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Arkadien 03 - Arkadien fällt

Arkadien 03 - Arkadien fällt

Titel: Arkadien 03 - Arkadien fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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aufschlug. Jedes Kapitel behandelte eine historische Katastrophe, die Überschrift verwies auf den jeweiligen Ort. Wahllos las sie einige der Namen. Sodom und Gomorrha. Alexandria. Karthago. Santorin. Sizilien.
    Und irgendwo dazwischen – Arkadien.
    Sie blätterte weiter, überflog ein paar Sätze des Vorworts. Nicht halb so reißerisch, wie sie erwartet hatte. Dann den Anfang des Sizilien-Kapitels. Anscheinend ging es darin sowohl um Ausbrüche des Ätna wie auch um das Beben von Messina.
    Das Kapitel über Arkadien begann mit den Worten:
    Arkadien mag in seiner wechselvollen Geschichte vieles gewesen sein, aber eines ganz sicher nicht: das Paradies auf Erden, zu dem es die Mythen späterer Generationen –
    Ein Geräusch, vorne im Laden.
    Rosa machte die Lampe am Lesepult aus und klappte das Buch zu, ließ aber den Finger zwischen den Seiten stecken.
    Unter der Holztür am Ende des Korridors erglühte eine waagerechte Linie. Im Zimmer dahinter war das Licht eingeschaltet worden. Schlurfende Schritte. Der alte Mann war noch einmal zurückgekehrt.
    Sie hörte ihn im vorderen Raum rumoren, während sie auf Zehenspitzen zurück zum Fenster schlich. Das Buch durch die zerbrochene Scheibe nach draußen zu werfen hätte ein Geräusch verursacht. Sie wollte kein Risiko mehr eingehen. Kurzerhand legte sie es aufgeschlagen auf den Boden und riss die Seiten des Arkadien-Kapitels heraus.
    Die Schritte im Vorzimmer kamen näher.
    Sie ließ den dünnen Papierstapel liegen und versuchte, ein Lesepult anzuheben, um es unter das Fenster zu wuchten. Es war verflucht schwer – und knarrte, als sie es wieder absetzte.
    Der alte Mann im Vorzimmer blieb stehen.
    Rosa wurde zur Schlange.
    Die Verbindungstür flog auf. Licht flutete den Korridor hinab durchs Gitter.
    Mit dem Maul schnappte sie sich das Arkadien-Kapitel, glitt am Lesepult nach oben, stieß sich ab und schnellte das letzte Stück bis zum Fenster empor. Es gelang ihr, den Kopf mit dem zerknitterten Papier durch die Eisenstäbe zu schieben. Hastig zog sie den Rest ihres Körpers hinterher.
    Der alte Mann rief etwas. Seine Schritte erreichten die Tür. Schlüssel klirrten.
    Rosa schob sich ins Freie und fürchtete, im Fenstergitter stecken zu bleiben, halb im Raum, halb draußen. Aber dann zog das Gewicht ihrer vorderen Körperhälfte die hintere mit sich und sie fiel in die Tiefe.
    Sie hörte, wie der Mann die Tür aufstieß und ins Zimmer stürzte. Er musste sie noch gesehen haben, vielleicht sogar den Papierstapel in ihrem Schlangenmaul.
    Sie kam am Boden auf, zischte, als ihr ganzes Körpergewicht ihren Schädel begrub, glitt unter den eigenen Schlingen hervor und schlängelte sich zur Hoftür. Ihre Kleider lagen noch davor. Hektisch versuchte sie, die Sachen mit dem Kopf durch den Spalt unter der Tür zu schieben, ohne dabei die Buchseiten zu verlieren.
    Der Antiquar machte sich an der Außentür zu schaffen, ein Sicherheitsschloss nach dem anderen schnappte auf.
    Rosa ließ die Kleidungsstücke zurück, stieß durch den Spalt auf die Gasse und jagte über das Pflaster davon, das Arkadien-Kapitel zwischen den Zähnen. In blitzschnellen Wellen wand sie sich am Fuß der Hausmauer entlang, fort von der Hoftür, fort von dem alten Mann, der als Silhouette im offenen Durchgang stand und reglos hinter ihr her in die Finsternis blickte.

Arkadisches Erbe
    A ls Rosa den Transporter erreichte, war Aliza tot.
    »Was ist passiert?«
    Alessandro hob abwehrend beide Hände. »Sie wollte abhauen.«
    Er trug frische Kleidung, die zweite Garnitur, die sie bei dem Straßenhändler in Gela gekauft hatten. Sein Haar war nass, er musste sich so gut es ging mit Wasser aus einer der Plastikflaschen gewaschen haben.
    »Und das hat dir gut in den Kram gepasst, oder?« Rosa war außer Atem, hatte nichts an und war gerade erst durch dorniges Buschwerk auf die kleine Lichtung im Berghang gestolpert. Den größten Teil des Weges hatte sie als Schlange zurückgelegt und vorher keine Ahnung gehabt, wie kräftezehrend das sein würde. Im Augenblick wünschte sie sich, alles Mögliche zu sein – Panthera, Harpyie, Hunding –, nur keine verdammte Lamia. Ohne Beine.
    Alessandros Nerven lagen so blank wie ihre. »Scheiße, sie ist auf mich losgegangen!«
    »Sie war eingesperrt. In einem Stahlkasten. Wie –« Sie verstummte, atmete tief durch und musterte ihn. »Ist dir was passiert? Bist du verletzt?«
    Kopfschüttelnd winkte er ab. »Erst ist sie hinten im Wagen völlig durchgedreht und hat

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