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Arkadien 02 - Arkadien brennt

Titel: Arkadien 02 - Arkadien brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Straße ebenso gut auf dem Mond liegen können.
    Das verdammte Gitter war zu eng.
    Ihr bernsteinfarbener Schlangenkörper war an der dicksten Stelle so breit wie ein Oberschenkel. Nie und nimmer würde sie ihn durch die feinen Stahlmaschen zwängen können, selbst wenn es ihr gelänge, das Fensterglas einzudrücken, ohne sich selbst zu enthaupten.
    Ihr Kopf zuckte herum, als vom Eingang her ein metallisches Knirschen ertönte. Der Lichtpunkt des Schneidbrenners loderte in schmerzhafter Intensität, während er noch einmal an der glühenden Spur entlangwanderte. Mattia stand reglos im Halbdunkel, den Eimer mit dem stinkenden Lösungsmittel in der Hand.
    Er sah zu ihr herüber. »Das andere Fenster! Beeil dich!«
    Während der Glutpunkt im Eisen die letzten Zentimeter seines Weges zurücklegte, glitt Rosa zum Nachbarfenster. Die Scheibe war nur angelehnt, sie konnte sie mühelos mit ihrem Kopf öffnen. Lautlos schwang das Fenster nach innen, sofort wehte eiskalte Nachtluft herein. Mattia hatte auch hier vorgesorgt. Das Gitter selbst war so engmaschig wie vor den anderen Scheiben, aber nun entdeckte sie, dass die fingerlangen Schrauben, die es hielten, entfernt worden waren. Es stand lose im Fensterrahmen, ein entschlossener Stoß von innen würde genügen, um es –
    Ein Umriss schob sich durch die Büsche. Zweige brachen unter mächtigen Pranken. Ein muskulöser Körper mit Tigerfell.
    Die Raubkatze patrouillierte an der Rückseite des Bootshauses. Während Rosa sie noch anstarrte, hob der Tiger den Schädel und sah genau in ihre Richtung. Ihre Blicke trafen sich. Er riss das Maul auf und stieß ein kämpferisches Brüllen aus.
    Hinter Rosa ertönte wieder das Scheppern von Fußtritten gegen die Eisentür. Diesmal gab die glühende Schnittkante nach. Noch während sie herumfuhr, sah Rosa, wie die Tür nach innen schwang. Die Umrisse zweier Männer erschienen. Der eine mit dem Schneidbrenner, dessen Flammenklinge wie ein verkniffenes Auge in der Dunkelheit loderte; der andere mit einer Schrotflinte im Anschlag.
    Mattia schleuderte ihnen den Inhalt des Eimers entgegen. Das Lösungsmittel entzündete sich im Flug an der Flamme. Die Explosion hüllte die Männer ein, verwandelte sie in lebende Fackeln. Schreiend taumelten sie auseinander. Die Waffe fiel zu Boden, der Schneidbrenner erlosch. Die brennende Flüssigkeit loderte im Türrahmen und auf dem Boden vor dem Eingang.
    Rosa war für einen Moment geblendet. Sekundenlang sah sie nur Helligkeit, wurde vom Gestank der Chemikalien fast betäubt und hörte kaum etwas außer dem Kreischen der Männer. Mattia wurde innerhalb eines Atemzugs zum Panther undsetzte mit einem Sprung durch die Flammen. Glutnester in seinem Pelz zogen winzige Lichtspuren nach sich.
    Rosa war jetzt allein im Bootshaus. Sie wandte sich wieder dem Fenster zu, in der Hoffnung, dass der Tiger vom Lärm und von der Hitze vertrieben worden war. Stattdessen aber war er näher gekommen, blickte geradewegs zu ihr herein. Er stand auf den Hinterläufen und stützte sich mit den Vorderpranken auf der Fensterbank ab. Der Feuerschein irrlichterte in seinen Augen, glitzernder Speichel troff von seinen Fängen. Rosa hätte es besser wissen müssen, als mit dem Verstand eines Tieres zu rechnen; das dort war ein Mensch in Tigergestalt, und er hatte längst begriffen, was sie vorhatte. Im nächsten Moment würde er bemerken, dass das Gitter nur lose im Fenster hing, würde es nach außen zerren und mit einem Satz bei ihr im Raum sein.
    Abrupt sank sie nach unten und glitt unter den Tischen hindurch in Richtung Tür. Die Hitze wurde schlimmer, Rosas Sicht in all dem Glühen und Wabern immer schlechter. Der Lärm ließ sich nicht mehr zu Stimmen entwirren: ein Chaos aus menschlichen Schreien, loderndem Feuer und dem Gebrüll der Panthera. Hatten sie Mattia erwischt? Warteten sie darauf, dass Rosa einen Weg ins Freie fand? Oder hatten sie den Rückzug angetreten, wohl wissend, dass keine noch so hohe Bestechungssumme die Feuerwehr fernhalten konnte?
    Rosa erkannte erst, dass es auch über ihr brannte, als flammende Segelfetzen um sie herum zu Boden sanken. Spritzer des Lösungsmittels mussten die Glut bis zu den vorderen Tischen getragen haben. Gleich mehrere Modellboote waren in Brand geraten, schon sprang das Feuer von einem Tisch zum anderen über, angefacht vom Durchzug zwischen dem Eingang und dem offenen Fenster.
    Der einzige Weg ins Freie führte durch die Tür. Davor und dahinter brannte in weitem Umkreis der

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