Die anderen halten mich für naiv und anmaßend, aber sie glauben, dass sie mich früher oder später in eine Richtung steuern können, die für sie bequem ist. Trevini könnte niemals capo sein, keiner würde das akzeptieren. Dreißig oder vierzig Jahre Arbeit für die Alcantaras machen ihn noch nicht zu einem von uns.«
    »Trotzdem, fahr nicht zu ihm. Er hat irgendwas vor. Warum sonst hätte er dir das Video schicken sollen?«
    Allmählich wurde sie ruhiger. »Sagt dir der Name Cristina di Santis etwas? Contessa di Santis?«
    »Wer ist das?«
    »Trevinis neue Mitarbeiterin, schreibt er. Ich soll sie kennenlernen. Ist vielleicht nicht wichtig.«
    »Mit dem Jet könnte ich in zehn Stunden bei dir sein.«
    »Sieh du lieber zu, dass dir keiner deiner Leute in den Rücken fällt. Mit Trevini komme ich klar. Und mit meiner Mutter auch.«
    Sein langes Schweigen verriet, dass er nicht überzeugt war. »Wer hat das Video gefilmt?«
    »Eine Freundin … jedenfalls war sie das damals. Valerie Paige. Sie war diejenige, die mich mit dorthin geschleppt hat.«Sie spürte, dass er etwas sagen wollte, aber sie kam ihm zuvor: »Das war nicht das erste Mal. Sie hat in einem Club gekellnert und wurde dauernd irgendwohin eingeladen, und ein paarmal bin ich mitgegangen.«
    »Und sie hat mich gefilmt?«
    »Nicht nur dich. Eine Menge Leute, die dort waren. Mit ihrem Handy. Jemand hat das Bild nachträglich auf deinem Gesicht eingefroren. Ich nehme an, das war Trevini.«
    »Wie kommt ein Anwalt, der auf Sizilien im Rollstuhl festsitzt, an das Handy einer Kellnerin

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