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Arkadien 02 - Arkadien brennt

Titel: Arkadien 02 - Arkadien brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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ihm raufklettern. Ihn umarmen. Am liebsten hätte sie sich unter ihrer Parkbank verkrochen.
    Der Panther aber sah weiter auf sie herab, und jetzt blitzte sein Eiszapfengebiss in einem Sonnenstrahl, so als würde er sie angrinsen und sagen: »Dann komm doch.«
    Sie ließ das Handy in ihren Schoß fallen, hob es mit spitzen Fingern wieder auf und versenkte es tief in der Tasche. Vielleicht vergaß er, seine Mailbox abzuhören. Ungefähr die nächsten fünfzig Jahre lang.
    Fast mechanisch wandte sie sich dem Laptop zu. Das Gehäuse fühlte sich eisig an. Sie brauchte dringend Handschuhe und ärgerte sich, dass sie im Gothic Renaissance keine gekauft hatte. Wobei schwarze Spitze bei der Kälte vielleicht nicht die beste Wahl war.
    All die neuen E-Mails im Eingangsordner passten nicht auf einen Bildschirm. Eine Handvoll war direkt an sie gerichtet – die meisten stammten von den Männern, die ihr am Flughafen gefolgt waren –, doch der Großteil ging ihr nur als Kopie zu. Korrespondenzen zwischen Geschäftsführern ihrer Firmen, leeres Blabla, um den Überwachungsexperten der Polizei etwas zu tun zu geben. Manches schien in verwirrende Codes verschlüsselt, doch in Wahrheit waren das nichts als willkürliche Buchstaben- und Zahlenfolgen; jede Minute, die die Anti-Mafia-Kommission mit ihrer Decodierung verschwendete, fehlte den Polizisten anderswo.
    Die übrigen Mails beschränkten sich auf die legalen Aktivitäten der Alcantara-Firmen, vor allem auf den Bau von Windrädern auf ganz Sizilien und die Lieferung von Wolldecken und Nahrungsmitteln in die Flüchtlingslager auf Lampedusa.
    Eine der letzten Mails jedoch ließ sie die Stirn runzeln. Der Absender lautete Studio Legale Avv. Giuseppe L. Trevini . Rechtsanwalt Trevini arbeitete seit vielen Jahren ausschließlich für die Alcantaras, seit den Zeiten, in denen noch Rosas Großmutter den Clan geführt hatte. Rosa hatte ihn in den vergangenen Monaten dreimal besucht und festgestellt, dass er ein lückenloses Wissen über alle sauberen und unsauberen Geschäfte der Familie besaß. Wenn sie irgendeine Frage habe, hatte er gesagt, könne sie sich jederzeit an ihn wenden. Trevini war altmodisch, verschroben, aber auch durchtrieben und technophob; bis heutehatte er ihr keine einzige E-Mail geschickt. Was er aus Sicherheitsgründen nicht auf Papier archivierte, speicherte er im Gedächtnis. Rosa war noch niemandem begegnet, der über ein so exaktes Erinnerungsvermögen verfügte. Sie traute ihm nicht, trotz seiner engen Bindung an die Alcantaras. In den Tagen vor ihrer Abreise hatte er viermal um einen Termin gebeten. Das aber hätte bedeutet, dass sie zu ihm nach Taormina hätte fahren müssen. Trevini saß im Rollstuhl und er weigerte sich, das Grandhotel über der Bucht zu verlassen, in dem er seit Jahrzehnten lebte.
    Dass der Avvocato ihr nun doch eine Mail schickte, war ungewöhnlich. Noch verblüffender aber war die Betreffzeile: Alessandro Carnevare – wichtig!
    Der Anwalt hatte keinen Hehl daraus gemacht, dass er eine Beziehung zwischen einer Alcantara und einem Carnevare für untragbar hielt. Auch deshalb hatte sie kein gutes Gefühl, als sie die E-Mail öffnete.
    Verehrte Signorina Alcantara , schrieb er, als langjähriger Rechtsbeistand Ihrer Familie möchte ich Sie bitten, einen Blick auf die anhängende Videodatei zu werfen. Zudem ersuche ich Sie erneut um ein persönliches Gespräch. Sie werden mir zustimmen, dass der Anhang und weiteres Material, das sich in meinem Besitz befindet, eine dringliche Besprechung erfordern. Bei dieser Gelegenheit würde ich Sie gern mit meiner neuen Mitarbeiterin, Contessa Avv. Cristina di Santis, bekannt machen. Ich verbleibe in tiefem Respekt vor Ihrer Familie und in der Hoffnung auf eine baldige Begegnung Ihr Avv. Giuseppe L. Trevini.
    Rosa bewegte den Cursor auf das Symbol der Datei im Anhang, hielt dann aber inne. Noch einmal las sie verärgert den letzten Satz. Respekt vor Ihrer Familie . Womit er natürlich meinte: Vergiss nicht, zu wem du gehörst, dummes Kind.
    Mit einem Schnauben klickte sie auf die Datei und wartete ungeduldig, bis sich das Videofenster öffnete. Das Bild war nicht größer als eine Zigarettenschachtel, verpixelt und vielzu dunkel. Aus dem Lautsprecher drangen blechernes Rauschen und verzerrte Stimmen.
    Es waren Bilder von einer Party, augenscheinlich mit einem Handy gefilmt, verwackelte und diffuse Aufnahmen lachender Gesichter in einem Schwenk durch einen großen Raum. Die Gesprächsfetzen waren

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