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Arkadien 03 - Arkadien fällt

Arkadien 03 - Arkadien fällt

Titel: Arkadien 03 - Arkadien fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Denk so was nicht von mir. Sie hat mich angegriffen, und sie hätte mich umgebracht, wenn ich nicht schneller gewesen wäre als sie.«
    Sie legte eine Hand an seine Wange und spürte, wie kalt sie war. »Ich hätte das vorhin nicht sagen sollen. Erst die ewige Warterei in der Stadt, dann die Sache mit Moris Buch. Der Antiquar hat mich gesehen, ich meine, er hat mich als Schlange gesehen – und ich hab keine Ahnung, ob das schlimm ist oder nicht. Er hat Mori gekannt, und vielleicht weiß er alles über Arkadien und über uns. Hoffentlich hält er den Mund, damit es ihm nicht genauso ergeht wie Mori.«
    Er berührte ihre Hand mit seiner, und eine Weile standen sie nur da und sahen einander an.
    Schließlich sagte sie: »Wenn wir unterwegs sind, erzähle ich dir, was passiert ist. Und ich will lesen, was Mori über Arkadien geschrieben hat. Aber da ist noch –«
    »Iole.«
    Sie nickte mit zusammengekniffenen Lippen.
    »Wir können nichts tun, oder?« Seine Miene verhärtete sich wieder. »Wir sind so verdammt hilflos.«
    »Wenn wir Sizilien verlassen und die Polizei davon erfährt … wenn sie uns nicht mehr hier suchen und das bis zu den Clans vordringt, glaubst du, dann ziehen sie sich von der Isola Luna zurück?«
    »Vielleicht.«
    Das reichte nicht. Natürlich nicht. Aber welche Alternativen blieben ihnen schon?
    »Diese falschen Pässe und die Tickets«, sagte sie, »kommen wir an die ran?«
    »Quattrini hat nur gewusst, dass ich welche hab anfertigen lassen. Ein paar Tage lang haben sie in einem Schließfach in Syrakus gelegen, aber da sind sie nicht mehr. Ich hab sie aus der Stadt rausgebracht. Jetzt sind sie in einem verlassenen Bauernhaus versteckt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendwer sie dort findet.«
    Über ihnen in der Nacht erklangen Vogelschreie.
    Alessandro spähte hinauf in die Finsternis.
    Ein zweiter Vogel antwortete, ein dritter kreischte in den Baumkronen unten im Hang.
    »Sind sie das?«, wisperte sie.
    »Alizas Geschrei muss sie hergelockt haben.« Er wirbelte herum und folgte mit den Augen einer Bewegung über den Bäumen. »Die werden gleich hier sein.«
    Sie rannten los.

Florindas Furcht
    S ie nahmen den Trampelpfad, den Rosa heraufgekommen war, erreichten eine Straße und folgten ihr bis zu einem kleinen Parkplatz. Dahinter erhoben sich die ersten Häuser von Ragusa Ibla.
    Vom Berghang her erklang zorniges Vogelkreischen, selbst hier unten im Tal war es noch erschreckend laut.
    »Sie haben Aliza gefunden.« Alessandro nahm Rosa die Reisetasche ab und warf sie sich im Laufen über die Schulter. Es war nicht viel darin, aber ohne sie fühlte sie sich schneller und flinker.
    Sie liefen eine Gasse hinauf, dann eine breite Treppe. Im gelbstichigen Schein einer Straßenlaterne standen drei Taxis. Alle waren verlassen. Rosas Hände zitterten viel zu sehr, als dass sie sich zugetraut hätte, einen der Wagen zu knacken. Außerdem hatten sie kein Werkzeug.
    Aus dem Eingang einer kleinen Bar trat ein Mann und biss gerade in ein getoastetes Weißbrot mit heißem Gemüse. Er nuschelte etwas, schluckte hinunter und fragte noch einmal: »Braucht ihr ein Taxi?«
    Sie nickten.
    »Kann ich erst aufessen?«
    »Wenn wir im Wagen warten können«, sagte Alessandro. Rosa unterdrückte den Impuls, erneut zum Himmel aufzuschauen.
    Der Fahrer hielt kurz inne, blickte an ihnen vorbei zu der Treppengasse, runzelte die Stirn. »Okay«, sagte er, entriegelte mit der Fernbedienung die Türen und gab ihnen einen Wink. »Ich brauch nur ’ne Minute.«
    Wenig später verließen sie Ibla und fuhren ins moderne Zentrum von Ragusa. Das Taxi bog auf einen runden Platz voller Bauzäune mit Konzert- und Werbeplakaten. Palmen raschelten im Wind. Der Bahnhof befand sich auf der anderen Seite, ein unscheinbares, zweistöckiges Gebäude. Die Zeiger einer Uhr auf dem Dach standen auf kurz nach halb elf.
    »Wenn ihr euch beeilt –«, begann der Fahrer, als er den Wagen zum Stehen brachte.
    »Danke.« Alessandro reichte ihm einen Schein, während Rosa schon ausstieg.
    Sie hatte das Gefühl, leicht geduckt laufen zu müssen. Doch falls die Harpyien ihnen gefolgt waren, zeigten sie sich nicht. Nur eine Handvoll Menschen war vor dem Bahnhof zu sehen, die meisten mussten eben angekommen sein und beeilten sich, von hier fortzukommen. Keine einladende Gegend.
    »Schnell!« Alessandro nahm sie bei der Hand. Nach einem letzten Blick zum Nachthimmel betraten sie die Bahnhofshalle. Mit einem Dach über dem Kopf fühlte sich Rosa

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