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Arkadien 02 - Arkadien brennt

Titel: Arkadien 02 - Arkadien brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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brauchen unsichere, verletzliche Mädchen wie du so oft jemanden, an den sie sich klammern können? Jemanden, der ihnen immer wiedervor Augen führt, was sie selbst nicht sind und niemals sein werden?«
    »Weil sie noch die Hoffnung haben, sich zu verändern. Dazuzulernen. Und nicht eines Tages einem Arschloch wie Michele Carnevare nachzukriechen, damit er ihnen den Kopf tätschelt und so tut, als bedeuteten sie ihm etwas.«
    »Michele liebt mich!«, fuhr Valerie sie an.
    »Kein Mensch liebt dich, Val. Und niemand hat dich jemals geliebt. Das ist dein Scheißproblem, oder? Das war’s schon bei den Suicide Queens. Und jetzt willst du dir seine Zuneigung erkaufen, indem du Iole umbringst? Großartiger Plan.«
    Iole runzelte die Stirn. »Ganz schön dumm.«
    Val stieß die Waffe hart gegen ihren Schädel. »Du hältst den Mund! Das hier geht dich nichts an.«
    »Ist mein Kopf«, sagte Iole.
    »Lass sie in Frieden«, forderte Rosa noch einmal. »Das hier ist eine Sache zwischen dir und mir. Warum ziehst du sie mit hinein?«
    »Was wäre wohl, wenn ich sie laufenlasse? Du verwandelst dich in eine Schlange und ich bin schneller tot, als ich schießen kann.«
    »Niemand hier muss sterben, Val.«
    Aber Valerie ließ sich darauf nicht ein. »Nun nimm schon das Besteck vom Schreibtisch und spritz dir das Zeug.«
    »Was dann?«
    »Michele wird gleich wieder hier sein. Du bleibst ein Mensch, wenn du dir das Serum spritzt. Er will das so.«
    »Und was willst du ?«
    »Dass du endlich tust, was ich sage!«
    Rosa wusste, dass sie tot war, wenn Michele sie als Mensch in die Klauen bekam. Ihre Chancen als Schlange waren nicht viel größer, aber in Menschengestalt würde er sie vor Alessandros Augen in Stücke reißen.
    Was voraussetzte, dass Alessandro in der Nähe war.
    Valerie fluchte, weil Rosa sich noch immer nicht in Bewegung setzte. Dann drückte sie ab.
    Der Schuss hallte ohrenbetäubend von den Täfelungen wider und musste im ganzen Palazzo zu hören sein. Irgendwo in den endlosen Korridoren würde sich Michele jetzt umgehend auf den Rückweg zum Arbeitszimmer machen.
    Valerie hatte die Waffe gesenkt. Die Kugel hatte nicht Ioles Kopf gegolten. Einen Moment lang glaubte Rosa, dass der Schuss Ioles Knie zertrümmert hatte.
    Das Mädchen war kreidebleich, ihre Augen gerötet, aber sie saß schreckensstarr aufrecht. Rauch, vielleicht auch Staub, wölkte aus einem Einschussloch in der Couch, unmittelbar neben ihrem Bein.
    »Die Spritze!«, verlangte Valerie erneut.
    Rosa ging hinüber zum Schreibtisch. Sie widerstand dem Drang, über die Schulter durch den Rundbogen zu blicken. Falls sie entdecken würde, dass der riesige Leopard aus dem Dämmerschein der Nachtlampen auf sie zuraste, würde sie das nur lähmen.
    Sie streckte die Hand aus und nahm die Spritze aus dem Lichtkreis der Schreibtischlampe. Das Serum funkelte golden.
    »Mach schon«, sagte Valerie.
    Rosa streckte den linken Arm. »Du hast mehr Erfahrung in so was als ich. Vielleicht solltest du mir helfen.«
    »Weil ich ja auch total bescheuert bin. Du schaffst das schon allein.«
    Iole stieß einen Schmerzenslaut aus, als Valerie ihr die Pistole in die Rippen rammte.
    Rosa setzte die Kanüle an, atmete tief durch und stach sie sich in den Arm. Es tat zehnmal mehr weh als beim Arzt.
    »Alles«, verlangte Valerie, »bis auf den letzten Tropfen.«
    Das Serum strömte in Rosas Arm. Sie wusste, dass Ärzteeinem die meisten Injektionen direkt in die Vene setzten. Obwohl sie unter ihrer hellen Haut die Adern deutlich erkennen konnte, hatte sie danebengezielt. Wenn sie sich das Serum unmittelbar unter die Haut spritzte statt in den Blutkreislauf, dauerte es vielleicht länger, ehe die Wirkung einsetzte. Rund um den Einstich bildete sich bereits eine Beule, weil sich die Flüssigkeit nicht rasch genug verteilte.
    Trotzdem drückte sie die Spritze vollständig aus, riss sie aus dem Arm und schleuderte sie zu Valerie aufs Sofa. Die zuckte zusammen, blickte auf das leere Röhrchen und nickte. »Okay«, sagte sie. »Michele ist gleich hier.«
    Rosa legte die Hand über die Ausbeulung und tat, als massiere sie die Stelle. Ob sie so wirklich eine Verzögerung erreichte, wusste sie nicht; auch nicht, wie lang sie sein würde. Sie musste sich so schnell wie möglich verwandeln.
    Aber die Pistole blieb weiterhin auf Iole gerichtet. Valerie schien zu allem fähig, um Michele ihre Liebe zu beweisen.
    »Was ist mit Mattia?«, fragte Rosa. »War das alles nur gespielt? Fühlst du gar nichts

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